Dormagen "Christlichen Pilgern droht keine Gefahr"

Dormagen · Pater Nikodemus aus Jerusalem war Gast von Pfarrer Peter Stelten. Der Benediktiner-Mönch warb für mehr Interesse am Heiligen Land.

 Pfarrer Peter Stelten (l.) mit Pater Nikodemus von der Dormito-Abtei in Jerusalem, der vom Leben ins Israel erzählte.

Pfarrer Peter Stelten (l.) mit Pater Nikodemus von der Dormito-Abtei in Jerusalem, der vom Leben ins Israel erzählte.

Foto: G. Salzburg

Durchaus ungewohnten Predigten konnten die katholischen Christen am Wochenende in Dormagen, Hackenbroich und Horrem lauschen. Um die Bedeutung des Heiligen Landes für den Glauben der Christen von heute ging es da und um die reale Lage in Israel, die sich von der alltäglichen Wahrnehmung vieler Menschen deutlich unterscheidet. Gehalten hat die Predigten ein 35-jähriger Benediktiner-Mönch, der in Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg in Jerusalem arbeitet.

Als Pressesprecher der Abtei ist Pater Nikodemus Schnabel im deutschsprachigen Raum eine der markantesten katholischen Stimmen geworden, wenn es um die Lage in Israel und die Situation der Christen geht. Die sind mit gerade mal zwei Prozent der Bevölkerung zwar eine kleine Minderheit, die nach seiner Auffassung gleichwohl mehr Selbstbewusstsein zeigen sollte. "Wir sind Hüter der heiligen Stätten und Teil der weltgrößten Religion. Wir müssen zeigen, dass es hier ein christliches Leben gibt", markiert der promovierte Theologe seinen Standpunkt. Den hat er 2003 für sich gefunden, nachdem er sich im Anschluss an einen Studienaufenthalt in der Dormitio-Abtei dauerhaft für diese Ordensgemeinschaft entschied.

 Die Dormito-Abtei in Jerusalem. Dort wirkt Pater Nikodemus, der jetzt drei Tage in St. Michael zu Besuch in Dormagen war.

Die Dormito-Abtei in Jerusalem. Dort wirkt Pater Nikodemus, der jetzt drei Tage in St. Michael zu Besuch in Dormagen war.

Foto: ON

Pfarrer Peter Stelten, der Pater Nikodemus zum Abschluss dessen mehrwöchiger Europa-Reise nach Dormagen eingeladen hatte, ging es nicht zuletzt um Aufklärung in eigenen Reihen: Von 3. bis 14. September 2015 ist eine Dormagener Reise ins "Land der Bibel" geplant. Der jüngste Gaza-Krieg verängstigt manch einen Gläubigen, der durchaus bereit wäre, an einer solchen Pilger- und Studienreise teilzunehmen. Durchaus zu Unrecht, wie Pater Nikodemus sagt: "Es ist noch nie einem christlichen Pilger etwas passiert." Sowohl der Staat Israel als auch die unterschiedlichen Gruppen der Palästinenser hätten daran bei allen Gegensätzen ein vitales gemeinsames Interesse, sei doch der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Unabhängig von der konkreten Sicherheitslage bedauern Pater Nikodemus und Peter Stelten das weitgehende Desinteresse von Christen aus Europa am Heiligen Land. Das würde vielfach als eine Art "christliches Disneyland" wahrgenommen, lautet die pointierte Kritik von Pater Nikodemus, für den es vielmehr "das fünfte Evangelium" ist, wie er den heiligen Hieronymus zitiert. Ähnlich sieht es Stelten: Ein Besuch der heiligen Stätten in Bethlehem, Nazareth und Jerusalem könne eine Form der Verkündigung sein, die Predigten aufwiege. "Meine Spiritualität ist benediktinisch geprägt" sagt Stelten, der seit vielen Jahren gute Beziehungen zur Dormitio-Abtei unterhält.

Die politische Situation in Israel beurteilt Pater Nikodemus kritisch. Die ohnehin prekäre Lage der Christen habe sich durch den Gaza-Krieg weiter verschärft. Angefeindet würden sie durch nationalreligiöse Juden und Muslimen. Auf 15 Prozent schätzt er die Zahl der in Israel lebenden Muslime, die dem Islamismus zuneigten. Pater Nikodemus, der für jeden religiösen Extremismus, auch auf christlicher Seite, markige Worte findet, hat seine Entscheidung getroffen: "Ich werde dort begraben werden, sofern es Gott und der Staat Israel zulassen."

(NGZ)
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