In Nordrhein-Westfalen machten im Jahr 2013 die ersten G8-Schüler ihr Abitur. Schon vor der Einführung des G8 gab es heftige Diskussionen darum, ob die verkürzte Schulzeit nicht zur Folge haben würde, dass die Abiturienten schlechter ausgebildet sein würden als Abiturienten, die neun Jahre Gymnasium hinter sich haben.
Um dem entgegenzuwirken, wurde die Wochenstundenzahl der Schüler teilweise signifikant angehoben. Das führte wiederum dazu, dass Lehrer und Eltern bemängelten, dass Kinder zu sehr belastet würden und keine Zeit mehr für Freizeitbeschäftigungen wie Sport und Musikunterricht hätten.
Dieser Einwand wird jedoch nicht von den empirischen Daten gestützt. Diese zeigen, dass G8-Schüler weder weniger Zeit für diese Freizeitaktivitäten haben, noch dass sie unter stärkerem Stress stehen. Was nachgewiesen werden konnte ist jedoch, dass G8-Abiturienten im Schnitt weniger Zeit mit ihren Freunden verbringen können.
G8 hat kaum Einfluss auf die Schulnoten
Auch die schulischen Leistungen werden durch G8 kaum negativ beeinflusst. In Fächern wie Mathe und Physik sind die Leistungen zwischen den beiden Gruppen unverändert. Nur das Lernen von Fremdsprachen, allen voran Englisch, zeigt eine signifikante Schwäche von G8-Schülern gegenüber Schülern mit neun Jahren Gymnasialzeit.
Ein anderer schwer zu messender Nachteil wird darin gesehen, dass die Abiturienten nach acht Jahren Abitur nicht über die Reife verfügen, tiefgreifende Entscheidungen bezüglich ihres weiteren Karrierewegs fällen zu können.
Aufgrund dieser Diskussionspunkte gibt es immer noch viele Kritiker des G8. So wurde zum Beispiel in NRW 2011 den Gymnasien ermöglicht, zu einem neunjährigen Bildungsgang zurückzukehren. Die Entscheidung darüber, ob die Schule einen solchen Antrag stellen durfte, fällten die Schulträger, also meist die Kommunen. Das Modell G9 wurde dabei jedoch nur von wenigen Städten und Gemeinden bevorzugt. Allerdings wurde einige Jahre später, im Juli 2018, die Rückkehr zu G9 beschlossen.
Andere Bundesländer stehen dem G8 kritischer gegenüber. So hat Rheinland-Pfalz als einziges Bundesland G8 nie eingeführt und Niedersachsen ist ab 2015 wieder einheitlich zu G9 gewechselt.