Dormagen Partnerschaft zum Wohl des Kindes

Dormagen · Dormagen "Wir wollen alle Kinder in Dormagen und ihre Eltern erreichen und Familien Hilfen anbieten", erklärt Uwe Sandvoss, Präventionsbeauftragter in der Dormagener Stadtverwaltung.

 Nicht immer macht Lernen Spaß: Kindern mit Sprachdefiziten oder anderen Schwächen bleiben oft im Unterricht zurück. Mit dem Dormagener Präventionskonzept sollen solche Benachteiligungen möglichst früh erkannt werden, um Kindern und Familien zu helfen.

Nicht immer macht Lernen Spaß: Kindern mit Sprachdefiziten oder anderen Schwächen bleiben oft im Unterricht zurück. Mit dem Dormagener Präventionskonzept sollen solche Benachteiligungen möglichst früh erkannt werden, um Kindern und Familien zu helfen.

Foto: NGZ

Möglichst früh soll Problemen in Familien entgegengewirkt werden, damit Kinder in ihrer Entwicklung nicht benachteiligt werden - von sprachlichen Defiziten bis zur seelischen Gesundheit.

Ein hoher Anspruch, dem die Jugendhilfe mit ihrem Präventionsprogramm zur frühen Förderung, Minderung und Vermeidung von Kinderarmut Schritt für Schritt näher kommen will.

"Armut in der Familie ist der wichtigste Indikator für Kinder-Benachteiligung. 1300 Kinder in Dormagen leben an der Armutsgrenze", begründete Sandvoss, der das Präventionskonzept im Schulausschuss vorstellte, den Titel.

Schon seit längerem webt die Stadt am "Netzwerk Frühe Förderung" - kurz NeFF. Das Baby-Begrüßungspaket, mit dem Mitarbeiter des Jugendamtes zu jungen Familien gehen, war ein Anfang. Das Jugendamt will sich als Partner vorstellen, nicht als Kontrolleur.

Mittlerweile wurden die Kindergärten in die Präventionskette eingebunden: So werden Familien, deren Kinder nicht in den Kindergarten gehen, besucht. Ziel ist es, dass möglichst alle Jungen und Mädchen ab drei Jahren eine Tagesstätte besuchen.

Doch die Präventionskette soll noch länger werden: Sandvoss möchte auch die Grundschulen ins Boot holen. "Die Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe, Schule und Eltern ist traditionell nicht immer so gut. Da kritisiert zuweilen einer den anderen.

Das wollen wir ändern, als Partner in der Erziehung zusammenarbeiten." Für den 1. September ist zu diesem Thema ein Fachtag mit Vertretern der Grundschulen, Offenen Ganztagsschulen und der Jugendhilfe vorgesehen.

Vorschläge für die Netzwerkarbeit machte Sandvoss bereits im Schulausschuss: Lehrer könnten ab 2008 Familien mit angehenden Erstklässlern vor dem Schulbeginn besuchen, sich einen Eindruck vom Kind und seinem Umfeld verschaffen.

"In den ersten Monaten in der Schule herrscht meistens eine positive Stimmung, die sollten wir nutzen. Und viele Eltern kennen gar nicht die möglichen Hilfsangebote von der Hausaufgabenbetreuung bis zur Elternbildung."

Außerdem sollen Mitarbeiter des Jugendamtes etwa Familien besuchen, deren Kinder nicht bei der Schulneulingsuntersuchung erschienen sind.

Die Stadt setzt auf den Dialog mit den Schulen. "Einfach verordnen kann man Engagement wie bei Hausbesuchen nicht", weiß Sandvoss. "Ich halte das Präventionsnetzwerk für einen großen Schritt in die richtige Richtung", erklärte Rudi Pehé, Leiter der Theodor-Angerhausen-Schule, gegenüber der NGZ. Pehé war auch im Ausschuss dabei.

"Unsere Schule kooperiert bereits mit anderen Grundschulen, Kindergärten und der Jugendhilfe." Nun biete sich die Möglichkeit, "viele kleinere Absätze zusammenzuführen", so Pehé, der aus dem Schulalltag berichtet: "Kinder etwa mit Sprachdefiziten können bereits Aufgabenstellungen nicht immer folgen", drohten im Unterricht zurückzubleiben.

Besuche von Lehrern in Erstklässlerfamilien kann er sich in einzelnen Fällen vorstellen. "Der Besuch aller Familien aber würde meiner Ansicht nach die Schulen überfordern."

Im Ausschuss waren Bedenken von Schulvertretern zu hören, dass die Zeit für den Besuch aller Kinder knapp sei.

Anregungen zum Präventionskonzept kamen auch aus der Politik: Dr. Dietrich Krueger (Bürger für Dormagen) regte an, dass der Hausbesuch in Familien mit Neugeborenen so gelegt werden soll, dass auch der Vater teilnehmen kann.

Auf Fragen nach dem Personalaufwand etwa im Jugendamt entgegnete Bürgermeister Heinz Hilgers: "Was wir in frühe Hilfen für Kinder investieren, spart später auch Zeit und Kosten."

Hilgers macht zudem eine Erfolgsrechnung für die Prävention in Dormagen auf: "In Dresden gab es in einem Jahr 500 Inobhutnahmen kleiner Kinder: In Dormagen mussten wir in einem halben Jahr zum Glück kein einziges Kleinkind aus der Familie nehmen."

(NGZ)
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