Dormagen Das Kind trägt keine Schuld

Dormagen · Hackenbroich Das Kriminalkommissariat Vorbeugung des Rhein-Kreises Neuss und die Stadt-Elternschaft Dormagen laden heute Abend, 19.30 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung zum Thema "Wie schütze ich mein Kind vor sexualisierter Gewalt" in das Schulzentrum Hackenbroich ein. NGZ-Mitarbeiterin Julia Lörcks sprach vorab mit der Referentin Sabine Rosenthal-Aussem über dieses Thema.

 Sabine Rosenthal-Aussem vom Kommissariat Vorbeugung.

Sabine Rosenthal-Aussem vom Kommissariat Vorbeugung.

Foto: NGZ

Hackenbroich Das Kriminalkommissariat Vorbeugung des Rhein-Kreises Neuss und die Stadt-Elternschaft Dormagen laden heute Abend, 19.30 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung zum Thema "Wie schütze ich mein Kind vor sexualisierter Gewalt" in das Schulzentrum Hackenbroich ein. NGZ-Mitarbeiterin Julia Lörcks sprach vorab mit der Referentin Sabine Rosenthal-Aussem über dieses Thema.

Sabine Rosenthal-Aussem Sexualisierte Gewalt an Kindern ist gegeben, wenn der Täter sexuelle Handlungen an oder vor einem Kind vornimmt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Der Täter muss dabei nicht unbedingt körperliche Gewalt anwenden, häufig manipulieren sie die Kinder "nur" durch Drohungen oder Versprechungen. Sein Hauptanliegen ist dabei die Unterwerfung und Demonstration von Macht und Dominanz. Die Bandbreite beim Missbrauch ist allerdings vielfältig - sie reicht von verbalen Belästigungen, sexuellen Berührungen und exhibitionistischen Handlungen bis hin zu schweren Fällen von Vergewaltigungen und Kinderpornographie.

Rosenthal-Aussem Ein liebevolles und verständnisvolles Elternhaus, in dem Kinder Wertschätzung und Aufmerksamkeit erfahren, ist eine wichtige Basis für die Prävention. Denn die Täter suchen sich häufig Kinder aus, die sich zuhause nicht geliebt und verstanden fühlen. Zudem suchen sich Täter oft "bequeme Opfer" aus. Kinder, die nicht über das nötige Selbstbewusstsein verfügen, die nicht gelernt haben "Nein" zu sagen. Wir stellen häufig fest, dass die Opfer gar nicht oder nur unzureichend über Sexualität aufgeklärt sind. Sie können nicht bewerten oder beschreiben, was passiert ist. Ein Kind, was jedoch über Sexualität aufgeklärt ist, kann auch begreifen, dass Erwachsene keinen Sex mit Kindern haben dürfen.

Rosenthal-Aussem Der allerwichtigste Grundsatz ist, dass Kinder nie an einem Missbrauch schuld sind. Es ist immer der Täter, der die Grenzen überschreitet. Glauben Sie ihrem Kind und machen ihm keine Vorwürfe. Ermutigen Sie ihr Kind, sich zu öffnen, ohne allzu drängende Fragen zu stellen. Suchen Sie sich in jedem Fall fachliche Hilfe. Neben dem Spezialwissen verfügen Fachstellen auch über eine gewisse Distanz und Objektivität.

Rosenthal-Aussem Kinder, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, senden nahezu immer Signale aus. Sie sind nur schwer zu erkennen. Es hängt natürlich auch von der Art und Schwere des Missbrauchs ab. Wenn Kinder ihr Verhalten ändern - fröhliche Kinder machen beispielsweise einen depressiven Eindruck, friedliebende Kinder verhalten sich aggressiv - so deutet diese Verhaltensänderung darauf hin, dass das Kind ein ernstes Problem hat. Nun ist es an den Bezugspersonen, die Ursache dieses Problems zu ergründen. Eine Möglichkeit kann dann ein Missbrauch sein. Wichtig ist es, diese Veränderungen zu bemerken und ihnen nachzugehen.

Rosenthal-Aussem Fast 85 % der Täter sind männlich, wobei die Täterschaft quer durch soziale Schichtungen und Kulturen geht. Besorgniserregend ist die zunehmende Zahl junger pädosexueller Täter. In den meisten Fällen handeln sie sehr planvoll und gehen systematisch auf die Suche nach geeigneten Opfern. Oft ist es auch so, dass der Täter aus dem familiären oder sozialen Umfeld des Opfers stammt.

Rosenthal-Aussem Der Rhein-Kreis Neuss verfügt über ein dichtes Netz von Hilfsangeboten bei den örtlichen Jugendämtern, den kommunalen und freien Familienberatungsstellen und der Ambulanz für Kinderschutz in Neuss. Mit der Berufsgruppe gegen sexuellen Missbrauch von Kindern befinden sich kreisweit alle öffentlichen Einrichtungen, die mit Kindesmissbrauch befasst sind, auch die Polizeibehörde, in einem dichten Netzwerk, dass der gemeinsamen Präventionsarbeit dient.

Rosenthal-Aussem Patentlösungen kann niemand bieten, auch kein so genanntes "Rundum-sorglos-Sicherheitspaket". Eltern und pädagogische Einrichtungen wie Schule oder Kindergarten können nur eins machen: Sie können gemeinsam die Kinder für die Gefahren des sexuellen Missbrauchs sensibilisieren und versuchen die Entwicklung eines starken Selbstbewusstseins und einer starken Selbstbehauptung fördern.

(NGZ)
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