Testverfahren und Diagnostik Viele Wege zur Diagnose: der Borreliose-Test

Ob Biss oder Stich - Zecken stellen für den Menschen eine ernsthafte Gefahr dar. Denn die kleinen, unscheinbaren Blutsauger sind potente Überträger von Borreliose-Bakterien. Da die Infektion oft unerkannt bleibt, kann ein Borreliose-Test schnell Gewissheit bringen.

Borreliose-Tests - das sind die 10 wichtigsten Fakten
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Borreliose: Welcher Test ist wirklich aussagekräftig?

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Infektionskrankheit Borreliose lässt sich mit einem Wolf im Schafspelz vergleichen. Warum? Die Borreliose-Bakterien sind schlau und anpassungsfähig. Aus diesem Grund gelingt es ihnen, das Abwehrsystem des Menschen auszutricksen. Das soll heißen, dass sie sich entweder vor den Immunzellen verstecken oder so in ihrer Erscheinung verändern, dass sie nicht ausgemacht werden können. In der Regel lassen sich die Symptome einer Lyme-Borreliose gut mit Antibiotika behandeln. Doch oftmals gestaltet sich eine Therapie mit Antibiotika als schwierig. Denn die Borreliose-Bakterien - die Borrelien - bieten den eingesetzten Antibiotika praktisch kaum Angriffsfläche. Zu diesem Dilemma kommt erschwerend hinzu, dass sie sich aufgrund ihrer schraubenförmigen Gestalt rasch im Körper eines Menschen ausbreiten können. Dann nisten sie sich in Nerven, Knorpel oder anderen Körpergeweben ein.

Was eine exakte Diagnose einer Borreliose-Erkrankung ebenso schwierig macht, ist, dass die Symptome von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten. Ein charakteristisches Merkmal einer Lyme-Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Der Fachbegriff lautet Erythema migrans. Es handelt sich hierbei um eine typische Hautveränderung um die Einstichstelle.

Schon gewusst? Die fiesen Beißer können durch einen Zeckenstich nicht nur die Borreliose-Bakterien übertragen, sondern auch die weitaus gefährlicheren FSME Viren.

Der Verlauf einer Borreliose-Erkrankung

Grundsätzlich verläuft eine Lyme-Borreliose in drei Stadien, die jedoch nicht unbedingt aufeinander folgen müssen. Tritt nach dem Stich oder Biss einer Zecke eine ringförmige Hautrötung auf, dann liegt allem Anschein nach eine Wanderröte vor. Anzumerken ist an dieser Stelle allerdings, dass sie nicht nur an einer Körperstelle auftreten kann, sondern auch an mehreren gleichzeitig. Ebenso kann diese auch schnell wieder verschwinden, ohne überhaupt bemerkt zu werden. Weitere Symptome, die in diesem frühen Stadium mit einer Borreliose-Erkrankung einhergehen können, sind Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schwellungen der Lymphknoten. Wenige Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich machen sich grippeähnliche Symptome bemerkbar.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung breiten sich die Erreger über das Blut- und Lymphsystem aus. Die Borreliose manifestiert sich an den Nerven (Neuroborreliose), am Herzen und in den Gelenken. In manchen Fällen kann es zu einer Hirnhautentzündung kommen, selten tritt auch eine Lähmung des Gesichtsnervs auf. Ebenso kann das Herz in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Patienten leiden unter Herzrhythmusstörungen oder einer Herzbeutelentzündung.

In einem späteren Stadium der Lyme-Borreliose-Erkrankung kommt es zu ausgeprägten Schwellungen eines oder sogar mehrerer Gelenke (Lyme-Arthritis). Vor allem das Kniegelenk ist davon besonders betroffen. Darüber hinaus können auch Hautveränderungen auftreten. Diese lassen sich an den Schwellungen, Rötungen und der Ausdünnung der Haut an Armen und Beinen erkennen. Häufig kommt es auch zu Nervenschädigungen durch chronische Entzündungen des Gehirns oder Rückenmarks (chronische Neuroborreliose).

