Dormagen Als das Missions-Krokodil Kinder faszinierte

Dormagen · Pater Hermann Josef Reetz plauderte beim Bibliotheksabend über Erlebnisse der "Klosterfamilie", auch mit Günter Jauch.

 Pater Hermann Josef Reetz mit einem der zahlreichen historischen Bücher in der Klosterbibliothek. Dort plauderte er aus der "Klosterfamilie".

Pater Hermann Josef Reetz mit einem der zahlreichen historischen Bücher in der Klosterbibliothek. Dort plauderte er aus der "Klosterfamilie".

Foto: LH

Sein erstes Erlebnis als Junge mit Knechtsteden war ein einschneidendes, so berichtet Pater Hermann Josef Reetz (73) den mehr als 30 Besuchern beim unterhaltsamen Bibliotheksabend in der Klosterbibliothek: "Was uns Kinder besonders berührt hat, war das Missionsmuseum mit einem Schrumpfkopf und einem knurrenden Krokodil", sagt Reetz über seine erste Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes nach Knechtsteden, auf die ihn seine Eltern vor 65 Jahren von Stommeln aus mitgenommen hatten.

"Bruder Eoban konnte die tollsten Geschichten über Afrika erzählen, obwohl er damals gar nicht dort gewesen war - und der afrikanische Schrumpfkopf eher in Mittelamerika beheimatet war." Wenn Bruder Eoban mit seinem Stock die Krokodilhaut samt Kopf zur Seite schob, gab es ein markerschütterndes Geräusch, das die Fantasie der Kinder beflügelte, erinnert Pater Reetz an das beliebte Missionsmuseum, das inzwischen geschlossen ist: "Wir haben leider kein Personal oder Geld, es zu unterhalten", erklärt Reetz, der jedoch darauf hinwies, dass alle Missions-Utensilien magazinisiert und wohl verwahrt werden: "Wer ein Missionsmuseum eröffnen will und eine nachhaltige Finanzierung sichert, kann sich gern an uns Spiritaner wenden", so Reetz, der einige "Familiengeschichten" aus dem Kloster der vergangenen 65 Jahre Revue passieren lässt und so auch über die "Kartoffelschlacht" mit Jugendlichen aus Delhoven und über die kleine Revolte der Schüler am Karnevalsdienstag 1954 aufklärt.

Jede Familie habe ihre Geschichten, über die oft - "manchmal auch zu oft" - gesprochen werde, nur schreibe sie fast niemand auf. Daher widme er nun den monatlichen Bibliotheksabend den "heiteren, skurrilen, spannenden und auch traurigen Familiengeschichten aus dem Kloster". Pater Reetz wechselt gekonnt zwischen heiteren und tiefsinnigen Sprüchen und Beschreibungen ungewöhnlicher Ereignisse wie der "Alkoholkontrolle am Blechhof mit theologischem Hintergrund".

Einige Besucher kennen die angesprochenen Spiritaner, so auch Pater Josef Theodor Rath, der laut Pater Reetz eine Eigenheit hatte: "Er erkundigte sich über Krankheiten - und kriegte sie dann auch." Er sagte dem jungen Hermann Josef Reetz: "Frater, wenn man alt wird, wird man nicht frömmer, sondern nur bequemer - aber das legen einem die anderen als Heiligkeit aus." Als Pater Helmut Gerads 1982 Superior wird, findet er in den Tiefen der Schreibtisch-Schublade eine Pistole, die dort wohl "ganz weit weggepackt" wurde.

Ob Reliquien-Geschichten nach Pater Rath oder Zitate aus Karl Mays Buch "Halbblut, wo ein Spiritaner, ein "Missionar vom Heiligen Geist", vorkommt - die Erzählungen machen Spaß, so auch die von Günter Jauch, der auf dem Weg zu einem Auftritt in der Aula des Norbert-Gymnasiums Knechtsteden im Aufzug von RTL steckenbleibt, dann aber doch noch rechtzeitig auftauchte. "Als ehemaliger Messdiener wollte Jauch dann auch die Basilika besuchen", erinnert sich Reetz.

(NGZ)
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