Jüchen 350 Schüler bei der Berufsorientierungsmesse

Jüchen · Arbeitgeber wie die Bundeswehr stießen auf großes Interesse. Lokale Ausbildungsbetriebe bangen um Nachwuchs.

 Jan Armin Settels, Paul Gilles und Tim Essel mit einem Wagen, dessen technische Details erklärt wurden.

Jan Armin Settels, Paul Gilles und Tim Essel mit einem Wagen, dessen technische Details erklärt wurden.

Foto: Georg Salzburg

Am Gymnasium Jüchen bestehen jedes Jahr etwa 100 junge Menschen die Abiturprüfungen. Wie es für sie nach der Schule weitergeht, müssen sie bereits viele Monate im Voraus entscheiden. Um Zeit zu gewinnen, absolvieren immer mehr Abiturienten beispielsweise ein Freiwilliges Soziales Jahr.

Diesen Weg möchte auch der 16-jährige Paul Gilles einschlagen. „Ich brauche nach der Schule mal eine Pause“, sagt er. Gilles geht in die elfte und damit in die vorletzte Jahrgangsstufe des Gymnasiums. Abitur wird er mit 17 machen. „Später möchte ich etwas im naturwissenschaftlichen Bereich studieren. Was genau, weiß ich noch nicht.“ Zur Orientierung hat er bereits einige Praktika gemacht. Auch die Berufsmesse findet er grundsätzlich gut. „Ich weiß aber, dass viele sie überflüssig oder zu langwierig finden.“

Für rund 350 Schüler der Jahrgänge 9 bis 11 ist die dreistündige Berufsorientierungsmesse einmal pro Jahr Pflicht: Dort können sie sich an Ständen von Hochschulen und Ausbildungsbetrieben informieren und erste Kontakte knüpfen. Diesmal waren 44 Aussteller dabei, darunter namhafte Hochschulen und Unternehmen wie Henkel, 3M und Evonik. „Die Schüler können hier konzentriert Informationen sammeln“, sagt Organisator und Physiklehrer Rouven Schmalz, der so eine Berufsmesse zu seiner Schulzeit nicht hatte: „Ich musste ins Blaue hinein studieren.“

Schmalz weiß um die Problematik, dass sich Schüler immer früher entscheiden müssen. Als er mit der Schule fertig war, bestand noch die Wehrpflicht – das „Turbo-Abi“ nach zwölf statt 13 Jahren war ein Fremdwort. „Die Berufsmessen sind ein zentraler Baustein zur Berufsorientierung“, betont der Lehrer. Auch aus seiner Sicht erstaunlich: Nach Aussetzung der Wehrpflicht steht ausgerechnet die Bundeswehr als potentieller Arbeitgeber bei den Schülern hoch im Kurs. Vertreter der Truppe hielten im zwei Vorträge. Die Resonanz war riesig.

Soldat werden oder beim Bund studieren – viele angehende Abiturienten scheinen auch nicht vor rauem Ton und körperlicher Einsatzbereitschaft zurückzuschrecken. Deutlich weniger los war währenddessen an den Ständen lokaler Ausbildungsbetriebe, die zum Teil händeringend nach Azubis suchen. An den Stand des Wickrather Familienbetriebs „Holzleitner“, der sich auf den Vertrieb von Elektrogeräten spezialisiert hat und Groß- und Außenhandelskaufleute ausbildet, verirrten sich trotz vergleichsweise guter Verdienstmöglichkeiten nur wenige Schüler. Probleme bei der Besetzung offener Ausbildungsstellen kennen aber auch große Unternehmen. „„Bisher konnten wir noch alle Stellen irgendwie besetzen““, berichtet Frank Erken vom RWE-Bewerbermanagement, der 17 Berufe vorstellte. Nachwuchskräfte seien vor allem in technischen Ausbildungsberufen gefragt. Erkes zählt etwa Elektroniker und Mechatroniker auf. Lehrer Rouven Schmalz allerdings schätzt, dass nur rund 30 Prozent aller Abiturienten in eine Berufsausbildung starten. „Der Fokus liegt mehr auf dem Studieren.“ 

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