Im Grunde genommen gibt es keine einzig wahre Ausprägung einer Borreliose, wodurch eine exakte Diagnostik wesentlich erschwert wird. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass die Symptome bei den Patienten nicht eins zu eins auszumachen sind. Umso mehr ist es essenziell, die Beschwerden einer Lyme-Borreliose nicht zu unterschätzen und den Symptomen so früh wie nur möglich auf den Grund zu gehen. Das Wichtigste ist, frühzeitig eine Behandlung in die Wege zu leiten.

Welche Borreliose-Tests gibt es?

Gegen die bakterielle Infektion, welche die Borrelien der Zecke ausgelöst haben, helfen als Therapie Antibiotika. Die medikamentöse Behandlung erfolgt vor allem im Frühstadium der Erkrankung. Je früher damit begonnen wird, desto eher ist Lyme-Borreliose heilbar. Ob es überhaupt zu einer ärztlichen Behandlung kommt und welche Therapieanwendung angewendet wird, entscheiden im Grunde genommen verschiedene Borreliose-Tests. Mit diesen lässt sich feststellen, ob es sich um eine Infektion mit Borreliose-Bakterien oder FSME-Viren handelt.

Borreliose-Test auf Antikörper im Blut (ELISA und der Western Blot Test)

Sobald der menschliche Körper feststellt, dass Viren oder Bakterien in Zellen oder Gewebe eingedrungen sind, reagiert die körpereigene Immunabwehr. Es werden Antikörper gebildet, um den Eindringling zu bekämpfen. So auch bei einer Infektion mit Borrelien. Nach einem Zeckenstich bildet der Körper zunächst meist IgM-Antikörper. Wochen später finden sich auch IgG-Antikörper im Blut wieder. Wenn eine Infektion noch relativ frisch ist, muss ein solcher Borreliose-Test nicht zu einem aussagekräftigen Ergebnis führen. Es kann sein, dass der Körper noch gar keine Antikörper gebildet hat. Ebenso stellt ein negatives Testergebnis noch lange nicht klar, dass keine Borrelien-Infektion stattgefunden hat. Es gibt nämlich auch Fälle, in denen spezifische Antikörper überhaupt nicht auftreten. Das wiederum liegt entweder an einer genetischen Veranlagung des Menschen oder an einem geschwächten Immunsystem. Ein Borreliose-Test auf Antikörper im Blut kann auch dann negativ ausfallen, wenn Patienten mit einem Immundepressiva behandelt werden.

Es mag paradox klingen: Ein positives Testergebnis sagt noch lange nichts über eine Borrelien-Infektion aus. Mit dem Borreliose-Test wurde lediglich nachgewiesen, dass sich das Immunsystem des Menschen schon einmal gegen die Erreger der Zecke zur Wehr gesetzt hat. Die Frage, ob eine floride Infektion oder eine verborgene Infektion vorliegt, bleibt dennoch unbeantwortet. Interessanterweise kann ein positives Ergebnis auch bedeuten, dass eine Übertragung der Borrelien weit in der Vergangenheit liegt und längst ausgeheilt ist.

Wie man sieht, gibt es bei einem Borreliose-Test auf Antikörper im Blut keinen eindeutigen Beweis für eine Erkrankung. Nur im Zusammenhang mit den typisch auftretenden Symptomen wie der Erythema migrans (Wanderröte) und der ärztlichen Anamnese kann eine Lyme-Borreliose angemessen beurteilt werden.

