Höhere Preise Milch war nur der Anfang

Düsseldorf (RP). Verbraucher müssen sich zu Wochenbeginn flächendeckend auf höhere Preise für Milch und Butter einstellen. Joghurt, Sahne und Quark könnten bald folgen. In den Neuverhandlungen mit dem Einzelhandel wollen die Molkereien auch dafür höhere Preise herausschlagen. Ob sie sich gegen den Handel durchsetzen können, ist fraglich.

Die wichtigsten Antworten zur Milchkrise
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Foto: ddp

Lidl will am Montag die Verkaufspreise für Milch um zehn Cent und für das 250-Gramm-Stück Butter um 20 Cent heraufsetzen. "Die anderen Händler werden noch am selben Tag, spätestens am Dienstag nachziehen", prognostizierte ein Sprecher des Bauernverbandes. Auch der Handelsverband HDE geht davon aus, dass die Preise bald flächendeckend steigen.

Doch den Bauern ist das zu wenig. "Bei den versprochenen Anhebungen für Frischmilch und Butter darf es nicht bleiben", erklärte ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Milchviehhalter (BDM). Wenn der Handel versucht, "uns in den Verhandlungen aufs Kreuz zu legen, dann sind wir wieder da", drohte BDM-Chef Romuald Schaber bereits mit einer Wiederaufnahme des Streiks.

In der Tat entfällt auf Trinkmilch weniger als ein Viertel der Milchproduktion. Einige Molkereien stellen überhaupt keine Trinkmilch her, sie haben sich auf Käse oder Joghurt spezialisiert. Die Bauern, die an solche Milchverarbeiter liefern, würden nach jetzigem Stand komplett leer ausgehen.

Die Molkereien haben sich bereits auf die Seite der Bauern geschlagen. Erhöhungen nur bei Milch und Butter machten gar keinen Sinn, heißt es dort. In den neu aufgenommenen Verhandlungen werde man daher auch über die "gesamte Produktpalette" sprechen, erklärte ein Sprecher des Milchindustrieverbandes (MIV).

Händler wie Rewe erklärten bereits, auch für andere Milcherzeugnisse, die Preise anzuheben, wenn sich "ein neuer Marktpreis" bilde. Legt man das Niveau der Preiserhöhung bei Lidl zugrunde, müssten die anderen Produkte um mindestens 15 Prozent teurer werden.

Die meisten Handelsketten halten sich indes zurück: Zu laufenden Verhandlungen wolle man sich nicht äußern, heißt es unisono. Ein Edeka-Sprecher erklärte nur: "Zurzeit geht es in erster Linie um die Milch." Dass die Molkereien dort sehr viel mehr als bisher herausschlagen werden, sei aber zweifelhaft, heißt es aus dem Umfeld eines anderen Einzelhändlers.

Solche Aussagen lassen durchaus Zweifel zu, dass Bauern und Molkereien ihre Position im Preispoker nachhaltig verbessert haben. Bislang dominieren dort vier große Lebensmittelhändler, allen voran Aldi. Wenn der Discounter beim Preis vorprescht, folgen die anderen. Bauernpräsident Gerd Sonnleitner fordert daher eine Änderung des Kartellrechts zur Begrenzung der Macht der Supermärkte.

Ein großer Bereich der Milchverwertung bleibt von den jetzigen Diskussionen ohnehin ausgespart. Rund 30 Prozent gehen in den Export, 20 Prozent in die industrielle Verwertung, vor allem als Magermilchpulver. Dort ist der Weltmarkt ausschlaggebend. Für die Verbraucher heißt das Entwarnung: Süßes wird nicht teurer.

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