Dormagen Eine Ausstellung voller Gegensätze

Knechtsteden · Sylvia Vieten, Jutta Sonnberger und Roswitha Müller-Krüger zeigen ihre zum Teil sehr unterschiedlichen Werke bei einer neuen Ausstellung in den Räumen des Kunstvereins Galerie-Werkstatt Knechtsteden.

„Triomenal“ ist die Ausstellung betitelt, die seit Samstag in den Schauräumen der Galerie-Werkstatt Knechtsteden zu sehen ist. Eine Wortschöpfung, so außergewöhnlich wie die Werkschau an sich: Sie vereint nicht nur drei Künstlerinnen, die privat eng miteinander verbunden sind, sondern Mal- und Zeichentechniken sowie Bildhauerei über die Grenzen der Fachbereiche hinweg.

Sylvia Vieten, Jahrgang 1969, ist seit 2011 Mitglied der Galeriewerkstatt, hat zuvor ein berufsbegleitendes Kunststudium absolviert. Mensch und Natur ziehen sich als Themen durch ihr Schaffen. „Ein Bild entsteht, während ich es male. Ich muss den Mut haben, die Entwicklung anzunehmen und den ursprünglichen Plan zu ändern“, beschreibt Vieten ihre künstlerische Herangehensweise. So blieb ihre Skizze eines Beduinenmädchens auf ockergoldenem Hintergrund wie Wüstensand eben eine Skizze. Die Ausarbeitung in Öl verwarf Vieten, denn „Farbe hätte dem Bild viel genommen“. Zwei Fußpaare am Strand, stille Eintracht zweier Gestalten auf der Sitzbank mit Blick auf das Meer – Vieten thematisiert die zufälligen Begegnungen, reduziert und ohne Beiwerk.

Wer durch die Ausstellung geht, erlebt Gegensätze: Sehr konkrete Bilder kontrastieren mit ungegenständlichen Darstellungen, Kreide-Monotypien mit Acryl- und Ölgemälden, Aquarellen mit Collagen. Mittendrin stehen die Speckstein-Skulpturen von Jutta Sonnberger. Hier ein draller Frauenkörper, dort die Unendlichkeit. Eine Skulptur mit dem Titel „Doppelgesicht“, die zwei einander abgewandte Antlitze zeigt und von der schwarz-weißen Maserung auf den ersten Blick aus Marmor sein könnte, gleich gegenüber ein Vogel. Sonnbergers Werke sind jadegrün, türkis, braun, schwarz. Sie zeigen neben den Inspirationen der Künstlerin augenfällig den Facettenreichtum des Werkstoffs Speckstein. Sonnberger, Gastausstellerin und kein Mitglied der Galerie-Werkstatt, hat das Material vor vier Jahren für sich entdeckt. Es „spricht“ mit ihr, sagt sie: „Bei der Bearbeitung des Steins kommen immer neue Maserungen, Strukturen und Brüche zum Vorschein, auf die ich Rücksicht nehmen muss.“

Gleich neben dem Eingang trifft der Besucher auf die Skulptur „Abschied und Neubeginn“. Glänzend blank polierte , blattähnliche Strukturen streben gen Himmel, wurzeln unten in einem bewusst rau belassenen Fundament: Hier geht es um das Ende des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland, aus dem sich neue Perspektiven aufzeigen. So gegenständlich wird es bei Roswitha Müller-Krüger selten. Die Erkratherin zeigt in Knechtsteden zwar auch Porträts in Kreide, der größere Teil ihres ausgestellten Oeuvres ist jedoch der abstrakten Malerei zuzuordnen. Müller-Krüger gibt dem Betrachter somit Raum, „seine Wirklichkeit, seinen ,Blickwinkel` darin zu finden“. Gerade stellt sie ein neues Projekt vor: Für das Buch „Die unsichtbaren Städte“ des Autors Italo Camino, eine Sammlung von literarischen Porträts fiktiver Städte, hat Roswitha Müller-Krüger bildliche Darstellungen dieser Nicht-Orte geschaffen und sich ganz unterschiedlicher Techniken bedient. Einige dieser Werke, etwa „Cäcilia ist überall“, zeigt sie in Knechtsteden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort