Fünf Fragen zum Öl Krisengipfel in der Wüste

Düsseldorf (RP). Die Welt schlägt Alarm: Die hohen Ölpreise sind nicht mehr bezahlbar. Saudi Arabien hat die High Society des Schwarzen Goldes zu einem Krisengipfel eingeladen. Aber die Wirkung ist allenfalls psychologischer Natur.´

 Die Herrscher von Saudi-Arabien bestimmen maßgeblich über die Entwicklung eines der wichtigsten Rohstoffe der Welt.

Die Herrscher von Saudi-Arabien bestimmen maßgeblich über die Entwicklung eines der wichtigsten Rohstoffe der Welt.

Foto: AP, AP

Die Fluggesellschaften gehen zu Dutzenden Konkurs. Die US-Autohersteller Ford und GM schreiben Milliarden-Verluste, weil selbst Amerikaner keine Spritfresser mehr kaufen. Die EU verbietet alte Glühbirnen. Die Bundesregierung kündigte am Sonntag eine neue Energiestrategie an. Und Marburg macht Solardächer zur Pflicht. Die Energiekrise hat die Welt im Griff.

 Will den Kauf energiesparender Geräte bezuschussen: Wirtschaftsminster Glos.

Will den Kauf energiesparender Geräte bezuschussen: Wirtschaftsminster Glos.

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Im saudi-arabischen Dschidda hat König Abdullah am Sonntag einen Krisengipfel eröffnet, um mit den wichtigsten Produzenten und Verbrauchern der Welt nach Auswegen zu suchen.

"Mehr Öl fördern", forderte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Das größere Angebot werde die Preise schon drücken, so sein Kalkül. Der Präsident der erdölexportierenden Länder lehnt das aber ab. Grund für die Rohöl-Rekordpreise sei nicht ein Mangel an Öl. Schuld seien nur die Spekulanten an der Wall Street, so Tschakib Chelil. König Abdullah ­- sein Land ist größter Erdölexporteur - rang um einen Kompromiss. Er versprach zwar, mehr Öl zu fördern. Aber er sagte nicht, wie viel.

Warum ist das Öl so teuer? Noch wird nicht mehr verbraucht als gefördert. Es gibt keine akute Knappheit. Aber es wurde auch noch nie mehr Öl gefördert als derzeit.­ Außer den Saudis sind alle Förderländer am Limit. Das lässt schließen, dass es schon bald zu wenig Öl geben wird. Darauf wetten Spekulanten, kaufen riesige Ölmengen ein und bunkern sie, um sie zum Zeitpunkt der tatsächlichen Knappheit mit Gewinn zu verkaufen. So wird Öl schon jetzt künstlich verknappt.

Wird es wieder billiger? Derzeit kostet Öl rund 140 Dollar je Fass. Von mehreren Hundert befragten deutschen Top-Managern gingen in der vergangenen Woche mehr als die Hälfte davon aus, dass der Preis noch bis 180 Dollar steigen wird. Dann allerdings werden jetzt noch zu teure, neue Fördertechniken rentabel, die zu mehr Angebot führen könnten. Gleichzeitig nimmt der Druck, energiesparende Technik zu verwenden, zu ­ womit die Nachfrage sinkt. Beides könnte die Situation entspannen.

Welche Folgen hat die Ölkrise? Öl ist der Schmierstoff der Weltwirtschaft. Nicht nur, weil Öl in mehr Produkten steckt, als man meint. Auch der Preis der anderen Produkte wird vom Ölpreis bestimmt, weil ihre Produktion und ihr Transport Energie verschlingt. Ölpreise ab 120 Dollar belasten Volkswirtschaften erheblich.

Was tut die Politik? Wenig. Sie fördert den Aufbau regenerativer Energien, bestraft zu hohen Energieverbrauch und kündigt ­ wie gestern Minister Glos ­ neue Strategien an. Würde es die geben, wären sie allerdings schon längst umgesetzt.

Zurück zur Atomkraft? Da regenerative Energien wie Wind- und Solarkraft noch nicht ausreichend genutzt werden können, sehen viele Experten keinen anderen Ausweg. Mit ihr könnte der Ölverbrauch etwa fürs Heizen ersetzt werden. Und sie produziert keine Klimagase. Wegen der ungelösten Frage der Endlagerung radioaktiver Abfälle und der Gefahr von Störfällen gilt sie in Deutschland allerdings als tabu. Mit weiter steigenden Ölpreisen könnte sich das ändern.

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