Borreliose-Test auf Antikörper im Liquor

Liegt der Verdacht auf eine Neuroborreliose nahe, hilft eine Entnahme von Gehirn-/Rückenmarksflüssigkeit. Diese Flüssigkeit, die auch Hirn- oder Nervenwasser genannt wird, umgibt Gehirn und Rückenmark. Sie soll beide vor Erschütterungen schützen. Mithilfe einer Lumbal- oder Ventrikel-Punktion lässt sich eine Liquor-Probe im Rahmen eines ambulanten Eingriffs relativ leicht entnehmen. Der entnommene Liquor wird im Labor auf Antikörper gegen Borrelien untersucht, um eine Neuroborreliose auszuschließen.

Borreliose-Test: Lymphozyten-Transformationstest (LTT)

Wenn der Borreliose-Test ein positives Ergebnis ergibt, ordnet der behandelnde Arzt zur Absicherung seiner Diagnose weitere Untersuchungen an. Dazu gehört unter Umständen der Lymphozyten-Transformationstest. Bei diesem Test begibt sich der Arzt nicht etwa auf die Suche nach spezifischen Antikörpern im Blut. Vielmehr nimmt er die Lymphozyten genauer unter die Lupe. Zu bemerken ist, dass es hierbei um eine Einschätzung einer Infektionsaktivität geht. Die Lymphozyten werden mit Borrelien-Bakterien in Kontakt gebracht. Wenn es daraufhin zu einer vermehrten Zellteilung kommt, liegt die Annahme nahe, dass eine Infektion durch Borrelien existiert. Schreitet die Vermehrung der Lymphozyten nur mäßig voran, so kann eine Borreliose ausgeschlossen werden.

Leider ist es zu früh zum Jubeln. Denn die Testergebnisse erweisen sich als nicht zuverlässig. So erfahren gesunde Patienten oftmals ein positives Ergebnis, obwohl sie bisher keinerlei Kontakt mit Borrelien gehabt haben. Vor diesem Hintergrund wird dieser Labortest von den Ärzten auch als fragwürdig angesehen.

Borreliose-Test: Nachweis in Patientenproben

Der Direktnachweis zählt zu den Borreliose-Tests, die einen eindeutigen Beweis für eine Infektion mit Borrelien-Bakterien liefern können. Hierbei geht es um die Kultivierung von Patientenproben - das können Hautproben im Bereich der Wanderröte sein. Ebenso lässt sich eine Kultur auch mit Proben von der Gelenkflüssigkeit sowie der Hirn-/Rückenmarksflüssigkeit anlegen. Die Kultivierung von Borrelien-Bakterien erweist sich in der Praxis allerdings als zeit- und kostenintensiv.

Eine Alternative stellt im Rahmen eines Direktnachweises eine Borrelien-PCR dar. Im Gegensatz zu einer Borrelien-Kultivierung werden nicht die Borreliose-Bakterien nachgewiesen, sondern das Erbgut der Borrelien. Durchgeführt wird eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR), bei der DNA-Fragmente vervielfältigt und untersucht werden. Ein solcher Borreliose-Test wird bei einem positiven Ergebnis als relativ zuverlässig angesehen.

Einschränkend muss erwähnt werden, dass ein PCR-Nachweis einer hohen Sensitivität unterliegt. Das heißt so viel, dass diese Methode anfällig für falsche positive Resultate ist. Somit bietet auch dieser Test keine absolute Sicherheit.

Borreliose-Test: Nachweis in der Zecke

Der Vollständigkeit halber sollte noch der Nachweis von Borrelien in der Zecke erwähnt werden. Wer nach einem Zeckenstich eine saugende Zecke entdeckt, kann diese entfernen und zur Analyse der Borrelien-DNA in eines der Speziallabore senden. Von vielen Ärzten wird dieser Borreliose-Test jedoch als fragwürdig angesehen. Denn nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Infektion. Ebenso müssen Erreger nicht unbedingt in die Wunde übertragen worden sein. Vor allem, wenn die Zecke weniger als 24 Stunden gesaugt hat und es relativ unwahrscheinlich ist, dass es zu einer Übertragung gekommen ist.

Wie schnell geht ein Borreliose-Test?

