Im Alter von 85 Jahren: Filmemacher Michael Verhoeven gestorben
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Das runde Wahrzeichen der Stadt

Düsseldorfs Schlossturm ist ein Überbleibsel des einstigen Stadtschlosses. Heute dokumentiert das Schifffahrtsmuseum das Leben am Rhein. Und hält die Geschichten von einem Gespenst lebendig.

Ein bisschen Glanz und Glorie ist besser als nichts. Das mag erklären, warum der Schlossturm es zum Düsseldorfer Wahrzeichen gebracht hat, obwohl er doch nur ein kleiner Rest vom einstigen Schloss in der Altstadt ist. Aber mit seiner Höhe von 33 Metern steht er am Rheinufer wie ein Ausrufezeichen aus der Vergangenheit: der Dicke neben dem schlanken Turm von St. Lambertus.

Ein schönes Stück Stadtgeschichte: Am 13. November 1980 beschloss der Rat, im Schlossturm ein Schifffahrtsmuseum einzurichten. Aber wie sollten die notwendigen fünf Millionen Mark beschafft werden? Den Grundstock legten die Politiker selbst: Alle 83 Ratsmitglieder verzichteten an diesem Tag auf ihr Sitzungsgeld – ein Signal an die Düsseldorfer. Handwerker boten kostenlos ihre Arbeitskraft, Brauereien verkauften Schlossturmgläser, und schließlich traten die "Schlossgeister" in Aktion, die mit ihren Sammeldosen auf keiner Veranstaltung fehlten. Das Ergebnis: In drei Jahren waren über zwei Millionen beisammen.

Museum wurde 1984 eröffnet

So wurde 1984 das Schifffahrtsmuseum eröffnet – der Turm hatte ein neues Innenleben. Auf fünf runden Ebenen wird seitdem das Leben am Rhein dokumentiert: vom germanischen Ruderschiff bis zur Leib-Yacht Jan Wellems, inklusive goldener Schokoladentasse aus seiner Zeit. "Aber wir zeigen vor allem den Alltag", meint Ulrike Stursberg, Mitarbeiterin des Museums. Und der war hart: Denn bis es ab 1816 die ersten Dampfschiffe gab, wurden voll beladene Schleppkähne von Pferden am Ufer gezogen. "Sie brachten Holz und Wein aus Süddeutschland nach Holland und nahmen Kaffee, Tee und Käse wieder mit zurück."

Fast 130 Schiffsmodelle, historische Anker, Angelgerät, Flaggen, Galionsfiguren, aber auch Reisebücher und Schiffsfahrpläne erzählen Geschichten vom Rhein. Und per Kopfhörer werden authentische Reiseberichte von den Postschiffen um 1800 geliefert. Was sicher nicht besonders vergnüglich war, glaubt man einer Dame, die an Bord vergeblich nach einer genießbaren Mahlzeit suchte: "Ich überließ mich meiner überströmenden Schwermut..."

In naher Zukunft – so hat der Freundeskreis als Betreiber des Museums entschieden – wird der Schlossturm renoviert und mit neuer Technik ausgestattet. Auch werden einige Schiffsmodelle der neuesten Forschung angepasst. Nicht alle entsprechen exakt den historischen Vorbildern, hat Museumschefin Annette Fimpeler festgestellt.

Die Besucher sind mittlerweile oben angekommen: im Museums-Café "Laterne", das man abends für private Feste mieten kann. Und so mancher Gast hat beim Abstieg in der Nacht ein merkwürdiges Geräusch gehört: Wie war das noch mit den alten Spukgeschichten von der "Weißen Frau?"

Wobei es Zeit ist, die prominenteste Bewohnerin des Schlossturms zu treffen: Jacobe von Baden. Als die Markgräfin 1585 in Düsseldorf mit Erbprinz Johann Wilhelm (nicht zu verwechseln mit Jan Wellem) Hochzeit feierte, war das Schloss mit seinem markanten Turm seit rund 30 Jahren fertig. Was glücklich begann, endete tragisch: Erst wurde Jacobe von der missgünstigen Verwandtschaft im Turm gefangen gehalten, schließlich mit nur 39 Jahren gemeuchelt. Mutmaßlich. Auch die Düsseldorfer Autorin Marlies Döring, die ein Buch über Jacobe geschrieben hat, konnte ihren Mörder nicht entlarven. "Aber dass sie ermordet würde, gilt als sicher."

Und deshalb spukt die "weiße Frau" noch immer im alten Gemäuer. Oder woher sollten sonst diese merkwürdigen Geräusche im Keller kommen? "Vielleicht Schiffsgeräusche vom Rhein", glaubt Ulrike Stursberg. Sie steigt die Stufen hinab zu einer Kuriosität: Der Schlossturm besitzt zwei Kellergewölbe - übereinander. Lange Zeit glaubte man, dass hier vielleicht Folterkeller waren, "heute wissen wir, das waren Heizungskeller, hier wurde Holzkohle verbrannt, durch Luftschächte stieg die warme Luft nach oben."

Das Düsseldorfer Schloss wurde bei einem Feuer im Jahre 1872 weitgehend vernichtet, nicht aber die unterirdischen "Geheimgänge", durch die angeblich Jan Wellem unerkannt in sein Stammlokal "En de Canon" flüchtete. "Tatsache ist", meint Ulrike Stursberg, dass hier die Kellergewölbe des Schlosses waren." Einige sind noch heute zu sehen, denn ein Teil wurde im Düsseldorfer Stadtmuseum wieder aufgebaut. Ohne Gespenst.

(RP)
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