Offenbar gute Chancen Bahn will TUI-Logistiktochter schlucken

Berlin (rpo). Die Deutsche Bahn will die TUI-Logistiktochter VTG übernehmen. Die Chancen dafür stehen offenbar nicht schlecht. Nach Informationen der "Welt am Sonntag" hat es der Konzern unter die letzten drei Bewerber für eine Übernahme des Schienengüterverkehrsunternehmens geschafft. Kritiker warnen vor einer Übernahme durch die Bahn.

Branchenkreisen zufolge sei neben der Deutschen Bahn noch ein Konsortium rund um die französische Staatsbahn SNCF in der letzten Bieterrunde für die TUI-Tochter, außerdem ein Bieterkonsortium um die Schweizer Güterbahn SBB Cargo. Private Bahnunternehmen befürchten im Fall einer Übernahme von VTG durch die Deutsche Bahn einen Rückschlag für die Liberalisierung des Schienenverkehrs und eine Rückkehr zur Monopolwirtschaft.

Weder die TUI noch die Bahn wollten sich zunächst zum Stand der Verhandlungen äußern. Die TUI bestätigte laut "WamS" nur, dass das Auktionsverfahren im Gange sei. Bei der Bahn hieß es dem Blatt zufolge, man stehe "aktuell nicht in einer Verhandlungsphase". Der Tourismuskonzern TUI hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, daß die Schienengüterverkehrstochter im Laufe des Jahres 2005 veräußert werden soll. VTG ist mit einem Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro europaweit einer der größten Anbieter von Kesselwagen. Als Kaufpreis wird ein Betrag von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro genannt, der Zuschlag dürfte laut "WamS" noch im ersten Halbjahr 2005 erfolgen.

Das Netzwerk Privatbahnen ließ dem Bericht zufolge bereits ein juristisches Gutachten zur Zulässigkeit der Transaktion erstellen. Diese Expertise, die dem Blatt vorliege, komme zu dem Ergebnis, dass die beherrschende Stellung der Bahn auf dem deutschen Güterverkehrsmarkt durch den Erwerb der VTG verstärkt und "zum Schaden der Industrie ein wirksamer Wettbewerb erheblich behindert würde". Erst vor kurzem hatte die Bahn den Zuschlag für den größten deutschen Kohletransporteur RAG Kohlebahnen erhalten. Die Zulässigkeit dieses Kaufs wird derzeit noch kartellrechtlich geprüft.

(afp)
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