Neue Forderung der Wirtschaftsforscher Weniger Rente für Gutverdiener?

Düsseldorf (RP). Die Höhe der Rente soll sich nach einer Forderung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Zukunft nicht nur nach Beitragsjahren und Verdienst bemessen. Vielmehr soll auch die Lebenserwartung einbezogen werden. Ziel ist es, künftig drohende Altersarmut abzumildern.

Rentenanspruch: Die häufigsten Renten-Irrtümer
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Rentenanspruch: Die häufigsten Renten-Irrtümer

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Foto: ddp

"Wer gut verdient, hat statistisch gesehen eine höhere Lebenserwartung und profitiert mehr vom Rentensystem", bemängelt DIW-Chef Klaus Zimmermann. Geringverdiener haben nach der Studie des DIW auch eine niedrigere Lebenserwartung. "Wer nur die Hälfte des Durchschnittseinkommens verdient, hat im Vergleich zu einem Mann, der das 1,5fache des Durchschnittseinkommens verdient, eine Lebenserwartung, die um vier Jahre niedriger ist", erläutert Rentenexperte Friedrich Breyer. Der Wissenschaftler hat für seine Studie die Rentenversicherungsdaten der zwischen 1994 und 2005 verstorbenen Männer verglichen. Nach den Berechnungen Breyers würden Arbeitnehmer mit einem aktuellen Einkommen von weniger als 36 000 Euro jährlich von einer solchen Neuregelung profitieren. Wer darüber liegt, verliert.

Aussicht auf Umsetzung hat der Vorschlag des DIW kaum. Die Forderung stieß bei der Rentenversicherung und im Arbeitsministerium auf Ablehnung. Dadurch würden "auch solche Renten deutlich angehoben, deren Bezieher neben dem Rentenanspruch weitere Alterseinkünfte beziehen — zum Beispiel eine Beamtenpension, eine Betriebsrente oder aus privatem Vermögen — und von daher trotz ihrer geringen Rente über ein Alterseinkommen weit oberhalb der Grundsicherung verfügen", heißt es in einer Stellungnahme der Rentenversicherung. Der Vorschlag des DIW zöge viele "zweifelhafte Unterscheidungen" nach sich, warnte ein Sprecher des Arbeitsministeriums: "Mann/Frau, Raucher/Nichtraucher, Vorerkrankung/keine Vorerkrankung". Dies wäre der Abschied aus der Solidargemeinschaft.

Gewerkschaften und Sozialverbände rechnen damit, dass die Altersarmut in Zukunft steigt. Aktuell leben etwa 2,5 Prozent der Senioren in Armut. Der DGB schätzt, dass in 20 Jahren knapp ein Drittel der gesetzlichen Renten auf Sozialhilfeniveau liegt. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sprach von einer Altersarmut "ungeahnten Ausmaßes". Das Arbeitsministerium hielt dagegen, der Umfang der Altersarmut lasse sich nicht vorhersagen.

(RP)
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