Homesitting Urlaubszeit ist Einbrecherzeit

Eppstein/München (rpo). Wer in Urlaub fährt und über eigene vier Wände verfügt, hat eine Sorge mehr: Wer passt während der Ferien auf Haus und Hof auf? Denn Urlaubszeit ist auch immer Hochphase für Einbrecher. Wer sich nicht auf die Nachbarn verlassen will, für den gibt es eine andere - allerdings auch teurere - Alternative: Homesitting.

In diesem Fall übernehmen in den eigenen vier Wänden professionelle "Heimhüter" die Regie. Sie sorgen dafür, dass das Haus einen bewohnten Eindruck macht und damit für Einbrecher uninteressant ist. Je nach Wunsch des Auftraggebers wohnt der Homesitter entweder die gesamte Zeit des Urlaubs in dessen Haus oder er kommt mehrmals am Tag vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.

15 bis 100 Euro pro Tag

"Wir machen alles - von der Versorgung der Pflanzen bis zu den Streicheleinheiten für das Haustier", berichtet Claus Otto, der in Eppstein bei Frankfurt am Main eine Haus- und Tierhüteragentur betreibt. Die Dienste seiner Firma werden auch in Anspruch genommen, wenn beispielsweise jemand kurzfristig ins Krankenhaus oder auf Dienstreise muss und ein Kind oder Großeltern zu versorgen sind. "Allerdings übernehmen wir keine Pflegedienste", sagt Otto. Je nach Aufwand kosteten die Dienste seiner Agentur zwischen 15 und 100 Euro pro Tag.

Seine Mitarbeiter sind meist Rentner, die selbst eine Immobilie besitzen und sich mit Gartenpflege oder Haustierbetreuung auskennen. "Die vermitteln den Kunden Vertrauen", erklärt er. Alle seine Beschäftigten müssen ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und obendrein Nichtraucher sein. "Nichts ist schlimmer als ein Raucher in einer Nichtraucherwohnung", sagt der Agenturchef.

Bevor zum Beispiel ein Tierbesitzer in den Urlaub fährt, kommt der Homesitter für ein Test-Wochenende ins Haus und schaut sich den Schützling genau an. Stimmt die Chemie zwischen beiden, ist alles in Ordnung. Ist dies nicht der Fall, kommt ein anderer Haushüter. Den Kunden gehe es um die Versorgung ihrer Haustiere in deren gewohnter Umgebung, sagt Otto.

Verpflegung der Tiere

Ähnliche Erfahrungen hat auch Thomas Bernhart, der Besitzer von "Homesitting Munich" in München gemacht. Die Dienste seiner Agentur würden hauptsächlich wegen der Verpflegung der Tiere und natürlich zur Überwachung des Hauses oder der Wohnung in Anspruch genommen, berichtet er. "Meist sind es Alleinstehende oder ältere Leute, die ins Krankenhaus gehen oder eine längere Reise vor sich haben", sagt Bernhart. Ein Großteil engagiere einen Homesitter, damit dieser zwei- bis dreimal täglich kommt und alltägliche Arbeiten übernimmt - den Briefkasten leeren zum Beispiel oder die Blumen gießen. Natürlich gehöre es auch zum Job, morgens die Jalousien hochzuziehen und sie abends wieder herunterzulassen - Der perfekte Einbruchschutz. Seine Frau habe die Idee zur Gründung einer Homesitting-Agentur aus den USA mitgebracht, erzählt Bernhart. Lohnenswert sei dieser Service in München - einer Stadt mit vielen Singles - allemal.

Manfred Müller aus Frankfurt am Main betreibt eine Ein-Mann-Homesitting-Agentur. Er versorgt die Tiere seiner Kunden und füllt auf Wunsch auch den Kühlschrank für die Urlaubs-Heimkehrer. "Die meisten haben Angst, dass ihre Wohnung während des Urlaubs unbewohnt ausschaut und deshalb eingebrochen wird", berichtet Müller. Weniger spiele die Furcht vor kleineren Katastrophen wie etwa einem Wasserrohrbruch eine Rolle. "Eigentlich ist es nur ein Nachbarschaftsdienst, den ich anbiete", sagt Müller. Der funktioniere in der anonymen Großstadt nicht so wie man es sich vielleicht wünschen würde.

Polizei setzt auf Nachbarn

Die Kriminalpolizeit favorisiert und empfiehlt aber genau diese Nachbarschaftshilfe. Schließlich koste diese gegenseitige Unterstützung nichts, sagt Bernd Carstensen, stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. Der Schutz der eigenen vier Wände dürfe keine Frage des Geldes sein. Deshalb stehe der Homesitting-Service bei den Sicherheitsempfehlungen der Polizei nicht an erster Stelle.

Abgesehen davon müsse jeder ohnehin selbst für die notwendige technische Sicherheits-Grundausstattung zu Hause sorgen, betont der erfahrene Kriminalpolizist. Wer sichere Schlösser, abschließbare Verriegelungen an den Fenstern und eine Verriegelungskette an der Wohnungstür habe, mache den Einbrechern das Leben schwer. "Ein verriegeltes Fenster aufzubrechen, macht viel Lärm", sagt Carstensen. Damit wachse die Gefahr, entdeckt zu werden. Im Zweifelsfall meide ein Einbrecher deshalb lieber eine abgesicherte Wohnung.

(afp)
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