Kostenerstattung wird ausgeweitet Arztrechnung jetzt auch an Kassenpatienten

Düsseldorf (RP). Im Rahmen der Gesundheitsreform soll die Kostenerstattung ausgeweitet werden: Auch Kassenpatienten sollen eine Arztrechnung erhalten, sie selbst begleichen und bei ihrer Krankenkasse einreichen.

Wer zahlt wieviel nach der Gesundheitsreform?
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Foto: ddp

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) plant, dass mehr Patienten künftig erfahren, welche Kosten ihre Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Physiotherapie-Stunden verursachen. Dafür will er das Prinzip der Kostenerstattung ausweiten. Zurzeit tüftelt sein Ministerium an einem Modell, das Teil der Gesundheitsreform werden soll. Nach der Sommerpause sollen die Pläne vorliegen.

Bereits heute können Kassenpatienten (das sind 87,5 Prozent der Bevölkerung) ähnlich wie Privatpatienten eine Rechnung vom Arzt erhalten, sie selbst begleichen und bei der Krankenkasse einreichen. Die Versicherten können bei ihren Krankenkassen einen entsprechenden Tarif wählen. Allerdings macht nur ein verschwindend kleiner Teil von 0,2 Prozent der gesetzlich Versicherten davon Gebrauch.

Problem Verwaltungsgebühr

Das Problem: Derzeit erhalten die Patienten, die ihre Arztrechnungen selbst zahlen, nicht die Gesamtsumme von der Kasse zurück. Die Kassen behalten eine Verwaltungsgebühr, die bei rund zehn Prozent der Rechnung liegt. Bei hohen Krankenhausrechnungen fällt der Selbstbehalt geringer aus.

Rösler will die Kostenerstattung nicht verpflichtend einführen, will aber die Anreize dafür verbessern. Es ist damit zu rechnen, dass die Verwaltungsgebühren der Kassen für die Versicherten geringer werden beziehungsweise ganz wegfallen. Dafür werden die Versicherten voraussichtlich einen fixen Selbstbehalt zahlen müssen.

Im Gegenzug können sie mit geringeren Beiträgen oder Zusatzbeiträgen für ihre Krankenkasse belohnt werden. Aus Sicht der Kassen kann sich die Kostenerstattung aber nur lohnen, wenn sich die Versicherten dann auch tatsächlich kostenbewusster verhalten und Geld einsparen. Denn ansonsten zahlen die Kassen drauf, da die individuelle Abrechnung mit den Versicherten mehr Bürokratie bedeutet.

Die Krankenkassen sind äußerst skeptisch, dass die Kostenerstattung funktioniert. "Der bürokratische Aufwand ist hoch, der Effekt gleich null", sagte der Chef der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, unserer Zeitung. Eine Sprecherin der Techniker Kasse erklärte: "Das wird eine Nische bleiben."

AOK-Chef Jacobs schlägt stattdessen vor, dass die Abrechnung weiter direkt über die Krankenkassen läuft, aber dennoch mehr Transparenz bei der Leistungsabrechnung geschaffen wird. So sollten die Patienten gleich nach der Behandlung dem Arzt seine Leistungen quittieren.

Die Ärzteschaft ist in Sachen Kostenerstattung gespalten. Ein Antrag des Hartmannbundes, sie als primäres Abrechnungs- und Vergütungssystem in der gesetzlichen Krankenversicherung einzuführen, wurde beim Ärztetag im Mai mit 118 Nein-Stimmen gegen 95 Ja-Stimmen abgelehnt. Während sich die Ärzte des Hartmannbundes von der Kostenerstattung "Transparenz, Kostenbewusstsein und sachgerechte Vergütung" versprechen, sehen die Gegner die weniger zahlungskräftigen Versicherten durch dieses Prinzip benachteiligt.

(RP)
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