Dormagen „Freundlich, schnell und nett“

Dormagen · Dormagen Mit einer großen, gelben Kiste voller Briefe, Kuverts und Zeitschriften in den Händen kommt sie zur Beladestelle. Es ist acht Uhr morgens - Postschluss für Dormagens Briefträger. Zustellerin Inge Müsch (46) bepackt ihr gelbes Rad. Ihr Postfahrrad. Links die großen Umschläge, rechts die Kleinen.

 Postbotin Inge Müsch bei ihrer Arbeit in Hackenbroich.

Postbotin Inge Müsch bei ihrer Arbeit in Hackenbroich.

Foto: H. Jazyk

Dormagen Mit einer großen, gelben Kiste voller Briefe, Kuverts und Zeitschriften in den Händen kommt sie zur Beladestelle. Es ist acht Uhr morgens - Postschluss für Dormagens Briefträger. Zustellerin Inge Müsch (46) bepackt ihr gelbes Rad. Ihr Postfahrrad. Links die großen Umschläge, rechts die Kleinen.

"Die Pakete nicht zu vergessen. Die kommen nach hinten", sagt Müsch mit einer freundlichen Stimme. Trotz Nieselregen und frischen Temperaturen hat die kleine Frau mit Brille und braunen Haaren ihre gute Laune nicht vergessen. Bedauert werden dürfte sie bei Regen, beneidet bei Sonnenschein - doch Inge Müsch ist jedes Wetter recht. "Ich sag immer: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.'"

Es ist "Regenjackentag". Es nieselt - doch von trüber Stimmung keine Spur. Mit Elan und einem Lächeln im Gesicht steigt Inge Müsch auf ihren Dienst-Drahtesel mit Fünfgangschaltung und Hydraulikständer. "Im Laufe der Jahre hat sich das Postfahrrad zu einem richtigen modernen Fortbewegungsmittel entwickelt. Es ist lang nicht mehr so mühsam zu fahren wie früher", erzählt Müsch.

Und sie muss es doch wissen, schließlich fährt sie seit 15 Jahren mit dem Rad von Dormagen nach Hackenbroich. Und bis in den Süden von Dormagen sind immerhin 4,5 Kilometer Anfahrtsweg zu bewältigen.

In Postfachkreisen wird der Osten von Hackenbroich auch "Zustellbezirk 14" genannt. Es ist Müschs Gebiet. Einer von 23 Zustellbezirken in Dormagen. Ihr Bereich, 879 Haushalte und 37 Straßen, die sie berufsbedingt in- und auswendig kennt. Sie weiß, wo lang geschlafen wird, wo die schönsten Blumen im Garten stehen und wo so manch ein Vierbeiner lauert. Einmal wurde sie auch gebissen. "Das war auf dem Hinweg nach Hackenbroich", erinnert sich Müsch. "Die Hunde in meinem Bezirk kennen mich. Da brauche ich keine Angst zu haben."

Nicht nur die Hunde, auch die Herrchen kennen ihre Zustellerin. "Frau Müsch ist das Beste was uns passieren konnte. Sie ist freundlich, schnell und nett. Meist netter als die Post, die sie uns bringt", sagt Burgi Krusch, die mit ihrem Mann Johannes in einem Einfamilienhaus in Hackenbroich wohnt. In einem von vielen. Denn Inge Müschs Zustellbezirk zeichnet sich durch Einfamilienhäuser aus. Ein Vorteil, wie sie findet. "Das ist nicht so anonym", sagt Müsch, die gerne ein Pläuschchen mit ihren Kunden hält. "Da wird über Fußball, persönliche Dinge oder das Wetter geredet."

Ein weiterer Pluspunkt: "Hier draußen bin ich mein eigener Chef. Hier redet mir niemand rein", sagt Inge Müsch. Bis circa 14 Uhr, an einem Donnerstag kann es wegen der vielen Fernsehzeitungen auch schon einmal ein bisschen später werden, hat sie ihre 30 Kilometer lange Tour beendet. Dienstbeginn hat die in Köln-Worringen wohnende Zustellerin, die bei schönem, das heißt bei trockenem Wetter zudem mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, übrigens um 6.30 Uhr. "Hält fit", sagt Müsch.

Inge Müsch ist eine Quereinsteigerin. "Ich habe erst eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau absolviert und bin erst später zur Post gekommen."

Später, das heißt vor 17 Jahren, als sie zwei Wochen Zeit hatte den Beruf des Briefboten mit theoretischen Seminaren und praktischen Einführungen zu erlernen. Heute lernt die Teamsprecherin, die auch die Personalplanung bei der Post in Dormagen an der Ostpreußenallee gestaltet, die Neulinge an. Sie nimmt sie mit auf ihre Tour durch Hackenbroich, erklärt ihnen die Arbeitswelt des Zustellers.

Ein Beruf mit Zukunft? Ihren Quereinstieg und ihre langjährige Berufserfahrung sieht Inge Müsch im Hinblick auf die Liberalisierung des Postmarktes am Ende des Jahres als einen wesentlichen Vorteil. Auch in dieser Hinsicht ist sie guter Dinge: "Meinen gewohnten Alltag, meinen Zustellbezirk Nummer 14, den verliere ich vielleicht. Meine Arbeit aber nicht."

(NGZ)
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