Zu hohe Antibiotika-Werte Belastetes Putenfleisch wurde in Kantinen serviert

Düsseldorf · Das Putenfleisch aus Rumänien wurde in Firmenkantinen als "Tandoori-Hühnchen" nach indischer Rezeptur angeboten. Seit Februar wurden rund 19,5 Tonnen nach NRW geliefert.

 Belastetes Putenfleisch ist von Rumänien nach NRW gelangt.

Belastetes Putenfleisch ist von Rumänien nach NRW gelangt.

Foto: dpa, Bernd Thissen

Das meiste Fleisch ist längst verzehrt; in einer Großküche in Münster wurden jetzt noch 45 Kilo entdeckt und sichergestellt. "Bei den 'Tandoori-Hühnchen' sind die Grenzwerte für Antibiotika um ein Vielfaches überschritten", sagte ein Sprecher von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Freitag.

Die Belastung war durch eine Stichprobe bei der Weiterverarbeitung des Fleischs im Münsterland ans Licht gekommen. Der rumänische Hersteller hatte das Fleisch auf einem Zertifikat als unbedenklich ausgewiesen. Supermärkte sind nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen. Beliefert wurden Caterer und Großkantinen.

Nach dem Pferdefleischskandal folgt nun die nächste Warnung der Lebensmittelkontrolleure vor einem Produkt aus Rumänien. Ob auch diesmal kriminelle Energie im Spiel war, werde noch geprüft, hieß es im NRW-Umweltministerium. Eine unmittelbare Gefahr für Verbraucher, die belastete "Tandoori-Hühnchen" gegessen haben, besteht zwar nicht.

Allerdings besteht das Risiko, dass sich gefährliche Resistenzen bilden können. "Den Puten wurde das Antibiotikum Enrofloxacin verabreicht", erklärt der Ministeriumssprecher. "Möglicherweise schlagen Behandlungen beim Menschen, die bei einer Erkrankung ein ähnliches Präparat verschrieben bekommen, nicht mehr richtig an."

Mittel nicht rechtszeitig abgesetzt?

Experten des Landesumweltamts gehen davon aus, dass der Mastbetrieb in Rumänien das Antibiotikum nicht rechtzeitig vor der Schlachtung abgesetzt hat. Das Umweltministerium erneuerte die Forderung, dass Fleischprodukte beim Wareneingang auf ihre Unbedenklichkeit getestet werden müssen.

Norwich Rüße, Ernährungsexperte der Grünen im Landtag, erklärte, der Fall zeige erneut, dass die Branche im Kampf um den niedrigsten Preis an der Fleischtheke kein Risiko scheue. "Die intransparenten und weit verzweigten Handelswege stellen in puncto Lebensmittelsicherheit ein massives Problem dar ", sagte Rüße. Das belastetete Putenfleisch wurde offenbar auch in Österreich und England in den Verkehr gebracht. Staatliche Kontrollen müssten deutlich ausgebaut werden.

Christina Schulze-Föcking, agrarpolitische Sprecherin der Union, verlangte, dass die Betrüger hart bestraft werden müssten. Der neue Fall sei ein Beleg dafür, dass die Maßnahmen des NRW-Umweltministeriums "nach wie vFleior Lücken" aufwiesen. Die CDU fordere seit Jahren, dass das Strafmaß bei Lebensmittelkriminalität verschärft werden müsse. "Hier hat Herr Remmel noch keinen Vorschlag vorgelegt", sagte die CDU-Politikerin.

(gmv)
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