"Kreisliga gegen Champions League" Schwimmer Heintz kritisiert das deutsche System

Olympia-Schwimmer Philip Heintz (Heidelberg) kritisiert die Bedingungen für deutsche Athleten in seiner Sportart und fordert tiefgreifende Veränderungen hin zum Profitum.

 Philip Heintz meint, deutsche Schwimmer hätten im internationalen Vergleich keine Chance.

Philip Heintz meint, deutsche Schwimmer hätten im internationalen Vergleich keine Chance.

Foto: dpa, kno nic

"Vier Jahre lang interessiert sich keiner für uns, und bei Olympia müssen wir plötzlich Medaillen holen. Wo sollen die denn herkommen? Mir tut dieses System weh - ich dachte immer, wir sind eine Sportnation", sagte der Olympiasechste über 200 m Lagen im Interview mit der "Welt am Sonntag".

Er selbst habe "jetzt zehn Jahre gearbeitet, nur eben nicht in einem Beruf, sondern als Sportler, stehe aber mit Null da. Es geht nicht darum, reich zu werden, sondern sich den Sport leisten zu können. Leidenschaft alleine reicht nicht." Warum solle er vier Jahre weiter trainieren, Zukunftssorgen haben, "es auf mich nehmen, spät in den Beruf einzusteigen, wenn ich in den vier Jahren nicht mal perfekte Bedingungen habe? Bei Olympia ist es dann, als trete ein Kreisligist gegen einen Champions-League-Teilnehmer an. Keine Chance."

Die ersten drei Plätze bei Olympischen Spielen gingen meist an Sportler, die unter Profibedingungen trainieren. "Meiner Meinung nach holen wir im Schwimmen keine Medaillen mehr, weil wir zu wenig Vollprofis haben", sagte Heintz (25): "Man kann sich nicht nur auf zwei oder drei Sportler verlassen. Oder auf seltene Einzelfälle, die es trotz Studium schaffen." An mangelndem Talent liege es definitiv nicht: "Wir haben wirklich genug Schwimmer in Deutschland, die Medaillen holen könnten."

In Rio de Janeiro hatten die deutschen Schwimmer keine Medaille gewonnen.

(sid)
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