Vorreiter am Niederrhein Hünxe revolutioniert die Schule

Hünxe · Die Gemeinde ist am Niederrhein jetzt eine Vorreiterin bei der Digitalisierung an Schulen. Sie hat an vieles gedacht – nicht nur an neue Technik, sondern auch an laufende Kosten und Betreuung. Billig ist das aber nicht gerade.

 An der Gesamtschule Hünxe gibt es jetzt solche Bildschirme anstelle von Schultafeln. Lehrer Christian Woike zeigt eine Schüler-Arbeit zum Sonnensystem auf dem Tablet und dahinter in Groß auf dem Display. Mit dabei: Sven Linda von der Gemeinde Hünxe (2.v.r.) und Schulleiter Klaus Ginter (rechts).

An der Gesamtschule Hünxe gibt es jetzt solche Bildschirme anstelle von Schultafeln. Lehrer Christian Woike zeigt eine Schüler-Arbeit zum Sonnensystem auf dem Tablet und dahinter in Groß auf dem Display. Mit dabei: Sven Linda von der Gemeinde Hünxe (2.v.r.) und Schulleiter Klaus Ginter (rechts).

Foto: Zehrfeld

Die Gemeinde Hünxe prescht voran in Sachen Digitalisierung an Schulen. Sie hat in ihrer Gesamt­schule aufgerüstet: In den Klassen hängen jetzt Displays anstelle von Schultafeln: Bildschirme in Schultafelgröße. Die Grundschulen sollen als nächstes welche bekommen. In der weiten Region sei man die einzige Gemeinde, die bei der technischen Ausstattung der Schulen so weit sei, heißt es.

Vor allem macht Hünxe bei der Anschaffung von Technik nicht Halt: Die Gemeinde hat an die Wartung gedacht, an langfristige Betreuung von Hard- und Software und vor allem daran, dass das alles den Schulunterricht revolutionieren soll. Bei der Präsentation versprüht Lehrer Christian Woike schon einmal Begeisterung. Ausgeschaltet glänzen die Bildschirm-Tafeln schwarz wie übergroße Fernseher, was sie im Prinzip auch sein können. Aber noch mehr als das: Es gebe „Vorteile beim Vermitteln von Lerninhalten in jeglicher Form“, sagt Christian Woike. Lehrer könnten „interaktive Erkenntnisprozesse“ gestalten.

Ein Beispiel: Christian Woike – er ist Geografielehrer – tippt auf seinen Tablet-PC, mit dem er die „Tafel“ ansteuert. Er lässt eine Weltkarte erscheinen. Dann lässt er darauf alle Grenzen verschwinden. Dann die Farben, dann die Städte, bis nur noch eine große weiße Landfläche da ist. Dann blendet er die Hauptverkehrslinien und -knotenpunkte wieder ein. Durch Karten und Atlanten, erklärt Woike, ließen sich die Zusammenhänge in der Welt nicht so veranschaulichen. „Das kann ich nur im digitalen Medium“, sagt er. „Da kann ich ganz andere Lern-Erfolge erzielen.“

Und das geht in allen Klassen, die so ein Display haben anstelle einer Tafel: „Jeder Raum wird dadurch zu einem Multifunktionsraum.“ Man kann im Musikunterricht Klänge abspielen und dazu Noten einblenden, veränderliche Tafelbilder schaffen, Werke von Schülern präsentieren und sich viel freier im Raum bewegen, um die Jugendlichen zu betreuen. „Ich kann ein Tafelbild entwickeln neben jemandem in der letzten Reihe, der vielleicht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit braucht“, sagt Woike. „Ich habe da pädagogisch ganz andere Möglichkeiten.“

 Hünxe lässt sich das Ganze etwas kosten. Rund 1,1 Millionen Euro sollen mittelfristig in die Digitalisierung fließen, allein 235.000 Euro hat die Anschaffung der 40 Displays für die Gesamtschule gekostet. Schulungen für Lehrer waren dabei mit drin. Inbegriffen ist auch eine achtjährige Garantie. „Somit sind wir bis 2028 gerüstet, dass bei technischen Fehlern der Hersteller einspringt“, sagt Sven Linda von der Gemeinde Hünxe.

Betreuung rund um alle IT-Fragen im laufenden Betrieb will die Gemeinde Hünxe sich von außen einkaufen: Eine halbe Stelle wird beim IT-Dienstleister der Kommunen „gebucht“, dem Kommunalen Rechenzentrum Niederrhein. Es wird eigens ein Büro in der Schule eingerichtet.

Die laufenden Kosten für Displays statt Tafeln liegen bei 42.000 Euro im Jahr. Auch beim Energieverbrauch könnte sich etwas tun, aber das sei vermutlich „vernachlässigenswert“, sagt Bürgermeister Dirk Buschmann: „Wenn jemand hier das Licht nicht ausmacht, fällt das viel mehr ins Gewicht.“ Außerdem gebe es Synergieeffekte: Stromfresser wie Beamer zum Beispiel würden nicht mehr gebraucht.

Die Schüler und die Lehrer nähmen die neue Technik hervorragend an, sagt Rektor Klaus Ginter. Die Kinder und Jugendlichen gingen auch gut damit um: „Da scheint eine Wertschätzung da zu sein.“

 „Wir sind der festen Überzeugung, dass eine gut funktionierende Schullandschaft ein Zuzugsfaktor für unsere Gemeinde ist“, erklärt Bürgermeister Buschmann. Und daher geht es nun an die nächsten Schritte der Digitalisierungs-Strategie: Es werden noch mal 25 Display-Tafeln angeschafft. Fünf davon sind wieder für die Gesamtschule: Es sind noch ein paar Differenzierungsräume unversorgt. Übrig sind dann lediglich vier Klassenräume, in denen es bereits Smartboards älterer Technologie gab – da bleibt es erstmal dabei. Der Rest ist für die drei Hünxer Grundschulen: Sie sollen möglichst im Sommer Displays anstelle von Tafeln bekommen.

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