Dormagen 820 Kilometer mit dem Trecker

Dormagen · Mit einem Trecker von 1979 hat sich Michael Gayko auf eine Fahrt ins 820 Kilometer entfernte St. Valentin in Österreich aufgemacht. Mit Tempo 30 ist er zu dem Werk unterwegs, in dem die Trecker hergestellt werden.

 Bald parkt er seinen 31 Jahre alten Trecker neben den "jüngeren" Modellen im österreichischen Werk: der gelernte Chemikant Michael Gayko.

Bald parkt er seinen 31 Jahre alten Trecker neben den "jüngeren" Modellen im österreichischen Werk: der gelernte Chemikant Michael Gayko.

Foto: Lothar Berns

Nievenheim 10.50 Uhr. Michael Gayko startet den Motor seines Neusser CASE IH-Schleppers 1055, lässt die Systeme hochfahren. Pünktlich um 11 Uhr will er sich mit seinem roten 100-PS-Schätzchen aufmachen nach Österreich. Im 820 Kilometer entfernten St. Valentin werden die Landfahrzeuge nun seit der Schließung des Neusser Werks vor zwölf Jahren hergestellt. Seit zwei Jahren nennt Gayko seinen Trecker, der 1979 vom Band des Neusser Werks vom Band rollte, sein Eigen. "Ich wollte auch unbedingt diesen Typ haben, weil ich den in meiner Jugend gefahren bin", sagt der 37-Jährige und seine Augen leuchten bei dem Gedanken, nun 48 Stunden lang unterwegs zu sein.

Der Schlepper fährt etwa 30 Kilometer in der Stunde und verbraucht zehn Liter Diesel in dieser Zeit. "Ich habe im IHC-Forum in einem Beitrag erzählt, was ich vorhabe und werde unterwegs viele Gleichgesinnte treffen", sagt Michael Gayko voller Vorfreude auf das Fachsimpeln. Die Idee, mit dem Schlepper nach St. Valentin zu fahren, entstand auf der Landmaschinenmesse. "Der Leiter der europäischen Werbeabteilung, Wolfgang Müller — ein waschechter Neusser — ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht einmal das Werk besuchen möchte", erzählt Gayko.

Dem gelernten Chemikanten war sofort klar: "Das mache ich, aber nicht ohne meinen Trecker." Stellvertretend für alle IH nutzt er nun seine Freizeit für den Besuch in Österreich. Dort wird er das Werk besichtigen dürfen, während sein Schlepper im Verkaufsraum neben den jungen Modellen geparkt wird. "Ganz nach dem Motto: Der Opa besucht seine Enkel", sagt Michael Gayko lachend.

Um ihn zu verabschieden, sind auch Claus Coermann, Geschäftsführer des IHC-Fördervereins, und Werner Steprath und Uwe Kotirre von Landtechnik Steprath gekommen. "Wir sind alle eine große familiäre Gemeinschaft", beschreibt Coermann den Zusammenhalt unter den Trecker-Fans. "Das ist auch unabhängig davon, ob es ein Hobby ist oder ob man das Fahrzeug beruflich nutzt."

Aus ehemaligen Neusser Mitarbeitern hat sich 1994 der Förderverein gegründet, der liebevoll das heimatlich-landwirtschaftlich geprägte Kulturgut im Landwirtschaftsmuseum Sinsteden pflegt. Die Mitglieder des Fördervereins waren es auch, die die Reise mitorganisiert haben.

Um für alles gerüstet zu sein, hat Michael Gayko zudem einen Anhänger hinter seinen Schlepper gespannt. "Ich habe eine Mikrowelle, die vom Trecker gespeist wird, und eine große Matratze", sagt der Fahrer.

Zurück nach Nievenheim geht es am Sonntag dann mit dem Zug. Der Schlepper wird eigens von IHC-Mitarbeitern mit dem Tieflader dann in die Heimat nach Nievenheim gebracht.

(NGZ)
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