Trennung von TÜV-Rheinland-Chef Machtkampf beim TÜV

(RP). Die am Wochenende verkündete Trennung von Vorstandschef Friedrich Hecker ist Höhepunkt eines Kampfes Mann gegen Mann beim TÜV Rheinland. Am Dienstag räumte der TÜV ein, dass die Trennung noch gar nicht beschlossen ist.

Die überraschende Trennung von TÜV-Rheinland-Chef Friedrich Hecker (49) am vergangenen Wochenende steht juristisch offenbar auf wackeligen Beinen. Nach Informationen unserer Zeitung berät Hecker sich gerade mit seinem juristischen Beistand, ob und wie gegen die Trennung vorzugehen ist.

Aufsichtsräte des TÜV Rheinland berichten, dass der Aufsichtsrat über die Trennung von Hecker vorab nicht informiert worden sei. Auch eine formale Zustimmung der Aufseher ist angeblich nicht eingeholt worden.

Dem Vernehmen nach soll Aufsichtsratschef Bruno Braun, auch bekannt als Präsident des Düsseldorfer Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und Heckers Vorgänger als TÜV-Chef, die Trennung von Hecker weitgehend im Alleingang betrieben haben.

Trennung lediglich empfohlen

Weder Braun noch Hecker wollten sich am Dienstag zu den Vorgängen äußern. Die Pressestelle des TÜV Rheinland verwies auf Anfrage lediglich auf eine Presseerklärung vom Freitag. "Darüber hinaus können wir nichts sagen", sagte der Pressesprecher.

Später korrigierte er sich und erklärte, bislang habe lediglich der Personalausschuss die Trennung von Hecker empfohlen und zu Gesprächen über die Aufhebung des Vertrages geraten. Darüber sei der Aufsichtsrat informiert worden. Die Abstimmung des Aufsichtsrates darüber stehe noch aus. Bis dahin sei Hecker, der sich derzeit im Urlaub befinde, formal noch im Amt.

Am Wochenende hatte der TÜV Rheinland allerdings schon in einer achtzeiligen Mitteilung erklärt: "Der Aufsichtsrat der TÜV Rheinland AG hat heute bekannt gegeben, dass Friedrich Hecker (49), Vorstandsvorsitzender, das Unternehmen verlassen wird, um sich neuen Aufgaben zu widmen."

Die Erklärung hatte für bundesweites Aufsehen gesorgt, weil Hecker das Amt erst vor anderthalb Jahren vom jetzigen Aufsichtsratschef Braun übernommen hatte, der den TÜV Rheinland mit seinen weltweit über 14 000 Mitarbeitern zuvor 16 Jahre lang geführt hatte. Im April hatte Hecker das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte präsentiert.

"Elefant im Porzellanladen"

Das Verhältnis von Braun und Hecker galt schon wenige Wochen nach der Stabübergabe als angespannt und soll inzwischen zerrüttet sein. Insider berichten, Hecker sei von Anfang an nur eine Notlösung gewesen, und Braun habe eigentlich einen anderen Nachfolger favorisiert.

Hecker wird auf den Fluren des TÜV Rheinland als "Elefant im Porzellanladen" beschrieben, der den Draht zu den Mitarbeitern nie gefunden habe. Auch mit der Führungsebene soll er in Streit geraten sein, weil er deren Einkünfte angeblich auf 80 Prozent des ursprünglichen Gehaltes schrumpfen wollte.

Den Rest, so wird berichtet, hätten die Führungskräfte sich nach den Vorstellungen Heckers über leistungsabhängige Prämien verdienen sollen. Angeblich sah Hecker aber bei seinem eigenen Einkommen keine Kürzung vor — im Gegenteil: Er soll über das volle Festgehalt hinaus eine zusätzliche leistungsabhängige Bonusregelung für sich vorgesehen haben. Der Sprecher sagte, von diesen Vorgängen sei ihm nichts bekannt.

(RP)
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