Vorwurf der Untreue Lustreise: Ergo verklagt Ex-Manager

Düsseldorf (RP). Die umstrittene Lustreise von selbstständigen Versicherungsvermittlern der Hamburg Mannheimer nach Budapest beschäftigt nun auch die Justiz. Der Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo hat Strafanzeige gegen zwei frühere Manager der Hamburg Mannheimer erstattet. Das bestätigte der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Wilhelm Möllers, unserer Zeitung.

Die Anzeige richtet sich gegen Ulf Redanz, der damals im Vorstand der Hamburg Mannheimer Versicherungs AG für die Vertriebsorganisation HMI verantwortlich war, sowie gegen Kai Lange, damals Vertriebsdirektor bei der HMI.

"Die Strafanzeige erhebt den Vorwurf der Untreue gemäß Paragraf 266 Strafgesetzbuch und ist über die Staatsanwaltschaft Düsseldorf am 12.7.2011 hier eingegangen", sagte Staatsanwalt Möllers. Damit werde nun ein förmliches Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft geführt.

Die Hamburger Justiz ist nun zuständig, weil die Hamburg Mannheimer, die inzwischen in der Ergo Lebensversicherung aufgegangen ist, ihren Sitz in der Hansestadt hat. Wer wegen Untreue verurteilt wird, kann mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren belangt werden.

Großer Imageschaden

Noch ist unklar, inwieweit die beiden Manager mit der Organisation einer extrem umstrittenen Reise befasst waren und vom Besuch von Prostituierten wussten. Der Sprecher der Ergo sagte lediglich: "Wir haben der Staatsanwaltschaft einen Sachverhalt übergeben. Nun ist es ihre Aufgabe, sich eine Meinung zu bilden."

Im Jahr 2007 hatte die Hamburg Mannheimer über 70 besonders erfolgreiche ihrer selbstständigen Versicherungsvermittler zu einer Belohnungsreise nach Budapest eingeladen.

Bei einer Party in der traditionsreichen Budapester Gellert-Therme waren auch rund 20 Prostiuierte anwesend, wie der Konzern vor einigen Wochen einräumen musste. Auch sie wurden vom Unternehmen bezahlt. Die Reise kostete das Unternehmen insgesamt 300 000 Euro. Allein der Abend in der Gellert-Therme schlug mit 83 000 Euro zu Buche.

Die Affäre belastet den Düsseldorfer Konzern sehr. Es gab viele Berichte in den Medien. Der Imageschaden ist gewaltig, wie Konzernchef Torsten Oletzky beklagt. Zeitweilig musste Ergo seine große Werbekampagne stoppen, weil ihre Wirkung völlig verpuffte. Inzwischen haben 500 von 20 Millionen Kunden mit Verweis auf Affären der Ergo ihre Versicherungen gekündigt, wie Oletzky erklärt hatte.

Die angezeigten Manager haben das Unternehmen bereits seit längerem und aus anderen Gründen verlassen, wie Ergo bereits früher erklärte hatte. Ulf Redanz war 2009 ausgeschieden.

Kai Lange, der einst den Finanzdienstleister AWD mitgegründet hatte, war bis 2007 Vertriebsdirektor bei der Hamburg Mannheimer.

(RP)
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