Siebenkämpferin soll Gold holen Hysterie um Poster-Girl Ennis

London · Covergirl, Werbestar, einfach Darling der Nation: Sollte Siebenkämpferin Jessica Ennis kein Gold holen, wird Großbritannien Trauer tragen.

 Sogar Prinz William ist ein Fan von jessica Ennis.

Sogar Prinz William ist ein Fan von jessica Ennis.

Foto: AFP

So stellt sich der Brite also den perfekten Bikini-Body vor - der Po von Pippa Middleton, die Beine von Schwester Kate, die Brüste von Schauspielerin Michelle Keegan und der Bauch von Jessica Ennis. Es ist eine hübsche Fotomontage, die eine englische Bouleverd-Zeitung ihren Lesern da präsentiert hat. Und der vorläufige Höhepunkt im Hype um Siebenkämpferin Ennis, die auf der Insel längst wie ein Pop-Star gefeiert wird. "Ich fühle mich nackt sehr wohl", verriet sie dann noch - das Land ist verzückt.

England liebt Ennis. Die Zeitungen sind voll mit Geschichten über die 1,65 m kleine Leichtathletin mit dem großen Kämpferherzen. Sie fährt mit Hunderten von Bussen durch die Stadt und lächelt von meterhohen Postern ihren Fans zu. Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele malten Arbeiter zwei Tage lang mit 600 Litern Farbe ein riesiges Porträt der 26-Jährigen in ein Feld neben dem Flughafen Heathrow - Poster-Girl Ennis sollte die Welt in London begrüßen.

Großer Druck beim Heimspiel

Der Druck auf die Welt- und Europameisterin ist immens: Die ganze Nation erwartet von Ennis nicht weniger als die Goldmedaille. Rund 62 Millionen Briten wollen ihren Darling ab Freitag einfach nur siegen sehen. "Natürlich verspüre ich diesen Druck", sagt die studierte Psychologin, "ich verstehe auch, dass die Öffentlichkeit einem schon die Goldmedaille um den Hals hängt. Aber ich muss mich davon frei machen und fokussiert bleiben." Ennis erträgt die riesigen Erwartungen mit ihrem sonnigen Gemüt. Sie lächelt oft, und es steht ihr gut. "Alles läuft nach Plan, ich bin bereit. Es kann losgehen", sagt sie.

Peking 2008 hatte sie noch wegen eines Ermüdungsbruchs im rechten Fuß verpasst. Nach vier Jahren und über 10.000 Stunden Schinderei im Training will Ennis sich jetzt unsterblich machen. Olympia-Gold ist die einzige wichtige Medaille, die in ihrer Sammlung noch fehlt. Die Tochter einer Sozialarbeiterin und eines jamaikanischen Malers geht als absolute Top-Favoritin in die zwei Tage. Mit ihrer Weltjahresbestleistung von 6906 Punkten liegt sie deutlich vor der russischen Weltmeisterin Tatjana Tschernowa (6774). Gut möglich, dass Ennis als vierte Frau der Geschichte die 7000-Punkte-Marke knackt.

Was die notorisch klatschsüchtigen Briten neben der sportlichen Perspektive von Ennis aber noch viel mehr interessiert, ist das Privatleben des Darlings der Nation. Da ist es selbst eine Meldung wert, dass sie gerne mit ihrem Labrador Myla spazieren geht. Und dann sind da noch die Fragen nach ihrem Körper. "Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich ihm eine gute Sieben geben", sagte Ennis einem Frauenmagazin, "ich fühle mich in meinem Körper sehr wohl."

Angassen darf den nur einer - ihr Verlobter Andy Hill. Der hatte Ennis an Weihnachten einen Antrag gemacht, seitdem blättert sie sich nach dem Training durch Hochzeitsmagazine. Geheiratet wird im nächsten Jahr in einer Kirche auf dem Land. Klassisch, ganz in Weiß und sicher nicht im Bikini. Die Briten werden begeistert sein

(sid)
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