Kommentar Düsseldorf Auch hier gilt: Das Bessere ist der Feind des Guten

Düsseldorf · Eins vorab: Es gibt einige gute und nachvollziehbare Gründe, das Ende des Tausendfüßlers zu bedauern. Sie sind vor allem emotionaler Natur: Kein Düsseldorfer, der dieses Bauwerk nicht kennt, hundert-, wenn nicht tausendfach drüber gefahren ist auf dem Weg durch die Stadt und von oben einen ganz besonderen (allerdings kurzen) Blick hatte auf Schadowstraße und Gustaf-Gründgens-Platz. Und keiner, der nicht den Weg kennt darunter her – dort aber auch das beklemmende Gefühl, unter einer Betonmasse unterwegs zu sein, die seit Jahren nicht mehr ansehnlich war. Kurz: Der Tausendfüßler gehörte zu Düsseldorf, war typisches Merkmal dieser Stadt, hat gute Dienste getan als Ader für einen reibungslosen Verkehrsfluss.

Die Neuerungen rund um den Kö-Bogen
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Die Neuerungen rund um den Kö-Bogen

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Eins vorab: Es gibt einige gute und nachvollziehbare Gründe, das Ende des Tausendfüßlers zu bedauern. Sie sind vor allem emotionaler Natur: Kein Düsseldorfer, der dieses Bauwerk nicht kennt, hundert-, wenn nicht tausendfach drüber gefahren ist auf dem Weg durch die Stadt und von oben einen ganz besonderen (allerdings kurzen) Blick hatte auf Schadowstraße und Gustaf-Gründgens-Platz. Und keiner, der nicht den Weg kennt darunter her — dort aber auch das beklemmende Gefühl, unter einer Betonmasse unterwegs zu sein, die seit Jahren nicht mehr ansehnlich war. Kurz: Der Tausendfüßler gehörte zu Düsseldorf, war typisches Merkmal dieser Stadt, hat gute Dienste getan als Ader für einen reibungslosen Verkehrsfluss.

Aber nun ist seine Zeit vorbei. So wie das alte Messegelände an der Fischerstraße in den 70ern nicht mehr genügte, und wie die stark befahrene Rheinuferstraße durch den Tunnel überflüssig wurde.

Aus heutiger Sicht waren alle diese Entscheidungen — seinerzeit hoch umstritten — vernünftig und am Ende segensreich für die Stadt. Die Messe prosperierte vorbildlich, Düsseldorfs Rheinuferpromenade ist bildschön und lockt unzählige Menschen an den Strom.

Schon in wenigen Jahren wird man so positiv auch das Ende der Hochstraße einschätzen: Der Kö-Bogen, eine neu gestaltete Schadowstraße (ohne Baustellen — derzeit fast unvorstellbar!) und ein Martin-Luther-Platz, der ohne Barriere bis zur Immermannstraße und Klosterstraße reicht — das Herz der City weitet sich, bekommt mehr Licht, das Ganze wird großzügiger. Die Straßen dahinter, zur Zeit noch wie abgeschnitten vom anderen Teil der Innenstadt, erleben eine Auffrischung, von der auch der Bereich vor dem Bahnhof profitiert.

Daher: Es ist richtig, das Relikt aus den 60er Jahren zu beseitigen. Bliebe es erhalten, hätte es das gesamte Konzept Kö-Bogen konterkariert. So, als verunziere man ein schickes Kleid mit ausgelatschten (wenn auch bequemen) Schuhen. Der Tausendfüßler war gut über die Zeit, aber die neue Straßenführung unter der Erde ist besser — vor allem für die Menschen, die dort bald — ohne auf Autos achten zu müssen — flanieren können.

Ein teures Vergnügen? Ja, die Stadt investiert — wie bei der Messe und am Rhein — viele Millionen. Aber das ist gut angelegtes Geld!

(RP/top)
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