Borreliose lässt sich nur schwer diagnostizieren, zumal die Symptome völlig unterschiedlich und diffus auftreten. Zudem zeichnet sich kein typischer Krankheitsverlauf ab. Manche Symptome treten überhaupt nicht in Erscheinung oder manche machen sich erst viele Monate nach dem Zeckenstich bemerkbar. Generell gilt, die Symptome ernst zu nehmen und schnellstmöglich untersuchen zu lassen.

Zur Unterstützung der Diagnose des Arztes lässt sich die Borreliose durch verschiedene Tests absichern. Die gebräuchlichsten Borreliose-Tests sind der ELISA und der Western Blot Test. Beide Methoden zielen darauf ab, Antikörper im Blut nachzuweisen. Da das körpereigene Immunsystem aber erst drei Wochen nach dem Borrelien-Befall reagiert und Antikörper bildet, sollte während dieser Zeit auf typische Symptome einer Borreliose geachtet werden.

Da jeder Test für sich allein nur ein Puzzleteil im Gesamtbild der Borreliose-Erkrankung ist, kann der Arzt weitere Borreliose-Tests in die Wege leiten, wie den Lymphozyten-Transformationstest (LTT). Der LTT-Test ist am aussagekräftigsten, wenn er 14 Tage nach dem Auftreten der typischen Symptome durchgeführt wird.

Anhand von Patientenproben lassen sich die Erreger auch mithilfe einer Kultur nachweisen. Wegen der langen Generationszeit erhält der Patient frühestens nach vier Tagen, aber in der Regel erst nach mehreren Wochen ein Testergebnis. Bei einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) liegt ein Nachweis bereits nach wenigen Stunden vor, sobald die Probe im Labor angekommen ist.

Der Nachweis von Borrelien in Zecken wird in vielfältiger Form als Schnelltest von Ärzten, Apotheken oder als Test für den Hausgebrauch angeboten.

Wie viel kostet ein Borreliose-Test?

Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine potenziell gefährliche Infektionskrankheit. Deshalb werden die Kosten für einen Borrelien-Nachweis in den meisten Fällen von den gesetzlichen sowie von den privaten Krankenkassen vollumfänglich übernommen. Nur wer sich für einen Borreliose-Test in der Zecke entscheidet, muss für die Kosten selbst aufkommen. Die Kosten für einen Borreliose-Test schwanken zwischen 20 Euro und mehreren hundert Euro.

Wie funktioniert ein Borreliose-Test?

Für die Diagnose von einer Borrelien-Infektion werden in der Praxis zahlreiche Labortests zurate gezogen. Das liegt daran, weil keiner der Tests für sich allein aussagekräftig genug ist. Nur im Zusammenspiel lässt sich die Diagnose des Arztes untermauern und die für den Patienten angemessene Therapie ansetzen.

Auf eines kann sich der Arzt jedoch verlassen: Die Diagnose erfolgt in erster Linie auf der Basis einer Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und der auftretenden Symptomatik. Allgemeiner Konsens besteht auch darin, dass eine Borreliose im frühen Stadium besser zu behandeln ist als in einem fortgeschrittenen.

Wann sollte ein Borreliose-Test nach einem Zeckenbiss erfolgen?

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die Zecke so früh wie nur möglich entfernt wird. Somit bleibt das Infektionsrisiko weitgehend gering. Da der Transfer der Borrelien-Bakterien in die Bisswunde einige Zeit benötigt, macht ein Borreliose-Test frühestens drei Wochen nach dem Zeckenstich Sinn.

Welcher Arzt macht einen Borreliose-Test?

Die richtigen Ansprechpartner für eine Borreliose sind Hausärzte, Neurologen und Rheumatologen. Sie erstellen anhand der auftretenden Symptome die Diagnose und bestimmen bei Borrelioseverdacht die Therapie.

Dieser Artikel ist vom 10. Juli 2019 und wurde aktualisiert.

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