Deutsche Bahn Verhandlungsmarathon geht weiter

Berlin (RPO). Auch ein zehnstündiger Verhandlungsmarathon hat im Tarifstreit zwischen den Gewerkschaften und der Deutschen Bahn keinen Durchbruch gebracht. Heute soll deswegen weiter verhandelt werden. Sollte es zu keinem Ergebnis kommen, drohen Bahnkunden weitere Warnstreiks.

Der Streik am Düsseldorfer Hauptbahnhof
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Foto: rpo/Kranzusch

Die Gespräche mit den Gewerkschaften Transnet und GDBA würden am Montagmorgen fortgesetzt, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, in Berlin. "Heute war es nicht zu schaffen", sagte Mehdorn. Er hoffe, dass es im Laufe des Montags zu einer Einigung komme.

Die Tarifgemeinschaft von Transnet und GDBA appellierte an die Bahn, ihr Angebot noch einmal nachzubessern. Wenn am Montag kein abschlussfähiges Angebot vorgelegt werde, müssten die Verhandlungen abgebrochen werden, sagte der Transnet-Vorsitzende Norbert Hansen. In diesem Fall komme es zu neuen Warnstreiks.

Die Bahn hatte zuvor ein verbessertes Angebot vorgelegt, wie beide Tarifparteien mitteilten. Aus Verhandlungskreisen war zu hören, die Bahn habe eine Lohnerhöhung von 3,9 Prozent angeboten. Die Bahn und die Gewerkschaften wollten sich zur Höhe des Angebots nicht äußern. Ein Gewerkschaftssprecher sagte, das Angebot sei nur leicht verbessert und "weder diskussions- noch abschlussfähig".

Zwei Mal hatten sich die Vertreter von Bahn und Gewerkschaften im Laufe der fünften Verhandlungsrunde zu getrennten Beratungen zurückgezogen. "Wir denken, dass wir viele Fortschritte gemacht haben", sagte Bahn-Chef Mehdorn. Es sehe nicht schlecht aus, doch die Verhandlungen seien nach wie vor schwierig. "Es geht um vieles - ein Stück weit auch um die Zukunft der Bahn", sagte er. Vor Gesprächsbeginn hatte er betont, dass die Höhe des Tarifabschlusses Auswirkungen auf Arbeitsplätze und die Wettbewerbsfähigkeit des Konzerns habe.

Transnet-Chef Hansen sagte: "Es macht keinen Sinn, wenn die Annäherung jeweils nur um Millimeterschritte verläuft." Die Gewerkschaftsseite habe einen klaren "Zielkorridor" für einen möglichen Abschluss vorgegeben. Wenn es am Montag kein Angebot in diesem Rahmen gebe, seien Warnstreiks unmittelbar nach Abbruch der Verhandlungen möglich. Transnet und GDBA sind mit einer Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn für die 134 000 Bahnbeschäftigten oder mindestens 150 Euro mehr monatlichem Gehalt in die Tarifgespräche eingestiegen.

Die bisherigen vier Tarifrunden zwischen den beiden Tarifparteien hatten keine Einigung gebracht. Die Bahn hatte anfangs eine Lohnanhebung von zweimal zwei Prozent bei einer Laufzeit von 30 Monaten angeboten - und zusätzlich eine Einmalzahlung von 300 Euro. In der vergangenen Gesprächsrunde am Donnerstag verbesserte die Bahn ihr Angebot zum ersten Mal und bot eine Lohnerhöhung um 3,4 Prozent ab 1. Januar 2008 an. Die Laufzeit sollte 24 Monate betragen. Zusätzlich schlug der Konzern eine Einmalzahlung von 450 Euro vor. Details über die jüngste Verhandlungsbasis wollten beide Tarifparteien nicht bekannt geben.

Auch wenn die Bahn und Transnet/GDBA sich nicht einigen sollten, müssen sich Bahnkunden in den kommenden Tagen auf erhebliche Behinderungen im Zugverkehr einstellen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte am Donnerstag im Anschluss an ein ergebnisloses Spitzengespräch mit dem Bahn-Chef in Frankfurt am Main mit erneuten Warnstreiks gedroht. Von Dienstag an wolle das Fahrpersonal im Fern-, Nah-, Güter- und S-Bahn-Verkehr zeitweise die Arbeit niederlegen, kündigte die GDL am Wochenende an. Die Gewerkschaft wolle mindestens 24 Stunden im Voraus bekannt geben, wann und wo mit Behinderungen zu rechnen sei. Die nur vierstündigen Warnstreiks der Lokführer-Gewerkschaft in der Vorwoche hatten bundesweit ein Verkehrschaos ausgelöst. Millionen Menschen waren davon betroffen.

Für Freitag haben GDL und Bahn ein weiteres Treffen zwischen Gewerkschaftschef Manfred Schell und Hartmut Mehdorn vereinbart. Die Lokführer-Gewerkschaft fordert einen eigenen Tarifvertrag und Lohnerhöhungen von bis zu 31 Prozent. Für den Fall, dass die Bahn beim kommenden Treffen kein Angebot für einen Spartentarifvertrag vorlege, drohte die Lokführergewerkschaft mit unbefristeten Streiks. Die Bahn hat einen eigenen Tarifvertrag für die Lokführer bislang kategorisch abgelehnt. Sie strebt einen einheitlichen Tarifabschluss für alle drei Gewerkschaften an.

(ap)
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