Steve Jobs' seltene Krebskrankheit Sieben Jahre Überleben bedeuten einen Sieg

Düsseldorf (RP). Unter Medizinern wurde der Fall Steve Jobs seit langem kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite: Hier habe man endlich einen Langzeit-Überlebenden des gefürchteten Krebses der Bauchspeicheldrüse, das gebe Hoffnung. Auf der anderen Seite: Hier bekommt im Rahmen einer wenig aussichtsreichen Therapie ein Prominenter eine Fremdleber zur Transplantation, die einem Normalsterblichen in solcher Lage vorenthalten bliebe. Die Sache liegt in der Mitte und ist in Wahrheit noch verwickelter, denn Jobs litt an dem Sonderfall eines neuroendokrinen Inselzellen-Tumors der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) – und das verändert in der Sicht auf die Lage alles.

Die Welt trauert um Steve Jobs
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Düsseldorf (RP). Unter Medizinern wurde der Fall Steve Jobs seit langem kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite: Hier habe man endlich einen Langzeit-Überlebenden des gefürchteten Krebses der Bauchspeicheldrüse, das gebe Hoffnung. Auf der anderen Seite: Hier bekommt im Rahmen einer wenig aussichtsreichen Therapie ein Prominenter eine Fremdleber zur Transplantation, die einem Normalsterblichen in solcher Lage vorenthalten bliebe. Die Sache liegt in der Mitte und ist in Wahrheit noch verwickelter, denn Jobs litt an dem Sonderfall eines neuroendokrinen Inselzellen-Tumors der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) — und das verändert in der Sicht auf die Lage alles.

Die Bauchspeicheldrüse mit ihrem Kopf, Körper und Schwanz liegt hinter dem Magen zwischen Milz und Zwölffingerdarm. In ihren exokrinen Drüsenzellen werden die Verdauungssäfte hergestellt und in den Zwölffingerdarm abgesondert. Im endokrinen Gewebe produzieren Zellen Hormone wie etwa Insulin und Glukagon, die im Blut für die Zuckerverwertung zuständig sind. In beiden Gewebsarten können sich Tumoren entwickeln, wobei das endokrine Pankreaskarzinom, an dem Job litt und an dem er mit 56 Jahren nun starb, seltener ist als das exokrine Karzinom.

Heilung ist möglich

Hingegen haben Patienten mit der seltenen Variante gleichzeitig eine bessere Prognose als andere Patienten mit Krebs der Bauchspeicheldrüse. Es gibt sogar Fälle von Heilung. Zugleich, sagt Professor Horst Neuhaus, leitender Internist am Evangelischen Krankenhaus Düsseldorf, "gibt es bei vielen Krebsarten schon früh Mikro-Metastasen, die in andere Organe wie Leber und Lunge absiedeln und dort erst später etwa unter einem CT sichtbar werden". Eine solche Ansammlung von Metastasen hat es offenbar in Jobs' Leber gegeben.

Unbekannt sind Jobs' erste Symptome. Normalerweise, sagt Neuhaus, spüre man beim Pankreas-Karzinom erst spät Beschwerden (etwa Bauch- und Rückenschmerzen), wenn der Krebs bereits unheilbar sei. Er könne sich aber auch durch eine Gelbsucht oder einen plötzlich auftretenden Diabetes mellitus äußern. Jedenfalls wurde Jobs rasch nach der Erstdiagnose 2004 operiert, die gesamte Drüse entfernten ihm die Chirurgen.

Gleichwohl raubte die OP dem Körper ein wichtiges Organ — und damit wichtige Hormone und Verdauungsenzyme. Sie ließen sich seitdem nur unzureichend ersetzen. In der Folge kam es bei Jobs zu heftigen Mangelreaktionen; seine dürre Gestalt fiel jedem auf. Dass er seit der Lebertransplantation auch Medikamente nahm, die sein Immunsytem hemmten (damit das Fremdorgan nicht abgestoßen wurde), wird den immer noch im Körper befindlichen Krebszellen eher genutzt als geschadet haben.

Dennoch bedeuten sieben Jahre Überleben nach Diagnose für jeden Patienten dieses Krebses einen Sieg. Auch Jobs wird das täglich so erlebt haben.

(RP)
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