Buchkolumne RAF-Terroristen undercover
Dinslaken · Der Titel des Politthrillers von Jakob Bodan, „Ein richtig falsches Leben“, erschließt sich dem Leser erst über den Inhalt des Romans: das Leben ehemaliger RAF-Terroristen als Undercover-Bürger wie Du und ich.
Es geht um die sogenannte dritte Generation der RAF, die nach der Wende und der Wiedervereinigung mit Terrorakten gegen die „Treuhand“ und gegen Bonner Politiker und Regierungsbeamte aktiv wurde. Die Mitglieder dieser Gruppe wurden nie gefasst, tauchten irgendwann in den 1990er Jahren ab und führen seitdem ein bürgerliches Leben mitten unter uns.
Der unter einem Pseudonym schreibende Autor – Journalist, Filmemacher und ein Kenner der deutschen Terrorszene - verknüpft bekannte und gesicherte Fakten über diese dritte Generation der RAF mit fiktiven Figuren und Geschehnissen zu einem spannenden Politthriller.
Frederic ist ein ehemaliger RAF-Attentäter (was niemand weiß), der gut getarnt in Südfrankreich lebt und einem bürgerlichen Beruf nachgeht. Er lernt eines Tages Constanze kennen: eine attraktive Deutsche und alleinerziehende Mutter, die hier Urlaub macht. Constanze hat vor 20 Jahren ihren Vater bei einem brutalen RAF-Attentat verloren und ist von dieser Erfahrung noch immer traumatisiert. Beide verlieben sich ineinander, doch nach einiger Zeit keimt in Constanze der Verdacht auf, dass Frederic an der brutalen Ermordung ihres Vaters beteiligt war.
Der gekonnt geschriebene und hochspannend zu lesende Thriller stellt auch die Frage nach den Gründen der Entstehung von politischem Hass und physischer Gewalt in unserer Gesellschaft. Und die Antworten, die der Roman findet, sind auch noch heute gültig, wenn man nach den Ursachen des Hasses und des Terrors fragt, der in unseren Tagen vom rechten Rand unserer Gesellschaft auf die Mitte der Gesellschaft auszugreifen droht, der aber auch von einem wieder erstarkten religiösen Fanatismus ausgeht.
Jakob Bodan: Ein richtig falsches Leben, Droemer Verlag, München 2019
