"Schön, aber kein Fünf-Sterne-Hotel" Deutsche Athleten beziehen olympisches Dorf

London · Elf Tage vor den Olympischen Spielen in London sind die ersten Athleten ins olympische Dorf eingezogen. Darunter Slalom-Kanuten aus Deutschland. Trotz zuletzt großer Debatte um Sicherheit bei Olympia ist IOC-Präsident Rogge zufrieden: "Der Spaß wird nicht verdorben."

Olympia 2012: Die Spielstätten in London
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London calling! Am Montag hat der große Einmarsch von Athleten, Trainer und Funktionären vor den XXX. Olympischen Spielen in London begonnen. Als Vorhut landeten rund 335 Athleten und 700 Betreuer aus 50 Ländern auf dem Flughafen Heathrow, der mit insgesamt 237.000 Passagieren eine Rekordzahl zu bewältigen hatte.

Als erste deutsche Sportler bezogen die Slalom-Kanuten das olympische Dorf, während die Segler sofort in die 190 Kilometer entfernte Küstenstadt Weymouth aufbrachen. "Das olympische Dorf ist sehr schön, aber kein Fünf-Sterne-Hotel. Dafür ist es sachgerecht", sagte Bernhard Schwank, Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Eine Panne gab es beim Transfer der Athleten vom Airport zum olympischen Dorf. Der zweimalige 400-Meter-Hürden-Weltmeister Kerron Clement brachte vier Stunden im Bus zu, weil der Fahrer die richtige Abfahrt verpasste. "Das war kein guter erster Eindruck von London", twitterte der 26 Jahre alte Leichtathlet aus den USA. "Es war der erste Anreisetag", erklärte ein Sprecher des Organisationskomitees (LOCOG). Da könne es passieren, das ein, zwei Fahrten etwas länger als geplant seien. Die große Mehrheit sei aber erfolgreich abgefertigt worden. Londons Bürgermeister Boris Johnson reagierte mit Humor: "Die Athleten hatten so die Möglichkeit, sogar noch mehr von der Stadt zu sehen."

Mit dem Eintreffen der Olympia-Gäste hat der größte Sicherheitseinsatz in Friedenszeiten in Großbritannien begonnen. Für Kritik hatte das Versagen des Dienstleisters G4S beim Rekrutieren von Personal gesorgt. "Die Regierung hat uns erneut versichert, dass das Sicherheitskonzept steht. Die zusätzlichen Soldaten beruhigen uns in der Sicherheitsfrage", erklärte Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), am Montag.

Neben dem Militär musste auch die Polizei einspringen. Betroffen waren Olympia-Orte unter anderem in den Grafschaften Surrey und Hertfordshire sowie in Wales und in Mittelengland. In Manchester musste die Polizei bei der Sicherung eines Hotels helfen.
G4S erklärte, die Situation sei nur vorübergehend, und in den kommenden Tagen könne die Polizei sich zurückziehen.

Die britische Armee musste ihr Kontingent um 3500 Soldaten auf 17 000 aufstocken, weil G4S nicht genügend zivile Kräfte rekrutieren konnte. Das enge Sicherheitsnetz wird laut Rogge die Atmosphäre der Spiele nicht negativ beeinflussen. Die Soldaten "werden nicht mit Maschinengewehren rumlaufen. Sie werden den Spaß nicht verderben", prophezeite Rogge. Auch Schwank hat keine Bedenken:
"Wir fühlen uns in keinem Ort sicherer als im olympischen Dorf."

Am Mittwoch werden dort auch die Schützen zu einem Intermezzo vor den Spielen eintreffen. Sie dürfen zwei Tage lang die olympische Schießanlage testen, reisen dann aber noch einmal nach Deutschland zurück. Wasserspringer, Turner und die Hockey-Frauen folgen am Freitag. Zum DOSB-Team gehören insgesamt 391 Athleten.

Mit der Eröffnung des olympischen Dorfes ist das größte Anti-Doping-Programm in der Geschichte der Spiele gestartet. Bei den Sommerspielen und Paralympics soll es unter IOC-Hoheit rund 6250 Doping-Tests geben. Bei den Peking-Spielen 2008 waren 20 Doper erwischt worden, in Athen 2004 waren es 26 Athleten.

Weniger Einfluss haben die Organisatoren auf das Wetter. Am Montag wurden die Olympia-Teilnehmer von heftigen Regengüssen und schwarzen Wolken empfangen. Da die Vorhersagen kaum Besserung versprechen, machen sich Sportverbände schon Gedanken, wie sie möglichem Unbill begegnen können. So droht das olympische Beachvolleyball-Turnier in Leggings stattzufinden. "Rettet unsere Strandhintern!" - forderte das Boulevardblatt "The Sun" angesichts des miesen Wetters.

Denn wenn das Thermometer unter 15 Grad Celsius fällt, dürfen Spielerinnen statt der vorgeschriebenen Bikini-Höschen auch lange Hosen tragen. Das bestätigte ein Sprecher des internationalen Volleyball-Verbandes FIVB in Lausanne in der Schweiz. "Gute Wetterbedingungen helfen der Präsentation des Sports und machen ihn attraktiver für den Zuschauer. Wir hoffen also, dass es sich rechtzeitig zu Olympia ausgeregnet hat im kalten Großbritannien."

(dpa)
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