Grünes Licht für Konzernumbau ThyssenKrupp setzt auf Schwellenländer

Essen (RPO). Der ThyssenKrupp-Aufsichtsrat hat grünes Licht für den angekündigten dramatischen Umbau bei Deutschlands größtem Stahlkonzern gegeben. Damit hat Konzernchef Heinrich Hiesinger freie Bahn für die Abspaltung des traditionsreichen Edelstahlgeschäfts und den Verkauf großer Teile der Autozuliefersparte. Betroffen sind rund 35.000 Arbeitsplätze. Wachsen will der Riese künftig vor allem in Schwellenländern.

 Heinrich Hiesinger, der neue starke Mann bei Thyssen, freut sich über positive Geschäftszahlen.

Heinrich Hiesinger, der neue starke Mann bei Thyssen, freut sich über positive Geschäftszahlen.

Foto: dapd, dapd

Hiesinger sagte nach der Entscheidung des Kontrollgremiums am Freitag in Essen, mit dem Schritt stärke der Konzern seine Ertragskraft und vergrößere seine Möglichkeiten, den Ausbau seiner strategisch vielversprechenden Geschäfte voranzubringen. Es gehe um eine "Wachstumsgeschichte". Er kündigte an, der Konzern werde in den nächsten Jahren mehrere Milliarden Euro zielgerichtet in die Geschäfte mit dem größten Wertpotenzial investieren.

China, Indien, Brasilien

Der Konzern will künftig verstärkt in den wachstumsstarken Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien wachsen. Doch soll auch das margenstarke europäische Stahlgeschäft deutlich modernisiert werden. Dabei setzt der Konzern vor allem auf seine Ingenieurkompetenz.

Als Beispiele für anvisierte Wachstumsfelder nannte Hiesinger innovative Hightech-Werkstoffe für den Maschinenbau, die Automobil- und Energieindustrie. Auch seine Stellung als Weltmarktführer für wichtige Komponenten von Windkraftanlagen wolle der Konzern ausbauen. Darüber hinaus will ThyssenKrupp sein Know-how beim Bau von Düngemittelfabriken und Zementanlagen für Wachstum nutzen.

Wachstumsmärkte im Fokus

Um den finanziellen Spielraum für diese Wachstumspläne zu gewinnen, will sich der hochverschuldete Konzern von zahlreichen Tochterunternehmen trennen. Betroffen sind rund ein Viertel des Umsatzes und ein Fünftel des Personals. Doch sagte der Konzern ausdrücklich zu, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Bei dem geplanten Konzernumbau bekommt Hiesinger Rückenwind durch die Konjunktur. Deutschlands größter Stahlkonzern steigerte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2010/2011 sein operatives Ergebnis (Ebit) trotz drastisch gestiegener Anlaufverluste der neuen Stahlwerke in Amerika um 22 Prozent auf 770 Millionen Euro. Auch Umsatz und Auftragseingang nahmen um mehr als 20 Prozent zu.

697 Millionen Euro Verlust

Allerdings belasten nach wie vor die hohen Anlaufverluste der neuen Stahlwerke in Brasilien und den USA den Konzern. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres summierten sich die Verluste dort auf 697 Millionen Euro - mehr als viermal so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Netto-Finanzschulden des Konzerns stiegen in den vergangenen sechs Monaten um mehr als 2,7 Milliarden auf 6,5 Milliarden Euro.

Hiesinger sagte, sein Ziel sei es, ThyssenKrupp zu einem "diversifizierten Industrieunternehmen" zu entwicklen - mit mehreren starken Geschäftsfeldern in attraktiven Wachstumsmärkten. Die einzelnen Geschäfte müssten sich dabei mit den besten der Branche messen.

(DAPD/csi)
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