Düsseldorf "Energiekosten gefährden den Standort"

Düsseldorf · DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann warnte auf dem Neujahrsempfang der IHK Düsseldorf vor einem Scheitern der deutschen Energiewende. Und warb für ein starkes Europa.

Der Euro genießt derzeit keinen guten Ruf. Doch die deutschen (Export-)Unternehmen wissen, was sie an ihm haben. "Die Vorteile Europas liegen auf der Hand. Neben Frieden und Völkerverständigung sind das harte ökonomische Fakten", sagte Hans Heinrich Driftmann, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Euro und EU-Binnenmarkt hätten den Betrieben viele Chancen eröffnet. "Ein Gutteil unseres Wohlstandes beruht auf Europa, darum beneiden uns die meisten Menschen auf der Welt", sagte Driftmann gestern Abend vor 1000 Unternehmern, die zum Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Düsseldorf gekommen waren.

Auch habe nicht der Euro die Schuldenkrise verursacht: "Die Ursache liegt vielmehr darin, dass sich Wähler und Politik verständigt haben, dem Staat mehr Leistungen abzuverlangen, als dieser finanziell leisten kann." Driftmann, der im Hauptberuf den Haferflocken-Konzern Kölln führt, lobte Bundesregierung und Kanzlerin für ihre Politik in Europa. Mit Blick auf den schwarz-gelben Koalitionsvertrag sagte er, Deutschland hätte aber mehr gebraucht und mehr gekonnt.

Ein großes Problem für den Standort Deutschland sei die Energiewende: "Schon heute sind die hohen Energie- und Rohstoffkosten ein großes Geschäftsrisiko." Besorgniserregend seien die Regulierungen und Belastungen durch den Staat. 1998 lagen die staatlich verursachten Belastungen der Stromverbraucher laut DIHK erst bei zwei Milliarden Euro, inzwischen sind es 30 Milliarden. Allein die Förderung des Ökostroms verursacht Kosten von 20 Milliarden Euro, die der Stromkunde trägt. Wenn Deutschland die Energiewende nicht bekomme, blamiere es sich in der ganzen Welt, so Driftmann.

Die andere große Reformbaustelle sei der Fachkräftemangel. Um mehr Arbeitskräfte zu mobilisieren, müsse die Politik mehr tun. "Die Schulen müssen besser werden und die Kinderbetreuung verlässlicher für berufstätige Eltern", forderte der DIHK-Präsident. Zudem müsse Deutschland eine Willkommenskultur schaffen, um mehr ausländische Fachkräfte zu gewinnen.

Auch Ulrich Lehner, Präsident der IHK Düsseldorf, warb für wirtschaftsfreundliche Politik etwa bei neuen Infrastruktur-Projekten. "Ohne Industrie ist vieles nichts", sagte der frühere Henkel-Chef. Zugleich hob er den Beitrag der IHK Düsseldorf für die Ausbildung hervor, die sich dabei auf 3000 Ehrenamtliche stützen könne. 13 000 Aus- und Weiterbildungsprüfungen nähme die IHK im Jahr ab.

(RP)
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