Dinslaken Partydrogen lösen Alarm aus

Dinslaken · Bei drei jungen Männern sind in Krefeld schwerste Herzschäden entdeckt worden, die durch Drogen verursacht wurden. Dinslakens Krankenhäusern sind derartige Fälle nicht bekannt, bundesweit gibt es aber weitere Patienten.

Dinslaken: Partydrogen lösen Alarm aus
Foto: Büttner, Martin

Die Symptome waren Atemnot, ein drastischer Leistungsabfall und Ödeme. Bei drei Patienten zwischen 19 und 23 Jahren sind in der Krefelder Helios Klinik ohne Vorerkrankungen schwerste Herzschäden entdeckt worden, die auf den Konsum von Partydrogen zurückzuführen sind. Die irreparablen Schäden des Herzens bei den jungen Männern ließen den Chefarzt der Kardiologie, Prof. Heinrich Klues, Alarm schlagen: Er verständigte bundesweit rund 1400 Kollegen per E-Mail, worauf 37 ähnliche Fälle ans Licht kamen — die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. In den beiden Dinslakener Krankenhäuser sind allerdings derartige Fälle nicht bekannt.

Dinslaken: Partydrogen lösen Alarm aus
Foto: Kazur, Jörg

Konsum zerstört das Hirn

Dr. Edmund Purucker ist Leiter der Kardiologie im Evangelischen Krankenhaus und kennt den Kollegen aus Krefeld sehr gut. Schwere Herzschäden auf Grund von Drogen musste er noch nicht behandeln und er kann nur davor warnen, die neuartigen Drogen wie Met zu konsumieren. "Sie führen zu einer extremen Wesensveränderung und sind wirklich beängstigend. Die Kollegen in Bayern berichten, dass sie besonders im Grenzgebiet zu Tschechien eine richtige Seuche sind, weil man sie dort billig kaufen kann. Der Konsum zerstört völlig das Hirn", sagt Purucker. Auch im Katholischen Krankenhaus St. Vinzenz ist die bundesweite Umfrage des Krefelder Professors ein Gesprächsthema, doch Pressesprecher Matthias Ruß konnte keinen Fall melden. "Aber es kann sich ja jeder denken, dass der Konsum solcher Drogen das Herz schädigt."

Nach Ansicht von Prof. Klues ist der Konsum von Amphetaminen wie Ecstasy und Speed in seiner Gefährlichkeit offenbar unterschätzt worden. In deutschen Kliniken fehle ein grundsätzliches Drogenscreening, um solche Auffälligkeiten festzustellen. Der Polizei sind bei durch Partydrogen ausgelösten Herzschäden zudem die Hände gebunden, da der Konsum an sich nicht illegal sei und sie wegen der ärztlichen Schweigepflicht keinen Zugriff auf die Personalien der betroffenen Patienten bekommt.

Keine Toleranz

Partydrogen finden auch in Dinslakens Szene sicherlich ihren Abnehmer, doch haben sie in Diskotheken wie der Kulturkantine nichts zu suchen. "Unsere Türsteher sortieren schon ansatzweise auffällige Personen direkt am Eingang aus", erklärt Geschäftsführer Thomas Grosse, der seinen Mitarbeitern einen klaren Auftrag erteilt: "Wenn bei uns jemand etwas konsumiert und wir das merken, wird sofort die Polizei gerufen. Da gibt es keine Toleranz."

(RP/ac)
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