Fundamente wichtig Traumhaus: Nicht auf Sand bauen

Köln (rpo). Traumhäuser sollten nicht nur auf festem finanziellen Boden stehen, sondern auch rein physikalisch ein festes Fundament haben. Was passiert, wenn es beim Fundament hapert, lässt sich beim schiefen Turm von Pisa bewundern. Aufwändige Planungen und Vorbereitungen helfen, solche Schrägstellungen zu verhindern.

Beispiele für Fertighäuser
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Foto: Viebrockhaus AG

"Zuerst sollte der Bauherr sich Aufschluss über die Beschaffenheit des Bodens, die Höhe des Grundwasserspiegels und über eventuelle Besonderheiten des Grundstücks wie etwa Aufschüttungen oder Hohlräume verschaffen", sagt Peter Lieblang vom InformationsZentrum Beton in Köln. Auf Grundlage dieser Faktoren könne der Statiker die Art des benötigten Fundaments festlegen.

Idealer Baugrund ist heute - besonders in Ballungsgebieten - Mangelware. "Zuverlässigen Aufschluss über die Beschaffenheit des Baugrunds gibt ein Bodengutachten, dessen Erstellung immer ratsam ist", erklärt der Architekt Holger Reiners aus Hamburg. Auf ein Bodengutachten könne nur verzichtet werden, wenn maximal ein halbes Jahr zuvor auf dem Nachbargrundstück ein Gutachten erstellt worden ist.

Streifenfundament für die Wände

Gebäude können auf Streifen-, Punkt- und Plattenfundamente aus Beton gegründet werden. "Punktfundamente tragen schwere Einzellasten wie Stützen und Pfeiler", erläutert Lieblang. Für senkrechte, tragende Wände reichten Streifenfundamente. Ein Plattenfundament trage das gesamte Haus. Gebaut werden könnten Fundamente nur aus Beton oder mit zusätzlicher Bewährung aus Baustahl. Welches Fundament das Richtige ist, hänge von der Tragfähigkeit des Baugrunds ab.

Jedes Haus benötigt ein ausreichendes Fundament, ganz gleich, ob es unterkellert oder mit Bodenplatte gebaut werden soll. "Bei einem Haus mit Bodenplatte richtet sich die Mindesttiefe für das Fundament nach der Frostgrenze", sagt Gisela Pohl von der Initiative Pro Keller in Friedberg (Bayern). In Zonen mit gemäßigtem Klima liege diese bei 80 Zentimetern. An einigen Wohnorten mit tiefem Frost sei ein Aushub von 120 bis 150 Zentimetern angebracht. Bei lehmigen Böden sollte, um Rissbildung zu vermeiden, auch die Austrocknungsgrenze des Lehms beachtet werden. Diese liege bei 120 Zentimetern.

"Ein einfacher Keller, der nicht zu Wohnzwecken genutzt werden soll, ist nicht viel teurer als eine Bodenplatte", sagt Pohl. Denn auch für den Aushub der Bodenplatte werde ein Bagger benötigt. Zusätzliche Kosten entstünden für das Mehr an Bodenaushub auf der Deponie, für die Kellermauern und die zusätzliche Geschossdecke. Ein Keller biete aber Pluspunkte wie mehr Stauplatz oder die Möglichkeit, einen Hobbyraum einzurichten.

Baugenehmigung muss vorliegen

Nach den Vorarbeiten kann die Baugrube ausgebaggert werden. Die Bauarbeiten können beginnen, sobald der Bauherr die Baugenehmigung in Händen hält, erklärt Beate Bühl, Fachbuchautorin aus Rottau/Chiemgau (Bayern). In Bundesländern mit so genannten vereinfachten Genehmigungsverfahren bedarf es keiner förmlichen Erlaubnis. Es müsse nur eine Wartezeit von vier Wochen nach Vorlage der Pläne abgewartet werden, ohne dass das Bauamt innerhalb dieser Frist Einwände erhebt.

Bevor die Bagger anrücken, muss der Architekt oder die Baufirma eine Bauanzeige machen. "Die Baugrube muss vor dem Ausheben noch nicht punktgenau eingemessen werden", sagt Reiners. Als Bewegungsraum für die Arbeiter und zum Anbringen der Außendämmung werde die Baugrube etwa einen Meter größer als benötigt ausgehoben. Nach dem Fertigstellen der Baugrube muss ein öffentlich bestellter Vermesser mit Beurkundungsbefugnis das Haus exakt vermessen.

"Vor dem Ausbaggern sollte man immer den empfindlichen Mutterboden in einer Grundstücksecke deponieren", rät Pohl. Diese wertvolle Humusschicht sei später für die Anlage des Gartens notwendig. Wer sie fortbringen lässt, müsse Deponiegebühren entrichten und später teuren Mutterboden neu kaufen.

Böschung für die Baugrube

Aus Sicherheitsgründen wird rund um die Baugrube eine Böschung angelegt. So kann die Oberkante der senkrechten Baugrube nicht abreißen. "In weichen Böden darf ihr Winkel höchstens 45 Grad betragen, in festen Böden 60 Grad, in Fels darf sie 80 Grad steil sein", erläutert Bühl.

Damit Oberflächenwasser, also Regen und Schnee, sowie Trockenheit und Frost die Böschung nicht abrutschen lassen, legt man eine Ringdrainage aus Rohren um den oberen Rand der Grube und sichert die Schräge mit einer stabilen Plastikfolie. Das Erdreich lässt sich auch mit einer dünnen Betonschicht fixieren oder mit so genannter Zementmilch. Folie lässt sich allerdings nach Baufertigstellung einfacher entsorgen.

Den Raum von rund 60 Zentimeter rings um die Oberkante der Grube kennzeichnet man als lastenfreien Streifen ­ mit Pflöcken, Sägemehl oder Sprühfarbe, so Bühl. Auf diesem Streifen darf weder Aushub noch Baumaterial gelagert werden. Sonst drückt nach einem Regenguss die Last die unteren Erdschichten in die Grube - oder das Lagermaterial kippt über die Böschung.

(gms)
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