Vierschanzentournee Sven Hannawald und Martin Schmitt als Trainer?

Oberstdorf · Beim Neujahrsspringen am Mittwoch hat Martin Schmitt wohl seinen letzten Auftritt. Sven Hannawald könnte sich derweil eine Zusammenarbeit mit Schmitt als Trainer vorstellen.

Vierschanzentournee: Sven Hannawald und Martin Schmitt als Trainer?
Foto: dpa, Marc Müller

Als Martin Schmitt bei den TV-Stationen seinen enttäuschenden 36. Platz von Oberstdorf erklären musste, dröhnte der Abschiedssong "Geile Zeit" von Juli aus den Lautsprechern. Das war Zufall, denn im Innenraum wurde beim Auftaktspringen der 62. Vierschanzentournee gerade Schmitts alter Skisprung-Kollege Georg Späth verabschiedet. Der Text passte aber auch perfekt auf die Situation der Flieger-Legende mit dem Lilahelm, die den über 25.500 jubelnden Fans nach seinem letzten Auftritt als Skispringer im Allgäu noch einmal zuwinkte. "Es war ne' geile Zeit. Hey, es tut mir leid. Es ist vorbei."

Es ist (wohl) vorbei mit der Erfüllung des letzten großen Traums von Martin Schmitt, der fünften Olympa-Teilnahme in Sotschi. Dieses Ziel hatte den bald 36 Jahre alten Mann angetrieben, sich vor dem Winter noch einmal zu schinden. Über Auftritte im zweitklassigen Continentalcup hatte er gemeinsam mit hoffnungsvollen Nachwuchstalenten schließlich doch noch den Sprung ins deutsche Tournee-Aufgebot geschafft. Hier wollte er den Sprung nach Sotschi perfekt machen, doch dazu hätte es wegen der jugendlichen Konkurrenz im wiedererstarkten deutschen Team Platzierungen unter den Top Ten bedurft.

Oberstdorf hat aber bewiesen, dass Martin Schmitt dafür einfach nicht mehr stark genug davon ist. "Frustrierend ist es nicht, denn ich wusste, dass ich nicht die Tournee gewinne", sagte Schmitt tapfer wie immer und blickte zum nächsten Springen: "Ich habe zu viel attackiert. Das hält mein Sprung nicht aus. Jetzt will ich in Garmisch mein Optimum erreichen"

Mittwoch geht in Garmisch-Partenkirchen das Neujahrsspringen über die Bühne, und es scheint gut möglich, dass es zur Bühne für den Abschied des großen Martin Schmitt wird. Danach wird das deutsche Team nämlich auf sieben Springer verkleinert, und der viermalige Weltmeister und Team-Olympiasieger von 2002 braucht fast schon ein Wunder, um im deutschen Weltcup-Aufgebot zu bleiben.

Dass diese 18. Vierschanzentournee seiner Karriere die letzte ist und das Neujahrsspringen vielleicht sein letzter großer Auftritt, verdrängt Schmitt. Bald aber wird er sich mit den Planungen für die Zeit nach der sportlichen Karriere beschäftigen können. Die Richtung ist vorbestimmt: Bis 2015 wird Schmitt seine Diplom-Trainer-Ausbildung in Köln abschließen und bei seinen Fähigkeiten dürfte er bald eine gute Rolle im Trainergeschäft spielen.

"Ich würde ihn wahnsinnig gern ins Trainerteam integrieren. Es gehört zu unserer Philosophie, ehemalige Athleten wie jetzt schon die Olympiasieger Michael Uhrmann, Stephan Hocke oder dann eben Schmitt einzubauen", sagte Thomas Pfüller, der Sportliche Leiter im Deutschen Skiverband. "Ich könnte mir Martin Schmitt zum Beispiel im B-Kader vorstellen."

Vielleicht kommt es sogar zu einer Neuauflage des Erfolgsduos Schmitt/Hannawald, das vor einem guten Jahrzehnt eine Skisprung-Euphorie in Deutschland entfacht hatte. "Im Frühjahr sind weitere Gespräche geplant. Ich könnte mir so eine Position dahinter vorstellen, so wie Oliver Bierhoff im Fußball. Wenn Martin aufhört, könnten wir ja vielleicht etwas zusammen machen. Ein erfolgreiches Duo, so wie früher", sagte Hannawald. Er wurde mit dem bisher einzigen Grand-Slam-Sieg bei der Vierschanzentournee 2001/2002 zur Legende und gewann am 29. Dezember 2002 als letzter Deutscher ein Einzelspringen bei der Vierschanzentournee.

(RP)
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