S-Klasse Coupé: Gleiten statt Fahren

Mercedes-Benz hat mit dem S-Klasse Coupé einen legtimen Nachfolger der CL-Baureihe ins Rennen geschickt. Das S 500 4Matic Coupé überzeugt als erstes Modell der neuen Reihe mit grandioser Motorisierung, Ruhe und jeder Menge Technik.

Da steht es: lang, breit, scharfe Konturen, farblich abgesetztes Dach, beinahe furchteinflößend große Auspuffrohre, die allessagenden Bezeichnung "S 500" am Heck. Eine Formsprache, die sagt: Gleich zeige ich dir, was ich kann. Und das tut dieses jüngste Mitglied der Spitzenbaureihe von Mercedes-Benz auch. Die Türen des S-Klasse Coupés schließen ruhig, der Gurtstraffer zieht den Fahrer behutsam, aber fest in den Sitz. Man muss schon genau hinhören, um nach einem kurzen Röhren des Motors beim Start die acht Zylinder im Stand noch wahrzunehmen.

Eigentlich fährt ein Auto. Das gilt aber nicht für das Mercedes S 500 4Matic Coupé, so die genaue Modellbezeichnung des CL-Nachfolgers. Das Coupé gleitet beinahe geräuschlos, Außengeräusche dringen nicht ins Innere, sodass die mächtige Soundanlage ihr ganzes Können ausspielen kann und schon die Fahrt - pardon, das Gleiten - vom Parkplatz angenehm macht.

Dieser Eindruck setzt sich im alltäglichen Straßenverkehr fort. Das Fahrwerk bügelt Unebenheiten problemlos glatt, das Siebengang-Automatikgetriebe schaltet sauber und ohne Ruckeln hoch und runter, die Lenkung ist butterweich, ohne unsensibel zu sein. Acht Zylinder, ein Hubraum von 4,6 Litern und 455 PS sorgen dafür, dass der Antritt an der Ampel sowohl schnell als auch leise und präzise verläuft und dass es ständig beim Gefühl des Gleitens anstelle schnöden Fahrens bleibt.

Auch auf der (freien und nicht geschwindigkeitsbeschränkten) Autobahn. Da spielt der Mercedes seine Stärken voll aus. Die 200 km/h erreicht der Wagen, ohne dass der Fahrer etwas merkt, die 230 km/h fühlen sich an wie 100 km/h in einem "normalen" Fahrzeug und auch die Spitze von 250 km/h ähnelt von Fahrkomfort, Geräuschkulisse und Sitz- und Lenkbequemlichkeit ebenfalls eher einer gemütlichen Ausfahrt als einer Tempotour auf einer niederrheinischen Autobahn. Dazu passt eine Messung, die Mercedes-Benz durchgeführt hat: Das Coupé ist bei den Windgeräuschen das leiseste Serienauto der Welt.

Genauso schnell wie die Landschaft an einem vorbeizieht, so schnell leert sich allerdings auch der Tank. Bei einem sehr verhaltenen Zyklus (keine schnellen Antritte, 120 Stundenkilometer auf der Autobahn ohne große Überholmanöver reichen rund zwölf Liter Super; wer die volle Kraft des Benz ausnutzt, muss mit einem Verbrauch jenseits der 20 Liter rechnen.

Das Cockpit nimmt sich so aus, wie man es von einem Wagen erwarten darf, dessen Basisversion 125 961 Euro kostet - es gibt kaum etwas, das es nicht gibt. Edles Lederinterieur, Chrom und Hochglanzlack bestimmen das Bild im Inneren. Statt der normalen Instrumente thronen in der Mitte lediglich zwei riesige Bildschirme, die sämtliche relevanten Informationen für den Fahrer abbilden. Die zahlreichen Sicherheitsfeatures - vom Spurhalteassistenten über die Tote-Winkel-Warnung bis hin zum Abstandswarner und vielem mehr - sorgen für noch mehr Entspannung. Auch die Sitze sind bequem, wobei vier Erwachsene aufgrund der Coupé-Bauweise nicht wirklich ausreichend Platz im Wagen finden; zumal der Einstieg hinten in den Zweitürer etwas beschwerlich ist.

An Technik und Ausstattung gibt es wahrlich nichts zu kritisieren: Wer für sich (und einen Beifahrer, nicht die Familie) ein luxuriöses Coupé mit höchster Sicherheit sucht und einen sechsstelligen Betrag dafür ausgeben kann beziehungsweise will, ist im Coupé (weitere Modelle, unter anderem der S 63 AMG 4MATIC für einen Basispreis von mehr als 170 000 Euro, stehen in den Startlöchern) perfekt aufgehoben. Und während man sich in der Limousine eventuell lieber von einem Chauffeur kutschieren lässt, möchte man im Coupé das Lenkrad nicht mehr aus der Hand geben.

(RP)
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