Weltmeister gegen Fußball-Zwerg Spanien will Tahiti nicht verschonen

Rio de Janeiro · Welt- und Europameister Spanien steht bei seinem zweiten Spiel beim Confed-Cup vor einem schwierigen Spagat: Die Seleccion hofft gegen Tahiti auf einen Rekordsieg - aber ist der auch erlaubt?

Confed-Cup 2013: Spanien - Uruguay 2:1
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Vor dem größten Spiel seines Lebens hat Tahitis Volksheld Jonathan Tehau nur einen Gedanken. Wie komme ich bloß an das Trikot von Xavi? "Ich will unbedingt sein Trikot, aber unser Kapitän Nicolas Vallar auch", sagt der Mann, der Tahiti mit seinem Treffer beim 1:6 gegen Afrikameister Nigeria beim Confed-Cup auf der Fußball-Weltkarte eingetragen hat. Doch genau so, wie er in Belo Horizonte den nigerianischen Abwehrspielern davongelaufen ist, will er es auch am Donnerstag im mythenumrankten Maracana in Rio de Janeiro machen. "Ich muss versuchen, schneller zu sein als er."

"Müssen versuchen, es zu genießen"

Also als Vallar, nicht als Xavi. Denn was die Klasse des Welt- und Europameisters angeht, da gibt sich Tehau keinen Illusionen hin. "Sehr groß", sei die Sorge vor einem schlimmen Debakel, sagt er im Gespräch mit dem SID. "Es gibt für uns keine Lösung gegen Spanien, da können wir noch so viele Videos von Xavi oder Iniesta studieren. Wir müssen einfach versuchen, es zu genießen." Doch für die Nummer 138 der Fifa-Weltrangliste droht das Treffen mit der Nummer 1 alles andere als ein Genuss zu werden. Es droht ein historisches Debakel.

8:2 ist der Rekordsieg beim Confed-Cup - wenn Spanien auch nur halbwegs ernst macht, wird diese Marke fallen. Auch ein 10:1, seit dem Triumph von Ungarn über El Salvador 1982 der höchste WM-Sieg und Rekord bei einem Fifa-Turnier, ist drin.

Eine absolute Bestmarke, da dürfen Tehau und Co. jedoch beruhigt sein, wird es wohl nicht geben. Die hielt übrigens zumindest inoffiziell Tahiti selbst nach dem 30:0 gegen die Cook-Inseln am 2. September 1971 bei den Südpazifikspielen. Seit dem 31:0 der Australier in der WM-Qualifikation am 11. April 2001 gegen Amerikanisch-Samoa sind sie diese Bestmarke aber los.

Zumindest acht Tahitianer, Tehau gehört nicht dazu, wissen sehr genau wie es sich anfühlt, gegen Spanien unter die Räder zu kommen: Bei der U20-WM 2009 hieß es 0:8. Auch die Spanier Cesar Azpilicueta und Jordi Alba waren vor vier Jahren schon dabei. Tahitis Coach Eddy Etaeta, den viele seiner Spieler liebevoll "Papa" nennen, denkt aber nicht an eine fußballerische Tracht Prügel. "Spanien hat doch kein Interesse daran, uns 10:0 zu schlagen. Die haben Respekt."

Del Bosque fordert Konsequenz

Sein Kollege Vicente del Bosque meinte jedoch, es sei wichtig, dass seine Spieler "hungrig" seien. Torhungrig? Gestattet es nicht der Anstand, ein bisschen locker zu lassen? "Wir werden versuchen zu siegen, je höher, desto besser. So zeigen wir Respekt gegenüber unserem Gegner und auch gegenüber uns selbst", erklärte del Bosque vor dem Spiel. Er werde dennoch zahlreiche Spieler der zweiten Reihe einsetzen, auch Torhüter Iker Casillas bekomme eine Pause.

"Wir denken nicht daran, wie viele Tore wir schießen können. Wir wollen Respekt zeigen - aber wir wollen auch gewinnen, das Spiel in diesem wunderbaren Stadion genießen und in die nächste Runde", sagte Weltstar Andres Iniesta unterdessen. Und sein Teamkollege Juan Mata betonte, Spanien habe großen Respekt vor dem Ozeanienmeister. Tahiti habe doch "gegen Nigeria trotz aller Probleme gezeigt, dass sie auch Fußball spielen können und schnell sind".

Und wie sagte Jonathan Tehau noch? Genau: Schnell muss man sein!

(sid/seeg/are)
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