Nach vierjähriger Renovierung "Mona Lisa" ist am neuen Standort

Paris (rpo). Im neuen Licht ist das berühmte Lächeln der Mona Lisa ab Mittwoch im Pariser Louvre zu sehen. Das Werk von Leonardo da Vinci hat in dem Museum nach vierjähriger Renovierungszeit einen neuen Platz bekommen - in einer High-Tech-Vitrine im imposanten Staatssaal.

 Das Bild hängt gut bewacht im Louvre in Paris.

Das Bild hängt gut bewacht im Louvre in Paris.

Foto: AFP, AFP

Die jährlich rund sechs Millionen Besucher des Pariser Kunstmuseums können das faszinierende Spiel um Mundwinkel und Augen der langhaarigen Dame künftig in nahezu natürlichem Licht zu ergründen suchen. Eine umfangreiche Studie von Kunsthistorikern brachte darüber hinaus die beruhigende Nachricht, dass der elf Zentimeter lange Riss am oberen Rand der Pappelholz-Platte des Gemäldes sich nicht weiter vergrößert. Mona Lisa kann noch lange weiterlächeln.

Das Renaissance-Gemälde hat viele faszinierende Seiten, angefangen von der nicht restlos aufgeklärten Entstehungsgeschichte und der Namensgebung. Leonardo hat sein Werk weder signiert noch datiert. Doch aus einem Bericht seines Zeitgenossen Giorgio Vasari geht hervor, dass die Mona Lisa um das Jahr 1503 begonnen und 1518 an das französische Königshaus verkauft wurde. Vasari enthüllte auch, dass es sich bei der Frauenfigur um die Gattin des florentinischen Edelmanns Francesco del Giocondo handelte. Monna, die Kurzform von Madonna, wurde zu ihrem Vornamen Lisa gestellt, im französischen und italienischen Sprachraum ist die lächelnde Schönheit jedoch unter ihrem Ehenamen als Gioconda oder La Joconde bekannt.

Die kunstgeschichtliche Bedeutung des Gemäldes ergibt sich aus mindestens drei Aspekten. Da ist zunächst die damals revolutionäre Nähe des Betrachters zur Porträtierten, die Leonardo durch ihren offenen Blick und den Verzicht auf weiteren Vordergrund erzielte. Hinzu kommt der vielgerühmte "Sfumato"-Effekt, eine malerische Neuerung zur Darstellung weichen Halblichts mit übergangslosen Konturen. Schließlich ist es jenes rätselhafte Lächeln. US-Wissenschaftler führen es auf ein Phänomen zurück, das sie als "visual noise" bezeichnen. Demnach wird das Gehirn durch die Bildpunkte gleichsam ins Zweifeln gebracht; der Betrachter sieht das Bild anders, je länger er daraufschaut. Mona Lisas Mundwinkel ziehen nach oben, ihr Lächeln gewinnt.

Die Mona Lisa wirke auf Betrachter dank Leonardos Technik "zugleich vertraut und entrückt", erläutert Louvre-Kuratorin Cécile Scaillérez. Damals hätten die Porträtierten in der Regel in weite Ferne geblickt und nicht wie Mona Lisa den Betrachter angeschaut. Entrückt ist die Mona Lisa bei der neuen Platzierung gleich in doppelter Weise. Zum einen hängt sie knapp über Augenhöhe erwachsener Betrachter, zum anderen hinter einer 700-Kilo-Panzerglasscheibe.

Bei der Saal-Renovierung für 4,8 Millionen Euro wurden vier neue Fensteröffnungen geschaffen, das Oberlicht wird durch Strahler nur noch dezent unterstützt. Mit dem Ergebnis ist Chef-Ausleuchter Marc Fontoynont rundheraus zufrieden. "Es entspricht unseren Berechnungen und gibt ein natürliches Gleichgewicht", sagt Fontoynont. Auch der Blitzlicht-Gebrauch der Touristen könne das Gemälde nicht gefährden.

Nur noch einmal im Jahr und unter strengster Aufsicht soll Leonardos Gemälde künftig den sicheren Hort im Staatssaal des Louvre kurz verlassen. Alle zwölf Monate untersucht ein Team aus Technikern und Kunsthistorikern haargenau, ob sich die durchschnittlich 13 Millimeter dicke Pappel-Platte verformt oder der kaum zu erahnende Riss oberhalb des Kopfes der Mona Lisa doch noch weiter aufbricht.

Vermutlich hat die Mona Lisa die ärgsten Zeiten hinter sich. Kurz nach dem Aufruf des Dichters Guillaume Apollinaire, die Mona Lisa im Zuge des heraufziehenden Kubismus zu "verbrennen", wurde das Gemälde 1911 von einem Italiener geraubt, zwei Jahre später aber glücklich dem Louvre zurückerstattet. Die letzte Aggression erfolgte 1956, als ein junger Bolivianer aus ungeklärtem Hass einen Stein auf das Frauenporträt warf. Die Mona Lisa wurde davon nur leicht am linken Ellbogen verletzt.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort