Geht es Frauen gut, kommen mehr Söhne zur Welt Warum 1991 in Ostdeutschland weniger Jungen geboren wurden

London (rpo). Wenn sich Frauen gesund fühlen und ihre Lebenserwartung als hoch einschätzen, bringen sie im Durchschnitt mehr Jungen als Mädchen zur Welt. Das hat die britische Anthropologin Sarah Johns bei statistischen Auswertungen herausgefunden.

<P>London (rpo). Wenn sich Frauen gesund fühlen und ihre Lebenserwartung als hoch einschätzen, bringen sie im Durchschnitt mehr Jungen als Mädchen zur Welt. Das hat die britische Anthropologin Sarah Johns bei statistischen Auswertungen herausgefunden.

Die Wissenschaftlerin hatte mehr als 1700 Mütter nach einer persönlichen Einschätzung ihrer eigenen Lebenserwartung gefragt. Frauen, die diese als überdurchschnittlich bewerteten, hatten im Mittel mehr Söhne als Töchter zur Welt gebracht. Ihre Ergebnisse stellt Johns im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences" vor.

In Zeiten von Unterernährung oder starkem Stress bringen Frauen weniger Söhne und mehr Töchter zur Welt. Das haben bereits mehrere Studien aus Entwicklungs-, aber auch aus Industrieländern gezeigt. So sank der Anteil der Jungen bei den Neugeborenen 1991 in der ehemaligen DDR deutlich ab, als der Zusammenbruch des Staates und die Wiedervereinigung bei vielen Menschen Zukunftsangst und Beunruhigung auslöste. Eine wahrscheinliche Erklärung für diesen Zusammenhang lautet, dass Stress bei den Müttern bei männlichen Embryonen schneller zu Fehlentwicklungen und zu einer Fehlgeburt führt als bei weiblichen.

Doch nicht nur ein zeitlich begrenztes Stressereignis, sondern die gesamte Lebenssituation einer Frau beeinflusst das Geschlechterverhältnis des Nachwuchses, zeigen die Ergebnisse der Wissenschaftlerin. Ein solches Umfeld kann beispielsweise durch eigene gesundheitliche Probleme, einen frühen Tod der Eltern oder materielle Schwierigkeiten geprägt sein. Die Summe dieser Erfahrungen schlägt sich in der persönlichen Einschätzung der Lebenserwartung nieder, die Johns daher als Kriterium für ihre Auswertung auswählte.

Überraschend und neu an den Ergebnissen sei, dass sich soziale und gesundheitliche Unterschiede selbst in den vergleichsweise konformen Lebensumständen eines westlichen Industrielands auf das Geschlechterverhältnis auswirkten, erklärt die Anthropologin.

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