Matilda erlebt mit ihrem geliebten Vater Pascal und dessen Bruder Tobias eine behütete Kindheit in einem abgelegenen Schweizer Bergdorf. Als sie sieben Jahre alt ist, stirbt überraschend ihr Vater. Doch nicht ihr Onkel Tobias erhält das Sorgerecht, sondern ihre in Mexiko lebende Mutter, die sie mit nimmt ins ferne Mittelamerika. Matilda findet hier eine Familie, die sich liebevoll um sie kümmert, sie scheint sich gut einzuleben und die Erinnerungen an die Schweiz verblassen. Doch es bleibt ein „inneres Heimweh“ und eine dumpf empfundene schmerzliche Lücke in ihrem jungen Leben.

Nach sechs Jahren stirbt Matildas Mutter an Krebs. Doch die verbleibenden Familienmitglieder fangen Matilda liebevoll auf, und auch mit diesem weiteren Schicksalsschlag scheint Matilda gut fertig zu werden. Erst als sie studiert und ihre erste Liebesbeziehung erlebt, beginnen die Probleme in ihrem Leben. Matilda leidet unter Verlustangst und fühlt sich deshalb nicht imstande, menschliche Nähe zuzulassen. Erst allmählich lernt sie, die inneren Verletzungen ihrer Kindheit wahrzunehmen und aufzuarbeiten und auch wieder zu ihren verschütteten Schweizer Wurzeln zurückzufinden.

Der ruhig erzählte und dennoch emotional stark berührende Roman stellt die innere Entwicklung seiner Figuren von außen dar, ohne sie psychologisch auszuleuchten. Die Bewertung der Verhaltensweisen der Figuren überlässt die Autorin kluger Weise ihren Lesern. Ein Roman, der in seinem Leser/seiner Leserin noch lange nach der Lektüre nachhallt.

Regula Portillo: Andersland. Roman,
Edition Bücherlese, 2020.