Dormagen Das Handwerk ist enttäuscht

Dormagen · Das Konjunkturprogramm II sollte das heimische Handwerk fördern. Doch bei vielen Handwerksbetrieben kommt trotz Beteiligung an den Ausschreibungen nur wenig an.

 Siegfried Rohde, Obermeister der Bau-Innung im Rhein-Kreis Neuss: Heimische Unternehmen werden zu wenig berücksichtigt.

Siegfried Rohde, Obermeister der Bau-Innung im Rhein-Kreis Neuss: Heimische Unternehmen werden zu wenig berücksichtigt.

Foto: h. Jazyk Archiv

Es war ein Paukenschlag in den Ohren vieler heimischer Handwerker: Mit dem Konjunkturpaket II sollten sie mit Millionensummen gefördert werden. "Doch bei uns kommt nur wenig an", sagt Elektromeister Wolfgang Schieffer aus Dormagen. "In den Ausschreibungen sind Auswärtige viel billiger." Warum? "Wir haben fest angestellte Mitarbeiter und beschäftigen keine Kolonnen aus Polen", deutet Schieffer Missstände an. Auch Siegfried Rohde, Obermeister der Bau-Innung im Rhein-Kreis Neuss, hat Merkwürdigkeiten ausgemacht: "Da unterbieten Firmen aus Berlin oder aus dem Osten die heimischen Unternehmen und beauftragen dann Subunternehmer, die wiederum Subunternehmer beauftragen. Letztlich hat der Bürger den Schaden."

"Wir bemühen uns, heimischen Unternehmern eine Chance zu geben", sagt Bettina Giedinghagen, Leiterin des Rechtsamtes der Stadt Dormagen. Allerdings schränkt sie ein: "Uns sind bei öffentlichen Ausschreibungen weitgehend die Hände gebunden." Die Regel ist streng: "Grundsätzlich muss das wirtschaftlich günstigste Angebot genommen werden", so Giedinghagen. Bei Großobjekten muss sogar europaweit ausgeschrieben werden. Unter 25 000 Euro kann die Stadt freihändig Aufträge vergeben – und nutzt das aus. "Wenn möglich, berücksichtigen wir Firmen aus der Region."

Klaus Koraleski, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkerschaft Niederrhein, hat ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht: "Die Maler sind nicht unzufrieden." Anders dagegen beim Bau und anderen Gewerken: "Viele klagen gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem Osten." Wie sich die heimischen Unternehmen besser präsentieren könnten, vermag er nicht zu sagen. Auch er sieht die Gefahr von Korruption, wenn die Ausschreibungsregeln nicht streng genug ausgelegt werden. Auf der anderen Seite steht die Wirtschaftsförderung. Rohde: "Unsere Mitarbeiter leben in der Kommune."

Die Städte haben eine Handhabe, mehr heimischen Firmen mehr zu berücksichtigen: "Kleinere Lose, die sich dann an Unternehmen am Ort richten", so Koraleski. Allerdings muss auch ein Auswärtiger mitbieten können. Giedinghagen rät den Firmen, sich in jedem Fall, in die Bieterlisten aufnehmen zu lassen, die bei Aufträgen angeschrieben werden. In Dormagen steht ein Großprojekt aus dem Konjunkturpaket mit dem Bau der Feuerwache in Zons noch aus.

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(NGZ)
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