Schlacht der Suchmaschinen Wie Microsoft Google angreifen will

Düsseldorf (rpo). Google ist der Vorreiter unter den Suchmaschinen. Was die geheim gehaltene Suchtechnik nicht in der Ergebnisliste auswirft, scheint es nicht zu geben. Doch jetzt plant Microsoft einen Großangriff. Mit Milliarden-Investitionen soll das Angebot ausgebaut werden.

 Setzt auf Spracherkennung beim neuen Betriebssystem: Bill Gates.

Setzt auf Spracherkennung beim neuen Betriebssystem: Bill Gates.

Foto: MICROSOFT, AFP

Acht Milliarden Internetseiten und eine Milliarde Fotos können Online-Nutzer mit der Suchmaschine Google durchsuchen. Das Verb "googlen" ist längst zum Synonym für die Suche im Netz geworden. 49 Prozent aller Anfragen laufen über den Branchenprimus, weit abgeschlagen rangieren Yahoo mit 23 Prozent und Microsoft mit nur knapp elf Prozent abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Was die geheim gehaltene Suchtechnik nicht in der Ergebnisliste auswirft, scheint es nicht zu geben.

Jetzt will Microsoft-Chef Bill Gates den Kampf aufnehmen. Um 60 Prozent stockt er die Investitionen für neue Suchtechnologien und den Ausbau des Portals auf. Insgesamt will sich Gates die Kampfansage an Google 1,6 Milliarden Dollar kosten lassen. Aber kann Microsoft überhaupt gewinnen?

Die Konkurrenz hat Google viele Jahre unterschätzt. Konzerngiganten wie Microsoft und Yahoo ließen das Unternehmen gewähren, so lange seine Gründer sich auf die Verbesserung der Suchmaschine beschränkten.

In den vergangenen Jahren wurde Google aber zu sehr viel mehr. Wo immer es darum geht, digitale Information handhabbar zu machen, sind die Suchmaschinenbetreiber nicht nur dabei, sondern an der Spitze und treiben Entwicklungen voran. Google sammelt alle Daten und weiß mittlerweile mehr über die Interessen und Suchgewohnheiten der Internet-Nutzer als jede andere Firma der Welt. Mit den so genannten Ad-Words (Werbelinks, die passend zum Suchwort dezent neben der Trefferliste erscheinen) verdient Google Milliarden. Mit Froogle (Produktsuche), Google Earth (Erde in Satellitenbildern), Google Map (Routen) und Google News bietet der Gigant weitere Angebote, um Leser länger auf der Website zu halten. Die Konzernchefs werden auch auf Feldern aktiv, die bisher zum Kerngeschäft des Konkurrenten Microsoft gehörten. Im März kauften sie ein Unternehmen, das jetzt ein Gegenstück zu MS Word anbietet.

Microsoft will ein umfangreiches Maßnahmenpaket umsetzen, um Google die Spitzenposition am Markt streitig zu machen:

Verbesserte MSN-Suche: Auffallend daran ist die hohe Übereinstimmung der Treffer. Somit setzt das Suchprinzip auf dem von Google auf. Vorteil für MSN: Die Manipulationsversuche, die für ein möglichst hohes Erscheinen in der Trefferliste sorgen sollen, bleiben bisher aus. Die Qualität der Treffer ist höher. Ein Suchassistent hilft zudem, das Trefferranking nach verschiedenen Kriterien zu sortieren.

Mehr Produkte: Auf sämtliche Google-Produkte gibt es mittlerweile eine Microsoft-Antwort. Neben der Suche hat Microsoft als Reaktion auf "Google Desktop" sofort die MSN "Desktop-Search" entwickelt. MSN "Virtual Earth" ist die Antwort auf Google Earth. Internetnutzer können sich zudem auf viele weitere Produkte freuen.

Internet Explorer 7: Microsoft will künftig erste Wahl sein. Deshalb leitet die integrierte Suche im neuen Webbrowser direkt auf die MSN-Suche. Wer mit lieber Google über die Explorer-Suchleiste suchen wolle, müsse eine Liste von zwei Dutzend Angeboten durchgehen, wogegen Google bereits heftig protestierte.

Werbung: Mit einer neuen Anzeigen-Software will Microsoft den boomenden Markt der Online-Werbung nutzen. Mit "AdCenter" können Werbetreibende noch gezielter als bei Google ihre Anzeigen neben Suchergebnissen platzieren. Zudem will Microsoft ein bislang noch weitgehend unerschlossenes Feld besetzen - Werbung in Videospielen.

Kapital und Kooperationen: Microsoft will nicht mehr allein gegen den Konkurrenten vorgehen. Deshalb setzt Bill Gates auf starke Allianzen mit Amazon und Yahoo. Zudem hält Microsoft immens viel Kapital in der Hinterhand.

Experten glauben, dass es trotz aller Bemühungen für Microsoft schwierig werden wird, zum Suchmaschinen-Marktführer aufzuschließen. Für den Internetnutzer lohnt sich dieser verschärfte Wettbewerb jedoch allemal.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort