Zwischenbilanz HSH Nordbank versenkt über 800 Millionen Euro

Hamburg (RPO). Das Minus bei bei der angeschlagenen HSH Nordbank wird immer größer. Während der Verlust zum Geschäftshalbjahr noch bei 560 Millionen Euro lag, stieg er ein Quartal später auf rund 821 Millionen Euro an. Diese Zahlen legte die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in ihrer aktuellen Zwischenbilanz vor. Ab 2011 plant sie wieder Gewinne zu machen.

 Dem Chef der HSH Nordbank Nonnenmacher wurde von Ministerpräsident Carstensen der Verzicht auf Bonuszahlungen nahe gelegt.

Dem Chef der HSH Nordbank Nonnenmacher wurde von Ministerpräsident Carstensen der Verzicht auf Bonuszahlungen nahe gelegt.

Foto: ddp

Warum die Bank gerade im dritten Quartal um 261 Millionen Euro weiter ins Minus rutschte? Dafür nannte das Institut unter anderem eine höhere Risikovorsorge vor allem in der Schifffahrt. Bei der Risikovorsorge handelt es sich um Rücklagen für das Kreditgeschäft. Für den Fall, dass die Bank ihr verliehenes Geld nicht wiedersieht, legt sie entsprechende Beträge bei Seite. Die Riskikovorsorge der HSH Nordbank stieg im letzten Quartal um 0,6 auf 1,8 Milliarden Euro.

Ein weiterer Grund für den zunehmenden Verlust seien Zahlungen von 203 Millionen Euro an die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein für die Bereitstellung von Milliardengarantien.

Positiv entwickelten sich die Erträge der Bank, etwa Zinsen oder Provisionen: Die Gesamterträge verdoppelten sich auf 1,9 Milliarden Euro. Außerdem verbuchte die HSH 374 Millionen Euro wegen gestiegener Kurse von Aktien und anderer Wertpapiere.

"In der Gesamtschau hat sich die Lage der Bank weiter stabilisiert. Wir bleiben überzeugt, ab dem Jahr 2011 wieder positive Ergebnisse zeigen zu können", sagte Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher.

Personal abgebaut

Der Sparkurs der Bank zeigte sich beim Personal: Bis zum 30. September hat die HSH Nordbank 669 Jobs abgebaut, davon 414 im Inland. Der Personalstand lag bei 4.465. Der Verwaltungsaufwand fiel um 11 Prozent. Die Bilanzsumme fiel um 20 Milliarden Euro auf 186 Milliarden, auch weil weniger Neugeschäft gemacht wurde und Papiere aus dem umstrittenen Kreditersatzgeschäft verkauft wurden. Die Kernkapitalquote stieg auf 10,2 Prozent.

Die HSH Nordbank will zu Anfang Dezember eine eigene sogenannte Bad Bank ins Leben rufen, in die vor allem faule Wertpapiere ausgelagert werden sollen. Im Zuge der Rettungsaktion hatte die HSH beschlossen, sich auf ihre Kerngeschäft zusammenzuschrumpfen, nämlich die Schiffs- und Flugzeugfinanzierung und die Geschäfte in der Region.

Schon im Vorjahr Milliardenverlust

Das Minus für 2008 betrug 2,8 Milliarden Euro. Die Bank musste daraufhin von Hamburg und Schleswig-Holstein mit einer Kapitalspritze und Milliardenbürgschaften vor dem Untergang bewahrt werden. Ursache der gigantischen Verluste waren faule Wertpapiere.

Zuletzt war die HSH wegen Plänen zu Prämienzahlungen und undurchsichtiger Geschäfte in den Jahren 2007 und 2008 in die Kritik geraten. Bankchef Nonnenmacher erhält Bonus- und Altersvorsorgezahlungen von 2,9 Millionen Euro trotz der Verluste. Zwei Vorstandsmitglieder mussten wegen Fehlverhaltens gehen, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreueverdacht gegen frühere und aktuelle Topmanager.

Die HSH Nordbank gehört zu rund 85,5 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, zu 5,3 Prozent den Sparkassen in Schleswig-Holstein und zu 9,2 Prozent Finanzinvestoren um den US-Anleger J.C. Flowers.

(AP/pst)
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