Dormagen Breimanns Missbrauch-Buch

Dormagen · "Flieh zu den Sternen" heißt das neueste Buch von Deichgräf Eduard Breimann. Der Rheinfelder thematisiert darin Missbrauch innerhalb der Familie. Ein Thema, das nach Meinung des Autors in der aktuellen Debatte untergehe.

 Rund zwei Jahre hat Eduard Breimann an seinem neuen Buch "Flieh zu den Sternen" gearbeitet.

Rund zwei Jahre hat Eduard Breimann an seinem neuen Buch "Flieh zu den Sternen" gearbeitet.

Foto: h. jazyk

Dem dreizehnjährigen Nick, einem notorischen Schulschwänzer, werden unsägliche Dinge angetan. Die Verhältnisse, in denen er aufwächst, sind katastrophal. Seine Mutter trinkt und geht anschaffen, sein Stiefvater, ebenfalls Trinker und arbeitslos, verkauft ihn immer wieder an einen Kinderschänder. In seiner Verzweiflung versucht er der unerträglichen Realität zu entfliehen: Er sucht Zuflucht auf einem erdachten Stern.

Das Thema Missbrauch, aktueller denn je, ist Thema des neuen Buches von Eduard Breimann. "Flieh zu den Sternen" lautet der Titel des Romans, den der Autor in dieser Woche vorstellt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist allerdings zufällig: "Rund zwei Jahre hat die Arbeit an diesem Buch gedauert", so der Autor. Darin stecke natürlich der Zeitaufwand für intensives Recherchieren.

Breimann: "Missbrauch von und an Kindern und Jugendlichen, ob durch körperliche Gewalt oder in Form von sexuellen Übergriffen, ist ein abscheuliches Vergehen." Diese Kinder und Jugendlichen seien traumatisiert, litten oft ihr ganzes Leben lang unter den Folgen.

Die aktuellen Fälle hätten eine wahre Lawine losgetreten. Dabei — das lag an der Zahl der Opfer aus Klosterschulen, Kirchen und kirchlichen Einrichtungen — schaute alle Welt auf den Missbrauch in der katholischen Kirche. Leider sei dadurch der Missbrauch in der Familie fast ein wenig untergegangen. Gerade dort sei die Dunkelziffer enorm hoch. Breimann: "Welches Kind verklagt seinen Vater oder Onkel? Welche Familie geht zum Staatsanwalt?" Die Betroffenen hätten keine Chance. Sie dürften keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, litten zudem mehr als andere unter dem Trauma der versagenden Familie.

Breimann betont: "Es ist kein Zufall, dass dieser Roman den Missbrauch dieser Kinder thematisiert — es ist aber Zufall, dass nach zwei Jahren Vorarbeit das Buch in der Hochphase der Diskussion über den Missbrauch von Kindern erscheint." Viele tausend Kinder erlitten diese kaum vorstellbare Erniedrigung, jedes anders, jedes auf seine Art schrecklich. Um das als Außenstehender, als fassungsloser Zuschauer, zu verstehen, dürfe man nicht auf die Masse schauen. Das habe noch nie funktioniert. Breimann: "Ein einziges Schicksal, emotional und im Detail aufbereitet, bringt uns dieses Trauma näher." Darum steht Nick, Nikolaus Bregulla, der Protagonist dieses Buches, für alle Kinder, die solchen Verbrechern in die Finger fallen. Die Art und Weise, wie ein einsames Kind damit fertig werden muss und letztlich sogar aus dem Teufelskreis ausbrechen kann, wird durch Nick, der versagt, am Boden liegt und immer wieder aufsteht, zu einem Beispiel dafür, dass es noch Hoffnung gibt. Auch für so genannte "hoffnungslose Fälle", so der Autor.

(dhk)
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