Genf Experten rechnen mit 20 000 Ebola-Infizierten

Genf · Das ganze Ausmaß der Ebola-Epidemie in Westafrika wird jetzt sichtbar: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnte das tödliche Virus insgesamt mehr als 20 000 Menschen befallen. Das sagte der beigeordnete WHO-Generaldirektor, Bruce Aylward, gestern in Genf.

Aylward machte klar: Der Ausbruch der Ebola-Epidemie in den vier Ländern Guinea, Liberia, Nigeria und Sierra Leone drohe sich auf "mehrere bislang nicht betroffene Länder" auszuweiten. Gleichzeitig präsentierte Aylward einen Krisenplan, um die Epidemie in den Griff zu bekommen. Schon jetzt handelt es sich um den mit Abstand schwersten Ausbruch der 1976 entdeckten Tropenkrankheit. Gegen Ebola existieren keine zugelassenen Heilmittel und keine Impfung - die Krankheit verläuft in bis zu 90 Prozent der Fälle tödlich.

Die WHO räumte ein: Die Zahl der tatsächlichen Krankheits- und Todesfälle in Westafrika dürfte zwei bis vier Mal höher sein als bislang angenommen. Laut der letzten WHO-Statistik stieg die Zahl der Infizierten in den vier Ländern bis zum 26. August auf 3069, davon seien 1552 gestorben. "Rund 40 Prozent der bislang gemeldeten Fälle haben sich in den vergangenen drei Wochen ereignet", sagte Aylward. Das Tempo der Seuche, die im März in Guinea entdeckt wurde, beschleunige sich.

In den nächsten Monaten will die WHO die Übertragung des Erregers stoppen. Und man will eine internationale Ausbreitung verhindern. Um das zu erreichen, muss der WHO-Krisenplan vollständig umgesetzt werden. Das könnte jedoch sehr schwer werden: Aylward bezifferte die Kosten des Planes auf rund 490 Millionen US-Dollar.

Bislang erhielt die WHO erst 17 Millionen US-Dollar von Gebern. Zudem: Mehr als 750 zusätzliche internationale Gesundheitsexperten und mehr als 12 000 Helfer aus den betroffenen Ländern müssten an die Ebola-Front. "Wir brauchen dringend mehr Ärzte, medizinische Fachkräfte, Epidemiologen und Gesundheitsmanager, um den vielen betroffenen Menschen zu helfen", sagte WHO-Experte Rüdiger Krech.

Derzeit operierten nur drei internationale Ärzte-Teams in den vier betroffenen Ländern. "Die Hilfe läuft bei weitem nicht so an wie bei anderen Krisen oder Katastrophen", erläuterte Krech.

(RP)
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