Viel Pflege nötig Dachgärten: Oase in luftiger Höhe

Ditzingen/Rellingen (rpo). Dachgärten lassen sich als Oasen in luftiger Höhe anlegen, die zum Entspannen einladen. Außerdem verbessert sich mit einem solchen Garten auch der Wärmehaushalt des Gebäudes. Doch bei der Planung und Anlage müssen einige Aspekte bedacht sein, denn es gelten andere Gesetze als bei einem normalen Garten.

Grüne Dächer gibt es in jeder Größe und Form
21 Bilder

Grüne Dächer gibt es in jeder Größe und Form

21 Bilder
Foto: optima

Auch dem Dach herrschen andere Bedingungen als im Vorgarten: Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen sind intensiver, der Wind weht stärker. Deshalb müssen beim Anlegen eines Dachgartens, bei der Standort- und Pflanzenauswahl, bestimmte Regeln beachtet werden.

Zunächst einmal muss man sich entscheiden, ob man eine intensive oder eine extensive Begrünung will. Bei der intensiven Begrünung baut man sich einen normalen Garten auf ein Gebäude. Achtung: Die Bauphysik muss stimmen. Das Gebäude sollte eine Dachlast von mindestens 300 Kilogramm pro Quadratmeter aushalten. "Mit der intensiven Begrünung schafft man einen neuen Lebensraum für den Menschen", sagt Agrarwissenschaftler Fritz Hämmerle aus Ditzingen bei Stuttgart.

Bei der extensiven Begrünung handele es sich weitestgehend um eine Begrünung. Sie hat einen dünnschichtigen Aufbau, auf dem Pflanzen wachsen, die sich meist selbst erhalten. Stauden und einige Gräser zum Beispiel. Sie ist geeignet für Garagen und Carports mit niedriger Dachlast und für Industriehallen. "Die extensive Begrünung dient in erster Linie der Umwelt. Bedrohte Pflanzen und Tiere können sich ansiedeln", erläutert Hämmerle, der Vorstandsmitglied der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung ist und sich seit 30 Jahren mit der Begrünung extremer Standorte befasst. 95 Prozent der begrünten Dachflächen in Deutschland sind seinen Angaben nach extensiv, fünf Prozent intensiv.

Dach richtig abdichten

Hämmerle rät Laien, sich von einem Fachmann beraten zu lassen. Nur der wisse genau, welche Pflanzen an welchem Standort gedeihen und wie sie gepflegt werden müssen. Eine wichtige Voraussetzung für einen Dachgarten ist ihm zufolge die wurzelfeste Abdichtung des Daches. Ist diese vorhanden, müsse eine Dränung angelegt werden, damit das Regenwasser abgeführt werden kann. Zudem müsse das Wasser gefiltert werden, damit es keine Schwebeteile enthält. Die Dränageschicht bestehe meist aus Entwässerungsmatten oder Kies, der Filter über dieser Schicht aus Vlies. "Darüber kommt ein lockeres Substrat mit einem hohen mineralischen Anteil und organischer Masse wie etwa Kompost", erklärt der Fachmann. Die Substrathöhe schwanke je nach Begrünungsart zwischen 6 und 45 Zentimetern. Sträucher und Gehölze benötigten eine höhere Schicht als Stauden oder Rasen.

Wegen der Witterungsbedingungen auf dem Dach sind dem Experten zufolge robustere Pflanzen, die eine gehörige Portion Sonne und Temperaturschwankungen vertragen, empfehlenswert. Dazu gehörten Staudenpflanzen wie Rittersporn, Pfingstnelke oder die Elfenblume. Ebenso könnten Forsythie, Flieder und ein edler Rasen bei guter Pflege die Bedingungen in luftiger Höhe gut vertragen. Überhaupt nicht geeignet sei Bambus, weil dessen Wurzelausläufer das Dach durchstechen könnten.

Keine großen Pflanzen

"Man sollte Sorten auswählen, die nicht so groß werden - wegen der Standortsicherheit", rät Landschaftsgärtner Christian Hinz aus Rellingen bei Pinneberg. Schließlich könnten sich die Wurzeln von Dachgarten-Pflanzen nicht so weit nach unten ins Erdreich entfalten wie in "normalen" Gärten. Deshalb solle man auf groß wachsende Sträucher und Bäume sowie auf Koniferen, die einen besonders hohen Wasserbedarf haben, verzichten. "Wichtig ist die Düngung in der Vegetationszeit im März und September mit lang anhaltendem Dünger, der sich nicht so schnell auswäscht", sagt Hinz. Hinzu komme bei intensiver Begrünung die regelmäßig notwendige Bewässerung, die einen Wasseranschluss auf dem Dach unumgänglich mache. "Am besten ist eine automatische Bewässerung mit Zeitschaltuhr", rät der Experte.

Im Gegensatz dazu ist ein Dach mit extensiver Begrünung äußerst genügsam. "Die Pflanzen müssen sich weitgehend selbst erhalten", sagt Hämmerle. Deshalb würden nur Pflanzen wie beispielsweise die Sedum-Arten Mauerpfeffer und Fetthenne oder trockenresistente Stauden wie die Karthäusernelke ausgewählt, die nahezu ohne Bewässerung auskommen und lediglich in absoluten Trockenperioden einmal gegossen werden. Nur zu Beginn der Anwachsphase müssten sie einmal gewässert werden, sagt Hämmerle. Ansonsten müsse man nur bis zu zweimal jährlich nach den genügsamen Pflanzen schauen und im Bedarfsfall nachsäen. Gedüngt - und das ausschließlich mit organischem Dünger - wird Hinz zufolge nur, wenn die Pflanzen rot werden. Dies sei ein Zeichen für Nährstoffmangel.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort