Prozessauftakt fünf Jahre nach Insolvenz Ex-Drogeriemarktchef Anton Schlecker weist Vorwürfe zurück

Stuttgart · Der Ex-Drogeriemarktkönig Anton Schlecker muss sich fünf Jahre nach der Pleite seines Unternehmens vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Laut Anklage soll er im Zusammenhang mit der Insolvenz Millionen beiseite geschafft haben. Schlecker weist die Vorwürfe zurück.

 Anton Schlecker erschien im schwarzen Anzug vor Gericht. Links im Bild seine mitangeklagte Frau Christa.

Anton Schlecker erschien im schwarzen Anzug vor Gericht. Links im Bild seine mitangeklagte Frau Christa.

Foto: afp, tk/

Mit auf der Anklagebank sitzen Anton Schleckers Frau Christa und seine beiden Kinder Meike und Lars. Bei ihnen geht es um Beihilfe zum Bankrott. Schlecker wies die Vorwürfe der Anklage zu Beginn des Prozesses zurück. "Die Vorwürfe sind unzutreffend", sagte sein Anwalt Norbert Scharf am Montag in Stuttgart. Eine Insolvenz sei für ihn "schlicht unvorstellbar" gewesen.

Die Drogeriemarktkette Schlecker hatte 2012 Insolvenz angemeldet. Rund 25.000 Beschäftigte in Deutschland und noch einmal so viele im Ausland verloren durch die Pleite ihren Arbeitsplatz. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft Schlecker vor, im Zuge der Insolvenz in 36 Fällen Vermögenswerte beiseite geschafft zu haben. Im Fall einer Verurteilung wegen eines besonders schweren Falles des Bankrotts drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Bislang sind bereits Verhandlungstage bis Oktober angesetzt.

Der Prozessauftakt am heutigen Montag wurde von großem Medieninteresse begleitet. Staatsanwalt Thomas Böttger warf dem 72-jährigen Angeklagten vor, er habe im Wissen um die drohende Pleite seines Unternehmens jahrelang Millionen auf die Logistik-Gesellschaft LDG umgeleitet, die seinen Kindern Lars und Meike gehörte. Das Geld habe später den Gläubigern gefehlt. Die Anklage umfasst betrügerischen Bankrott, Insolvenzverschleppung, Untreue und eine falsche eidesstattliche Versicherung.

Die einst größte deutsche Drogeriekette habe seit 2004 nur noch in einem Jahr (2006) operative Gewinne geschrieben, sagte Böttger. Spätestens 2009 habe Schlecker gewusst, dass seinem Unternehmen die Insolvenz drohte. Da habe es keine Aussicht mehr gegeben, mittelfristig in die Gewinnzone zurückzukehren.

Schlecker, der für den Riesen-Konzern aus Ehingen bei Ulm als "eingetragener Kaufmann" allein haftete, habe weder nennenswertes Vermögen gehabt, um die Dauer-Verluste auszugleichen, noch Aussicht auf Kredite. Trotzdem habe er überhöhte Preise für den Transport der Waren vom Zentrallager zu den Filialen an die LDG gezahlt, die formal nicht zum Konzern gehörte.

Diese Unternehmen haben Insolvenz angemeldet
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Schlecker betrat im schwarzen Nadelstreifenanzug den Saal im Landgericht, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Der einst für schreiend bunte Oberhemden bekannte Unternehmer trug diesmal einen schwarzen Rollkragenpullover.

Auf Bankrott in einem schweren Fall, wie er Schlecker vorgeworfen wird, steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Das Landgericht Stuttgart hat bisher 26 Verhandlungstage angesetzt. Auch zwei Wirtschaftsprüfer, die falsche Bilanzen von Schlecker abgesegnet haben sollen, stehen vor Gericht.

(oko/AFP/dpa/Reuters)
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