Gefährliche Krankheitserreger Bundesrat lockert Legionellenprüfung

Düsseldorf · Jedes Jahr erkranken hunderte Deutsche an einer Lungenentzündung, die durch Legionellen ausgelöst wurde. Die Bakterien kommen in Wasserleitungen vor. Regelmäßige Prüfungen der Rohrsysteme könnten das Risiko zu erkranken verringern, der Bundesrat hat jetzt aber entsprechende Verordnungen wieder gelockert.

Fragen und Antworten rund um die Legionärskrankheit
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Foto: AP

Nach dem Willen der Politik müssen Wasseranlagen vorerst nicht jedes Jahr auf Legionellen untersucht werden. Das hat der Bundesrat mit einer Änderung der Trinkwasserverordnung beschlossen.

Was für Immobilienbesitzer eine finanzielle Entlastung bedeutet, ärgert die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Die kritisiert, dass durch die Entscheidung der Politik 340 Millionen Euro in drei Jahren zu Lasten von etwa 30.000 Erkrankten eingespart werden. Die DGKH bezieht sich damit auf die hohe Dunkelziffer der Krankheitsfälle. Offiziell wurden dem Robert-Koch-Institut 2011 bei 239 betroffenen Patienten bekannt. Nur 2 bis 4 Prozent der Krankheitsfälle werden der DGKH zufolge tatsächlich gemeldet — obwohl eine Meldepflicht besteht.

Frist bis Ende 2013

Ursprünglich war in der Trinkwasserverordnung vorgesehen, dass Immobilienbesitzer ihre Wasseranlagen in einem jährlichen Intervall auf die gefährlichen Bakterien überprüfen lassen. Die Frist dazu wäre am 31. Oktober ausgelaufen. Mit der Änderung der Trinkwasserverordnung können sich die Eigentümer nun noch bis zum 31. Dezember 2013 Zeit lassen.

Außerdem werden die Prüfungsintervalle nun auf drei Jahre ausgedehnt. Die Legionellenüberprüfungspflicht betrifft Eigentümer, die in ihren Gebäuden über einen Boiler mit mehr als 400 Litern Fassungsvermögen verfügen und die das Wasser gewerblich nutzen — das ist beispielsweise in Mietshäusern der Fall. Aber auch öffentliche Schwimmbäder oder Turnhallen müssen überprüft werden.

Laut DGKH wurden mit der Änderung der Verordnung bereits nach elf Monaten eine wichtige Maßnahme zum Gesundheitsschutz wieder gestrichen. "Die mikrobiologische Untersuchung von Trinkwasserinstallationssystemen auf Legionellen ist das einzige Verfahren, um Risiken für die Bevölkerung durch die Bakterien zu erkennen und zu beseitigen bevor Infektionen auftreten," kritisiert der Verein.

Legionellen sind vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich — ohne Behandlung mit Antibiotika verläuft die Krankheit in 20 Prozent der Fälle tödlich. Die Erreger vermehren sich stark bei Wassertemepraturen von 30 bis 45 Grad und können durch Wasserdampf in die Bronchien gelangen.

Häufig kommen die Legionellen dort vor, wo technische Anlagen nicht häufig genutzt wird und das Wasser zu lange in den Rohren stagniert — es entstehen Bakterien-Brutstätten. Hat man sich erst mit den Legionellen infiziert, sind die Folgen eine schwere Lungenentzündung mit Husten, Fieber und Atembeschwerden — alles Symptome der sogenannten Legionärskrankheit. Eine abgeschwächte Form, die meist glimpflich verläuft, ist das Pontiac-Fieber.

Die beste Möglichkeit die Bakterien zu bekämpfen ist übrigens, Warmwasser-Systeme regelmäßig auf über 70 Grad Celsius zu erhitzen.

(anch)
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