Leverkusen Schadenersatzkampagne gegen Bayer

Leverkusen · In den USA werben Anwälte massiv Klienten an. Es geht um das Mittel Xarelto.

Auf den Pharma-Produzent Bayer rollt in den USA offenbar eine Klagewelle zu. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, haben amerikanische Anwälte eine aggressive Schadenersatzkampagne wegen angeblich gefährlicher Nebenwirkungen gestartet. Mehrere spezialisierte Kanzleien hätten ihre Werbeetats aufgestockt, berichtet die Zeitung unter Berufung auf die Agentur Silverstein Group. Demnach investierten die Anwälte 3,9 Millionen Dollar (rund 3,1 Millionen Euro) in Fernsehspots und andere Reklame, um Kläger wegen des Mittels Xarelto zu gewinnen. Noch im Juni hatten die Ausgaben bei 8000 Dollar gelegen.

Grund für den Anstieg könnte der Vergleich eines deutschen Bayer-Konkurrenten sein: Boehringer Ingelheim hatte im Mai in den USA einen Vergleich über 650 Millionen Dollar geschlossen. Damals ging es um das Präparat Pradaxa, das Xarelto ähnelt. Während der Kampagne gegen das rheinland-pfälzische Unternehmen hatte Silverstein deutlich weniger Werbeaktivitäten von US-Anwälten gemessen: Den Höchstwert erreichten die Ausgaben im Mai mit 500 000 Dollar. Bayer könnte also ein weit unangenehmerer Prozess um Xarelto drohen. Das Medikament ist ein sogenannter Gerinnungshemmer und wird etwa zur Vorbeugung von Schlaganfällen verschrieben. Es gilt als äußerst lukrativ. Die Erlöse haben sich dem Konzern zufolge im zweiten Quartal um fast 80 Prozent erhöht.

Allerdings gibt es auch in Deutschland Meldungen, wonach die Zahl der offiziell gemeldeten Todesfälle nach einer Therapie mit Xarelto im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist: "Uns liegen für 2013 insgesamt 102 Verdachtsberichte zu Todesfällen von Menschen vor, die zuvor mit Xarelto behandelt worden sind", teilte der Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte im Mai mit. Allerdings sei unklar, ob die Todesfälle auf das Mittel zurückgehen.

Bayer wollte sich gestern auf Anfrage nicht zu dem Bericht über die höheren Anwalts-Werbeausgaben und eine drohende Schadenersatz-Klagewelle in den USA äußern.

(maxi)
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