Strandurlaub als Michael-Jackson-Double

Dieser Koffer kannte nur ein Ziel: den Süden. Unter den Handtüchern stapeln sich sommerlich-leichte Sachen: Blusen, halbtransparente Leibchen, kurze Hosen, Handtücher, Badeshorts, Badelatschen mit roter Noppensohle - zweifellos gehörte dieser Koffer einer Frau. Womöglich hat sie sich im Urlaub etwas hinreißen lassen, jedenfalls hat sie eine Vollperücke dabei. Schwarzes Haar, lang, Michael-Jackson-Locken zu "Bad"-Zeiten. Keine Ahnung, was sie damit wollte, vielleicht einen Imagewechsel; den Männern den Kopf verdrehen; sich eine Spur wilder und exotischer geben, als sie in Wahrheit ist. Vielleicht hat sie auch ihrem Mann hinterherspioniert, der für ein "wichtiges Geschäftsmeeting" nach Malle geflogen ist.

Ungewöhnlich sind die Größen: Büstenhalter in Doppel D, eine Skinny-Jeans in Größe 30, T-Shirts in L, ein Tanktop in XS, Badelatschen in 40, weiße Espandrillos in 44. Entweder ist die Frau von einem äußerst seltenen Gendefekt betroffen, bei dem sich einzelne Körperregionen schneller entwickelt haben als andere. Oder der Koffer wurde doppelt belegt: von Mutter und Tochter. Zumindest gibt zwei Schoko-Eier (eins mit Milchschokolade, das andere mit schwarzer Schokolade), zwei Schirme (Knirpse, schwarz) und zwei Gläser aus einem Fast-Food-Restaurant (noch originalverpackt). Außerdem zwei neuwertige Handys - falls man sich am Strand mal aus den Augen verliert. Um Verwechslungen auf der Liege vorzubeugen, wurden die beiden rosafarbenen Handtücher vor der Reise noch mit einer persönlichen Aufschrift versehen: "Sie".

(RP)
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