Boykott Lieferstopps beendet, Milch teurer

Berlin (RPO). Der Milchboykott in Deutschland ist beendet, dafür müssen Verbraucher sich nun an höhere Preise gewöhnen. Der Bundesverband deutscher Milchviehalter (BDM) rief die Landwirte am Donnerstag bei einer Großdemonstration in Berlin zum Ende des Lieferstreiks auf. Zuvor hatten Discounter und zahlreiche Supermarktketten ihre Bereitschaft zu Preiserhöhungen signalisiert.

Die wichtigsten Antworten zur Milchkrise
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Foto: ddp

Der Lebensmittelhandel habe auf die tagelangen Proteste der Bauern reagiert und wolle nun kooperieren, das werde auch honoriert, sagte ein Sprecher des Verbandes am Donnerstag in Berlin. "Wir setzen nun darauf, dass der Handel seine Versprechen auch einhält", betonte er.

Es gebe so gut wie keine Einzelhandelskette mehr, die die Preise für Milch und Butter nicht angehoben habe, erklärte der BDM-Präsident. "Zur Zeit fallen die letzten Bastionen", fügte Schaber hinzu. Auch der BDM-Präsident stellte zugleich klar, wenn die Gegenseite versuche, die Milchviehhalter "in den Verhandlungen aufs Kreuz zu legen, dann sind wir wieder da."

Der Discounter Lidl hatte bereits am Mittwoch angekündigt, ab kommender Woche den Verkaufspreis je Liter Milch um 10 Cent und für Butter je 250-Gramm-Päckchen um 20 Cent erhöhen und den Mehrerlös den Bauern zugute kommen zu lassen. Allerdings machte Lidl die Preiserhöhung davon abhängig, dass auch andere Handelsketten - allen voran Marktführer Aldi - dem Schritt in vollem Umfang folgten.

Aldi Süd erklärte am Donnerstag, der Konzern sei bereit, mit den Molkereien neu über die Milchpreise zu verhandeln. Dabei orientiere sich das Unternehmen an den "aktuell im Markt diskutierten Erzeugerpreisen", hieß es in einer Mitteilung. Nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) kündigten auch Rewe, Netto und Tengelmann mit seinem Discounter Plus Preiserhöhungen an.

"Wir gehen davon aus, dass Aldi und andere ihren Milchpreis jetzt ebenfalls in dieser Höhe anheben", sagte Klaus Gehrig, Chef der Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe, Focus-Online. Sollte dies nicht der Fall sein, könne man die vereinbarten Preiserhöhung nicht auf Dauer sicherstellen.

Seehofer erwartet fairen Milchpreis

Tatsächlich signalisierten Aldi und die Supermarktketten Edeka, Rewe sowie Tengelmann am Donnerstag ihre Bereitschaft zu neuen Verhandlungen mit den Molkereien. "Wenn es Preiserhöhungen gibt, werden wir auch nachziehen", sagte eine Tengelmann-Sprecherin.

Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer betonte, er sehe nun gute Chancen für die Einigung auf einen "fairen und kostendeckenden" Milchpreis. "Das Tor ist auf, dass das jetzt flächendeckend gelöst wird", sagte Seehofer. Einen Preis für den Liter Milch nannte Seehofer nicht.

Großdemonstration in Berlin

Die Milchbauern hatten am Donnerstag den Druck auf den Handel erhöht. In allen Bundesländern fanden am Donnerstag Demonstrationen und Kundgebungen statt, wie der Bauernverband mitteilte.

Seit dem Lieferboykott habe es eine "unglaubliche Solidarität" unter den Milcherzeugern und in der Bevölkerung gegeben, sagte der BDM-Präsident. Es sei gelungen, einen Damm zu brechen.

(afp)
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