Das Solarium als Risikofaktor für Hautkrebs "Sonnenbänke sind unnütz und gefährlich"

Düsseldorf/Köln · Selten hat sich die Sonne in den letzten Monaten blicken lassen. Viele fühlen sich blass und denken, es würde ihnen gut tun, wieder einmal Sonne zu tanken. Die Angebote der Solarien wirken da verführerisch. Aber Vorsicht: Hautärzte raten vom Besuch der Sonnenbänke ab.

 Eine Frau sonnt sich in einem Hamburger Sonnenstudio. Hautärzte empfehlen, sich nie auf die "Sonnenbank" zu legen.

Eine Frau sonnt sich in einem Hamburger Sonnenstudio. Hautärzte empfehlen, sich nie auf die "Sonnenbank" zu legen.

Foto: ddp, ddp

Eine Studie europäischer Wissenschaftler sorgte vor kurzem für Aufsehen. Menschen, die irgendwann einmal in ihrem Leben im Solarium waren, haben laut der "Sun-Study 2012" ein 20 Prozent höheres Risiko, ein Melanom zu bekommen. Bei denjenigen, die schon in jungen Jahren zum ersten Mal ins Solarium gingen, stieg das Risiko für "schwarzen Hautkrebs" sogar um 87 Prozent. Insgesamt, schätzten die Wissenschaftler, sei regelmäßiges Sonnenbaden für etwa 800 Todesfälle in westeuropäischen Ländern mitverantwortlich.

Dermatologen raten von Sonnenbänken ab

"Früher sagte man, dass ein Solariumbesuch alle 14 Tage, mit Einbeziehung der Strandurlaubstage, noch in Ordnung sei", sagt die Kölner Dermatologin Dr. Uta Schlossberger "Aber heute weiß man, dass die UV Strahlung im Solarium auch im Vergleich zur Urlaubssonne oft deutlich erhöht ist. Heute empfehlen Hautärzte, der Sonnenbank ganz fernzubleiben."

Auch die natürliche Sonne kann natürlich für die Haut gefährlich werden. Trotzdem warnt Dr. Schlossberger besonders vor der Strahlung im Solarium. "Die Zusammensetzung der Strahlung ist unregelmäßig, und daher schwer einzuschätzen. Die Sonne können wir besser einschätzen. Je nach Hauttyp können Hautärzte hier einen Lichtschutzfaktor und eine maximale verweildauer in der Sonne empfehlen."

Vitamin-D-Mangel in Deutschland eher selten

Die Sonne ist aber für die Gesundheit keineswegs nur schädlich. Der Körper braucht Sonnenstrahlen, um Vitamin D zu bilden. Das "Sonnen-Vitamin" wird aber über die Nahrung aufgenommen. Bei Vitamin-D-Mangel kann sich im Extremfall bei Kindern eine Rachitis bilden, bei älteren Menschen droht Osteoporose.

Dr. Schlossberger sagt aber, dass ein echter Vitamin-D-Mangel in Deutschland äußerst selten sei. Symptome seien zunächst Müdigkeit und Niedergeschlagenheit. Wer wirklich den Verdacht hat, an Vitamin-D-Mangel zu leiden, sollte erst einmal zum Arzt gehen, statt ins Solarium. "Wir haben in diesem Winter einige Patienten auf Vitamin D Mangel getestet", erzählt sie. "Keiner davon hatte tatsächlich zu wenig Vitamin D. Und wo das doch wirklich der Fall ist, gibt es Vitamin-D-Tabletten." Selbst im langen, dunklen Winter, den wir gerade in Deutschland erlebt haben, sagt sie, bekomme normalerweise jeder genug Sonnenlicht, um seinen Vitamin-D-Bedarf zu decken.

Den meisten Sonnenbank-Gängern geht es aber ohnehin nicht um medizinische Effekte. Die meisten wollen besser aussehen. Das tückische — im Solarium werden ähnliche "Glückshormone" ausgeschüttet wie beim Sport. Sonnenbank-Gänger fühlen sich danach oft wirklich besser — und auch attraktiver. "Das kann soweit ausarten, dass Menschen ihr Selbstbild verlieren, und sich ständig zu blass fühlen", sagt Dr. Schlossberger Manche Fachleute sprechen bei einer Sonnenbank-Sucht von einer Tanorexie, in Anlehnung an das Fachwort "Anorexie" für Magersucht. Bei solchen exzessiven Fällen, sagt Schlossberger, könne sich das Risiko für schwarzen Hautkrebs sogar um das Achtfache erhöhen.

Besser für die Haut: "Hollywood-Bräune"

Selbstbräuner-Angebote hält Dr. Schlossberger für eine gute, unbedenkliche Alternative zu Solarien. Wer für ein bestimmtes Event weniger blass aussehen wolle, könne sich ruhig eine sogenannte "Hollywood-Bräune" aus der Spritzkabine leisten. Für die Haut sei das unbedenklich, das einzige Risiko bestehe durch Allergien auf das Bräunungs-Spray.

In Brasilien sind Sonnenbänke aufgrund der gesundheitlichen Gefahren komplett verboten. Dr. Schlossberger sagt aber, sie sehe darin keinen Weg für Deutschland. "Sonnenbänken sind aus ärztlicher Sicht unsinnig und gefährlich. Wir brauchen aber kein Verbot. Stattdessen wünsche ich mir, dass mehr Leute von den Risiken erfahren, und sich deshalb gegen das Solarium entscheiden."

(anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort